WIEN / Kammeroper:
KRIEG UND FRIEDEN
Bertha von Suttner & Alfred Nobel
Eine Freundschaft aus Liebe
Kammerspiel mit Musik
18. Oktober 2018
Bei dem Begriff „Krieg und Frieden“ denkt man in erster Linie an den Roman von Tolstoj, als Opernfreund dann an die Opernfassung vor Sergei Prokofjew, aber die knapp zweistündige Vorstellung in der Kammeroper ist etwas anderes – nämlich ein Abend für eine Sängerin (plus Pianistin) und einen Schauspieler. Das Thema, das man sich gestellt hat, und das – sagen wir es offen – die Musik und die dazwischen geschobenen Lieder absolut nicht braucht, ist der Briefwechsel zwischen Bertha von Suttner (1843-1914) und Alfred Nobel (1833-1896).
Das sind natürlich zwei Persönlichkeiten, die in der Weltgeschichte stehen: Die Österreicherin, auch als „Friedens-Bertha“ belächelt, hat immerhin eine gewaltige „Friedensbewegung“ aufgestellt, bevor der Tod sie vor der Vernichtung ihres Lebenswerkes bewahrte – sie starb sieben Tage vor dem Ausbruch des Erstens Weltkriegs. Der Schwede Alfred Nobel, ein Meister im Entwickeln von Sprengstoffen (zuletzt Dynamit), der damit sagenhaft reich wurde und diesen Reichtum in die Stiftung der Nobelpreise einbrachte. Sie wurden ab 1901 verliehen, Bertha von Suttner erhielt 1905 den Friedensnobelpreis.
Die beiden lernten einander kennen und schätzen, als Bertha von Suttner, damals noch Gräfin Kinsky, sich bei Nobel in Paris um eine Stellung bewarb, dann aber doch lieber den Baron von Suttner heiratete. Mit Nobel war sie bis zu seinem Tod in einem Briefwechsel, der in den ausgewählten Beispielen dieses Abends seine Bewunderung für sie als Frau (aber verheiratet und deshalb unerreichbar), ihren missionarischen Eifer für die Friedensbewegung, seine Zweifel an idealistischen Kopfgeburten – und letztlich immer wieder die Frage des Geldes reflektiert. Denn Nobel war überaus großzügig, und Bertha von Suttner überwand jede zarte Damenhaftigkeit, wenn sie einen Scheck nach dem anderen erbat und auch sein Prestige für die Friedensbewegung einzusetzen suchte. Neben der menschlichen Ebene läuft da auch eine ganz – kommerzielle…
Angelika Kirchschlager ist Sängerin. Natürlich kann sie sprechen und gestalten, aber gemessen an ihrem Partner merkt man doch den Unterschied der Professionen. Erwin Steinhauer sitzt nur am Tisch und liest – und ist Alfred Nobel, die ganze Persönlichkeit kommt in ihren Nuancen zum Tragen, als stünde er in einem vielstündigen Fernsehfilm vor uns.
Die Musik, wie gesagt, bräuchte man an diesem Abend nicht, aber man soll nicht ungerecht sein: Zu erfahren, dass Franz von Suppé zum Friedenskongreß in Bern 1892 ein Lied „Die Waffen nieder!“ komponiert hat und dieses einmal zu hören (am Klavier: Edda Andrea Graf), ist immerhin eine Information.
Renate Wagner
Weitere Aufführungen: 31. Jänner, 2. März 2019, 19:30 Uhr