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WIEN / KHM: DAS GOLD DES KAISERS

01.06.2016 | Ausstellungen, KRITIKEN

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WIEN / Kunsthistorisches Museum / Münzkabinett:
DAS GOLD DES KAISERS
Vom 24. Mai 2016 bis zum 5. März 2017

Die Sammelleidenschaften der Habsburger

Viele Habsburger hatten anspruchsvolle Hobbies, und sie alle konnten sie sich leisten. Die einen waren leidenschaftliche Musiker und ließen Barockopernaufführungen erstehen, die andere Höfe zugrunde gerichtet hätten. Die Bescheideneren befassten sich mit Gärten und Naturkunde. Viele sammelten – die Republik dankt es ihnen – Bilder. Und ein so kluger Mann wie Franz Stephan von Lothingen, der viel weniger „Kaiser Franz I.“ (des Heiligen Römischen Reichs) als Gatte von Maria Theresia war, sammelte im Rahmen seiner vielfältigen Interessen auch – Gold. Das heutige Münzkabinett lebt davon und zeigt nun einen Teil seiner Schätze unter dem Titel „Das Gold des Kaisers“, obwohl es genauer eigentlich „Das Gold der Kaiser“ hätte heißen müssen.

Von Renate Wagner

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Schon lange vor Franz Stephan Der Lothringer war nicht der erste Sammler, den es in der Familie Habsburg (in die er hineinheiratete) gab. Schon sein Schwiegervater Karl VI. zeigte eine so besondere Vorliebe für Münzen und Medaillen, dass er kostbare Stücke auf Reisen in einer Numothek (heute würde man sagen: in einem Münzalbum ganz besonders kostbarer Ausprägung) mit sich führte. Und auch schon von weit früheren Familienmitgliedern sind Münzsammlungen überliefert, etwa eine Lade mit böhmischen Goldmünzen von Kaiser Rudolf II.

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Lade mit böhmischen Goldmünzen
von Kaiser Rudolf II ( © KHM-Museumsverband)

Bestechungs-„Geschenke“ für den Kaiser Franz Stephan von Lothringen brachte 1748 nach seiner Kaiser-Krönung seine Kunst- und Naturaliensammlungen von Florenz nach Wien – eine Sternstunde für die Wiener Kunstgeschichte und Wissenschaft. Als Münzenthusiast war er nicht nur an Stücken der Vergangenheit, sondern gleicherweise auch an der damaligen Gegenwart interessiert. Tatsächlich wurde seine Sammelwut im Bereich der Münzen und Medaillen dermaßen bekannt, dass „Geschenke“ dieser Art an den Herrscher nach heutigen Maßstäben wohl an die „Bestechlichkeit“ anstreifen würden – damals sah man es wohl anders. Dass man in Wien Münzen nicht nur sammelte, sondern auch wissenschaftlich bearbeitete, zeigt die „Numismata Cimelii“, in welcher der kaiserliche Kustos Erasmus Froelich 1755 die antiken Münzen im Wiener Besitz aufarbeitete. Darüber hinaus ließ Franz Stephan über seine Bestände genau „Buch führen“: der Numismatiker Valentin Jameray Duval verzeichnete die in der Sammlung vorhandenen Silber- und Goldstücke in jeweils zwei großformatigen Bänden, den „Monnoies en argent“ (1756) und den „Monnoies en or“ (1759).

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Habsburger und andere Unter den späteren Habsburgern war es dann Kronprinz Rudolf, in dessen Besitz sich zahlreiche Münzen und Medaillen fanden (so hatte er von Kaiser Wilhelm I. eine „Friedensmedaille“ erhalten), und solcherart blieb der Zustrom zum Münzkabinett über Jahrhunderte aktiv, zumal ja auch alle Geschenke dieser Art (etwa an Kaiser Franz Joseph) hier landeten. Aber es gab auch fürstliche Sammler wie beispielsweise Staatskanzler Kaunitz, der aus der Hand von Zarin Katharina II. von Russland eine ganze Sammlung russischer Goldmedaillen besaß und dessen Erben sie den Habsburgern verkauften.

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Die Zeichen der Macht Goldene Medaillen herstellen zu lassen, war für Fürsten ein Zeichen der Repräsentation, sie dann als Geschenke weiterzugeben, ein Zeichen ihrer Macht. Wo man heute bestenfalls „nur“ Orden hat, handelte es sich damals oft um riesige Objekte, die zu Regierungs-Antritten und –Jubiläen, gewonnenen Schlachten und fürstlichen Treffen und vielen anderen politischen Gelegenheiten in Gold hergestellt wurden. Wobei der legendäre „Krösus“, der im 6. Jahrhundert v. Chr. in Lydien regierte, als der Erste galt, der Goldmünzen prägen ließ. Gold für Münzen gab es bei den Ägyptern und auch den Römern, die die folgerichtig „Aureus“ genannte Münze prägten.

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Kostbarkeiten aus der Überfülle Das heutige Wiener Münzkabinett, das dem Kunsthistorischen Museum angeschlossen ist, umfasst etwa 600.000 Stück. Michael Alram, hier Direktor und Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften, konnte aus der Überfülle auswählen. Die Ausstellung, vorbildlich beschriftet (da der Besucher hier wirklich Information braucht), bietet ihr Material in 16 Schwerpunktthemen an. Vieles wurde an Kaiserhöfen weitergegeben, anderes wiederum kam auch einfach „aus der Erde“ – es gab spektakuläre Funde wie den „36-facher Solidus des Valens“, 1763 in Ungarn in den Donauauen gefunden und dem Kaiserhaus geschenkt. Damit kann Wien die schwerste bekannte Goldmünze aus römischer Zeit zeigen! Andere kostbare Funde waren etwa die Goldbarren, die in Czófalva (damals Siebenbürgen, heute Rumänien) auftauchten und eine besondere Geschichte erzählen – offenbar waren sie in der Völkerwanderung zwecks Münzprägung auf dem Balkan unterwegs und wurden geraubt… So hängt an jedem Stück eine Geschichte. Zwischen Antike und 19. Jahrhundert, wo man Franz Joseph mit nicht endenden Medaillenfülle ehrte, kann jeder das heraussuchen, was ihn an meisten interessiert.

Das Gold des Kaisers. Bis 5. März 2017
Münzkabinett / Kunsthistorisches Museum Wien / 2. Stock
Maria Theresien-Platz, 1010 Wien
Öffnungszeiten: Juni bis August, täglich 10 – 18 Uhr
September bis Mai, täglich außer Montag 10 – 18 Uhr

 

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