Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN / Josefstadt: TRILOGIE DER SOMMERFRISCHE

Nach und nach wird es fad

02.06.2024 | KRITIKEN, Theater

trilogie der sommerfrische szene ab65c0ab17~1
Fotos: Theater in der Josefstadt

WIEN / Theater in der Josefstadt:
TRILOGIE DER SOMMERFRISCHE von Carlo Goldoni
Premiere:  1. Juni 2024 
besucht wurde die Generalprobe

Nach und nach wird es fad

Zu Beginn scheint es eine turbulente Komödie, wo rivalisierende junge Damen ihren privaten Contest über neue Kleider für den Sommerurlaub austragen. Dann ist man in der Sommerfrische am Meer, wo nichts so läuft, wie es sich die Herrschaften vorgestellt haben. Und am Ende? Da haben wir eine veritable Tragödie, zwei Paare, von denen jeweils ein liebender Partner weiß, dass seine Gefühle nicht erwidert werden… Die „Trilogie der Sommerfrische“ von Carlo Goldoni ist ein vielschichtiges, reich schattiertes Werk, eine dreiteilige, stellenweise ausufernde Geschichte mit ein paar Figuren zu viel, die schwer auf einen normalen Theaterabend zu bändigen ist.

Mit rund drei Stunden Spieldauer gelingt das Regisseur Janusz Kica anfangs recht gut, wobei die Ausstattung von Karin Fritz hilfreich ist. Große Paneele, die hin und her geschoben werden, ermöglichen witzige, schnelle Übergänge, die Kostüme haben Humor (wenn auch die Frisuren, vor allem der Männer, das Hochgroteske streifen). da herrschen Tempo und Slapstick, und viel Musik gibt es auch.

Die Komödie des Prestiges und des Geldes, um das es geht, ist auf diese überhöhte Art von 1761 (ja, das Ganze ist 18. Jahrhundert! Damals herrschte Maria Theresia!)) durchaus auf die Gegenwart zu übertragen.

Wenn sich die Handlung in den Ferien zieht, so mag das der Langeweile zuzuschreiben sein, die die Herrschaften am Meer empfinden, wo das Essen befriedigender ist als die Liebesgeschichten – aber diese Länge darf sich nicht auf das Publikum übertragen, was leider der Fall ist. Und wenn der dritte Akt dann tief tragisch ausgeht, sollte es immer noch  eine Tragikomödie sein, nicht der schleppende Leichenbitter, der sich hier entfaltet.

Kurz, die Trilogie sackt sukzessive ab, auch wenn ihre musikalische Garnierung (vordringlich mit italienischen Schlagern, aber auch der komödiantischen Verhunzung von Opern) geradezu gewaltsam für Stimmung sorgen will.

trilogie der sommerfrische zwei paare 1~1

Die weibliche Hauptrolle ist mit Juliette Larat besetzt, die man schon im „Zerbrochnen Krug“ gesehen hat und dort, als Opfer Eve, weit überzeugender. Hier sollte sie eine sprühende junge Frau im Gefühlschaos geben, was sie brav auf und ab spielt, ohne je im geringsten das erotische Flair und die Faszination dieser Giacinta auszustrahlen, die schließlich gleich zwei Männer in die emotionale Verzweiflung stürzt.

Paula Nocker macht als Vittoria, in jeder Hinsicht ihre Rivalin, die Wandlung von der nervtötende Zicke zur bedrückten unglücklich Liebenden durch. Katharina Klar versucht gegen ihren Typ eine wendige Zofe zu sein. Als Tante Sabina sieht man wieder einmal Marianne Nentwich, die Doyenne des Hauses, ganz auf jugendlich – auch sie lässt sich auf die busenbetonte Mode des Abends ein. Martina Stilp und Larissa Fuchs plagen sich mit zwei überflüssigen Figuren.

Die Herren Claudius von Stolzmann. Alexander Absenger und Raphael von Bargen sind mehr zu Slapstick angehalten als zur echten Charakterisierung von Menschen. Da haben es die Älteren schon besser: Marcus Bluhm (warum er zwei Rollen spielen muss, weiß allerdings niemand) und André Pohl mit gebotener Ironie unterwegs, und die Diener Markus Kofler und Marcello De Nardo – vor allem Letzterer, immerhin ist sein Italienisch echt! – profilieren sich prächtig, während Matthias Franz Stein als unbedarfter junger Mann unauffällig herumtapst.

Alles in allem weiß man am Ende nicht, ob man sich gut unterhalten hat oder irgendetwas von der Geschichte mitnehmen konnte. Halt eine Premiere, um den Betrieb am Laufen zu halten. Ein bißchen mehr sollte Theater schon sein.

Renate Wagner

 

Diese Seite drucken