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WIEN / Kammeroper: COMBATTIMENTI

Monteverdi, immerhin

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Copyrights ©Herwig Prammer

WIEN / Kammeroper des Theaters an der Wien: 
COMBATTIMENTI von Claudio Monteverdi
Premiere: 27. September 2024 

Monteverdi, immerhin

Die Kammeroper des Theaters an der Wien (nicht überschwemmt und folglich im Gegensatz zum Haupthaus spielbereit) eröffnet mit einem Projekt, das ein Werk des 17. Jahrhunderts inhaltlich entschlossen in die Gegenwart holen will.

An sich war „Il combattimento di Tancredi e Clorinda“ von Claudio Monteverdi, uraufgeführt 1624 in Venedig, nur eine der vielen Vertonungen von Motiven aus Tassos „Befreitem Jerusalem“. Trancred und Clorinda gehen im Kampf auf einander los – in Tassos Epos, das viel mit Religion zu tun hat, wird sie von ihm getötet. Monteverdis Madrigal dauert eine halbe Stunde und war für drei Sänger gedacht.

Der Dirigent David Bergmüller und Regisseur Olivier Fredj haben in ihrem gemeinsamen Projekt die Besetzung auf sechs Sänger erweitert und 80 Minuten Spielzeit heraus geschlagen – es gibt ja genügend Madrigalmusik von Monteverdi. Man darf gleich sagen, dass diese des Abends bester Teil ist, manchmal möchte man nur die Augen schließen und zuhören, vor allem wenn die beteiligten Sänger im Chor agieren. Denn szenisch gestaltet sich das Ganze etwas mühsam.

Zuerst drei Damen, drei Herren, schwarz gewandet, als Chor, Dann kleiden sie sich immer wieder um – was tatsächlich mit Tanredi und Clorinda auch in historischen Gewändern (Kostüme: Petra Reinhardt) beginnt, bewegt sich mit stark pantomimischer Aktion sukzessive auf unsere Zeit zu, auch im Bühnenbild (Thomas Boudewijn), bis die Protagonisten am Ende Maschinengewehre in der Hand halten und eine Nachrichtensprecherin von der Ukraine und Gaza erzählt… Das ist ehrenwert gedacht und gemacht, wenn auch ein wenig vordergründig simpel.

Darum bleibt der musikalische Teil am stärksten, mit David Bergmüller und den Musikern des Ensembles Proxima D. gelingt hier Schönes. Ferran Albrich Solà, Johanna Rosa Falkinge, Luciana Mancini, Ambra Biaggi, Ilyà Dovnar und Lazar Parežanin schlüpfen in die verschiedensten Rollen und sind einzeln nicht zu identifizieren. Als Chor leisten sie Harmonisches, als Solisten zeigt sich bei dem einen oder anderen stimmlich ein Qualitätsdefizit, während der darstellerische Einsatz tadellos ist und vom Premierenpublikum auch freundlich akklamiert wurde.

Renate Wagner

 

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