ImPulsTanz /
Tanztheater aus Berlin und Südkorea
Choreographin Sasha Waltz, Jahrgang 1963, mit ihrem ebenfalls kreativem Gatten fest im Berliner Kulturbetrieb verwurzelt, ist in ihrer Karriere auch für nur eine einzige Saison Leiterin des Berliner Staatsballetts gewesen. Ohne Fortune. Mit ihrem kalkulierten Tanztheater mit Gesamtkunstwerk-Prätention konnte sie nicht die Herzen der dortigen Ballettfans berühren.
Bei dem ImPulsTanz-Gastspiel im Burgtheater von „Sasha Waltz & Guests“ zu der 1964 in San Francisco uraufgeführten und früher oft musizierten Improvisations-Partitur „In C“ von Minimal Music-Pionier Terry Riley war zu spüren: Über eine Stunde voll pulsierendes Bewegungsspiel mit all den heutigen Manierismen, kraftvoll, ruhelos, vom kleinen Ensemble mit faszinierender Hingabe in unzähligen phrasenhaften Wiederholungen ausgespielt – von den Qualitäten seelischer Expressivität großer Kunstwerke ist hier nichts zu merken. Viele aparte Varianten in diesem Wiederholungs-Zirkus, angetrieben von dem hier andauernd dröhnendem Elektro-Computer-Sampler-Gitarre-Schlagwerk-Sound des Schweizer Trios The Young Gods, können ihre Reize haben. Doch die Stereotypie ermüdet. Und auf das Bemühen um Suche nach einer Aussage …. erweist sich vielleicht eine Leere?
Und Tanztheater aus Südkorea? Choreograph Kyoung Shin Kim führt dies mit seiner Truppe ‚Unplugged Bodies‘ vor. Ganz ohne asiatischen Folklore-Zauber. Doch in „Homo Faber – The Origin“ total auf Sozialkritik fokussiert. Gefangen in der Gegenwart: Der arbeitende Mensch, ausgebeutet, getrieben, glanzlos, herum laufend, verharrend, sich hilflos windend. Von einer drohenden Stimme und matten Klängen, keiner aufbauenden Musik, gehetzt. Sechzig Minuten nicht so ganz überzeugend in der Spannungskurve, doch positiv im Volkstheater aufgenommen.
Meinhard Rüdenauer