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WIEN / KHM: DIE WELT VON FABERGÉ

17.02.2014 | Allgemein, Ausstellungen

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Foto: Wesemann

WIEN / Kunsthistorisches Museum:
DIE WELT VON FABERGÉ
Aus den Sammlungen des Moskauer Kreml Museums und des Fersman Mineralogischen Museums
Vom 18. Februar 2014 bis zum 18. Mai 2014

Schon der Name fasziniert

Fraglos hat der Name „Fabergé“ etwas Magisches, wie Direktorin Sabine Haag bei der Pressekonferenz der Ausstellung „Die Welt von Fabergé“ im Kunsthistorischen Museum meinte. Aber die Magie bezieht sich auch auf das, wofür dieser Name steht, nämlich die Welt der russischen Zaren. Interessant, dass schon zur Pressekonferenz der russische Botschafter das Wort ergriff, um an das Haus Romanow zu erinnern, das 2013 sein 400-Jahr-Jubiläum beging, das im Russland von heute gefeiert wurde… Da hat man vor noch nicht 100 Jahren, 1918, den Zaren und seine Familie hingemetzelt (im Gegensatz zu Österreich und Deutschland, die ihre Kaiser ins Exil schickten) – und heute prunkt man mit ihren Palästen und Schätzen wie Österreich mit den Habsburgern. Das Wiener Publikum ist Nutznießer, wenn das Moskauer Kreml Museum und das Fersman Mineralogische Museum nun nicht weniger als 160 Objekte nach Wien geschickt haben, die man kurz und bündig als „Zaren-Schätze“ bezeichnen kann.

Von Heiner Wesemann

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Foto: Wesemann

Österreichisch-russische Beziehungen Schon lange, bevor die russische Ständeversammlung Michail Fjodorowitsch Romanow 1613 zum Zaren wählten, nämlich 1489 (damals herrschte hierzulande noch Friedrich III., der Vater von Kaiser Maximilian I.), gab es die ersten diplomatischen Beziehungen zwischen Moskau und Wien. Historische Daten scheinen wichtig für die Rahmenbedingungen dieser Ausstellung: Auch der 90. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der UdSSR/Russland und Österreich wird als Anlass genannt, diese „Fabergé“-Ausstellung zu bieten, wobei Sabine Haag daran erinnerte, dass Russland 1991, zum Hundert-Jahr-Jubiläum des KHM, schon hundert Leihgaben geschickt hätte und dass das KHM mit Objekten seiner Kunstkammer 2005 den Gegenbesuch in Moskau unternahm.

KHM Faberge Schiff 1 x KHM Faberge Schiff 2 x
Osterei mit Modell des Kreuzers „Pamjat Asowa“ © The Moscow Kremlin State Historical and Cultural Museum
and Heritage Site

Schatzkammer, Kunstkammer „Kunstkammer“ mag auch das Zauberwort für die Objekte sein, die das KHM nun in seinem mittleren Ausstellungssaal anbietet, denn das alte Renaissance-Verständnis von Objekten, die an sich sinnlos, aber über die Maßen schön, kunstvoll und erstaunlich waren, waltet auch über jenen Dingen, die das Haus Fabergé für das Haus Romanow schuf. Peter Carl Fabergé (1846-1920), geboren in St. Petersburg, ausgebildet in Deutschland, führte zusammen mit seinem Bruder ab 1872 das Juwelierhaus der Familie in St. Petersburg, das sich auf höchst kunstvolle Objekte spezialisierte. Ihr „Markenzeichen“ wurde das „Fabergé-Ei“, das erstmals 1891 zu einem Ostergeschenk des Zaren an seine Gattin wurde und den Fabergés den Titel eines Kaiserlichen Hofjuweliers bescherte. Bis 1917, wo man das letzte Ei (es ist in Wien zu sehen) nicht mehr vollendete, gab es 50 Stück, begehrt in aller Welt, heute auch überall verstreut – die Forbes-Collection in New York war berühmt für die größte Privatsammlung von Fabergé-Eiern, die man 2004 an den russischen Oligarchen Victor Vekselberg verkauft hat. Zu den Besitzern von Fabergé-Eiern zählen u.a. die englische Königin, Museen in USA und GB und Millionäre, die lieber nicht genannt werden wollen.

Vier Eier für Wien Vier Fabergé-Eier bilden das Zentrum der Ausstellung in Wien, darunter das erste und das letzte. Das erste, das Zar Alexander III. der Zarin Maria Fjodorowna zu Ostern 1891 schenkte, ein Kunststück, das nicht zuletzt an chinesische Arbeiten erinnert, befindet sich doch innerhalb des Eies, das selbst nur 9,3 mal 7 cm groß ist, noch ein bis in winzige Details ausgefertigte Modell jenes Schiffs „Pamjat Asowa“, auf dem die Zarensöhne eine mehrmonatige Reise unternommen hatten. Gleichfalls Bezug auf ein aktuelles Ereignis nimmt jenes Ei, das der letzte Zar Nikolaus II. seiner Gattin Alexandra Fjodorowna zu Ostern 1900 schenkte und wo man der historischen Tat der Errichtung der Transsibirischen Eisenbahn gedachte – innerhalb des Eies befindet sich ein kleiner, funktionstüchtiger Waggon, außerhalb des Eies ist der Zug selbst, knapp 40 cm in Gold und Platin gestaltet worden, den man in Bewegung setzen konnte. 1906 schenkte Nikolaus II. seiner Frau das „Moskauer Kreml“ genannte Fabergé-Ei in Erinnerung an einen gemeinsamen Moskau-Aufenthalt – ein Kathedralenturm mit vergoldeter Kuppel ist zu sehen, durch Mini-Fenster kann man in das beleuchtete Innere blicken. Mehr noch – das Ei funktioniert auch als eine Art Spieluhr, die Cherubini-Melodien erklingen lässt. Jenes vordringlich aus Bergkristall für die Zarin geschaffene Ei, das „das Sternbild des Zarewitsch“ zeigen sollte, wurde 1917 nicht vollendet. Die Zarenfamilie überlebte die Revolution nicht, Peter Carl Fabergé starb 1920.

KHM Faberge Hund gross x KHM Faberge Kreml Ei~1KHM Faberge Kreml Ei~2
Kleine Bulldogge © The Moscow Kremlin State Historical and Cultural Museum and Heritage Site

Fast eine Industrie Das Haus Fabergé belieferte nicht nur die Zaren, sondern alle, die es sich leisten konnten (Ausführungen für ein russisches Großbürgertum waren entsprechend einfacher und billiger als für Königshäuser), und beschäftigte zeitweise über 500 Goldschmiede, Steinschneider und Juweliere aus verschiedenen Ländern. Entsprechend breit war die Produktpalette – die Ausstellung bietet noch andere Stücke, die Fabergé für die Romanows herstellten, ob kleine Tierfiguren, Blumen aus Edelsteinen, Gefäße, Tabatieren. Dabei war das Haus Fabergé nur die Spitze des Eisbergs – solange die feudalen Zeiten anhielten, gab es in Russland zahlreiche andere Hoflieferanten (Bolin, Carl Blank, Pavel Ovchinnikov oder Ivan Khlebnikov), deren Werke nie dieselbe internationale Berühmtheit gewannen, aber nicht minder bemerkenswert sind. Auch Objekte, die ebenso der religiösen Kunst wie höchstwertigem Kunsthandwerk zugehörig sind, finden sich in der Ausstellung. Den kompletten Überblick liefert der besonders gelungene Katalog, wo man manchem Detail näher kommt als in der schummrigen Ausstellung. Was die Objekte, die man hier auf engstem Raum so großartig hingestellt findet, wert wären, wenn man damit in die Auktionshäuser der Welt ginge, mag man sich gar nicht ausdenken.

Kunsthistorisches Museum Wien
Maria-Theresien-Platz, 1010 Wien
Bis 18. Mai 2014, Di bis So, 10 bis 18 Uhr, Do bis 21 Uhr

 

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