Impulstanz im Volkstheater: Finale und Gala Wien Welt Wettbewerb – internationaler Tanznachwuchs auf dem Weg zur großen Karriere (26./27.7.2014)
Best Future Talent: Gramada Darius. Foto: Gerhard Müller
Mit einem Empfang im Rathaus wurde der 7. Wien Welt Wettbewerb am Dienstagabend festlich eröffnet; ab Mittwoch ging es in die Vorrunden im Muth Theater im Augarten. In vier Kategorien unterteilt nach Altersklassen traten 250 junge tanzbegeisterte Menschen aus 23 Nationen gegeneinander an: A(Amateur), B (Berufsballettschulen), C (moderner und zeitgenössischer Tanz) und D (Berufstänzer/innen).
Best Pas de deux Paar und Preis der Russischen Federation des Int. Ballet Wettbewerbes – Moskau: Olga Chelpanova und Konstantin Korotkov. Foto: Gerhard Müller
Die 21köpfige Jury mit Präsident Vladimir Malakhov an der Spitze bewertete das Dargebotene – beim Finale am 26.7. dauerte dieses Unterfangen sogar bis nach Mitternacht, bis alle dafür Qualifizierten aufgetreten waren – und danach ging es noch für die Jury bis 3 Uhr früh weiter um die Entscheidungen für die Preisträger des Wettbewerbs zu treffen. Prof. Karl Musil war es stets ein persönliches Anliegen, dass sich der Tanznachwuchs in einem Wettbewerb messen soll und es war auch sein letzter Wunsch vor seinem Ableben, dass wieder ein Ballettwettbewerb in Wien ausgetragen wird. Prof. Evelyn Téri übernahm es, diesen Wettbewerb, der sich aus dem ÖTR-Contest entwickelt hat, auf die Beine zu stellen – in Kooperation mit Sophia Li, der Vorsitzenden des NCCEA (Verein für internationalen Kunst und Kulturaustausch) sowie mit Karl Regensburger von Impulstanz, dem weltweit bekannten Wiener Sommer-Tanzfestival.
Grand Prix-Sieger: Zhang Haidong und Yu Chuanya (China). Foto: Gerhard Müller
Beim abschließenden Galaabend im ausverkauften Volkstheater traten nicht nur internationale Gäste, darunter ehemalige Sieger des ÖTR-Contests sondern auch die Preisträger des diesjährigen Wettbewerbs auf. Besonders gefühlvoll und sehr stimmig gestaltete sich der Pas de deux „Inferno – Duett“ mit Catherine Franco und Denis Piza von der Hannover Staatsoper, die damit eine Choreografie ihres Ballettchefs Jörg Mannes zeigten. Dieser Pas de deux war durch seine interessanten Körperverschlingungen und ungewöhnliche Hebefiguren ein exquisiter Beitrag. Dazu im spannenden Gegensatz der kraftvoll-ästhetische und dennoch sensible Pas de deux von Marian Walter und Rainer Krenstetter: mit ihrem Duett aus „Les Intermittences du Coeur“ von Roland Petit gefielen die beiden Tänzer vom Staatsballett Berlin außerordentlich. Als Publikumsliebling erwies sich Dinu Tamazlacaru, der mit dem Solo „Les Bourgeois“ Charme und nonchalanten Machismo demonstrierte. Der heimische Ballettnachwuchs gab nicht nur durch die beeindruckenden Erfolge beim Wettbewerb ein kräftiges Signal, mit Jakob Feyferlik überzeugte hier der jüngste Tänzer im Staatsballett Wien. Gemeinsam mit Rosa Pierro verkörperte er im Pas de deux aus „Concertina la Vita Aeterna“ (Choreografie: Evelyn Téri) natürliche Frische und jugendliche Strahlkraft. Im Anschluss an ihre Auftritte wurden Dinu Tamzlacaru und Jakob Feyferlik der Karl Musil-Preis verliehen. Die nach dem Tod des bekannten Staatsoperntänzers und Pädagogen gegründete Stiftung vergab hiermit zum ersten Mal diese Auszeichnung – in Anwesenheit von Nadine Musil und Christian Musil. Zhang Haidong und Yu Chuanya vom China Liaoning Ballet waren als Gäste zur Gala geladen, beschlossen dann am Wettbewerb in der Kategorie D/Pas de deux anzutreten und reüssierten dort – sie errangen den Grand Prix. In der Gala zeichnete ihre Darbietung von „Esmeralda“ Eleganz und geschmeidige Technik aus. Nach der Pause waren dann die Preisträger zu sehen, von denen besonders Darius Gramada aus Rumänien gefiel, der mit 9 Jahren als bestes Zukunfts-Talent ausgezeichnet wurde und mit dem „Gopak“ große Sprungstärke und bereits Bühnenpräsenz zeigte. Ein interessantes Talent ist Zoe-Afan Strasser. Die großgewachsene 15jährige Tänzerin aus Österreich vom Konservatorium Privatuniversität der Stadt Wien trat mit ihrer eigenen Kreation auf, für die sie den Preis der Outstanding Choreography zugesprochen bekommen hatte. Lisa Breuker (Siegerin Kategorie D; Staatsballett Berlin) bezauberte mit Liebreiz und Esprit in ihrer „Giselle“-Variation. Olga Chelpanova und Konstantin Korotkov wurden als „Bester Pas de deux“ ausgezeichnet und erhielten auch einen Sonderpreis der International Federation of Ballet Competitions – sie tanzten einen Pas de deux aus „Talisman“ mit Esprit und Souveränität. Maria Yakovleva trat nach ihrer Verletzungspause erstmals auf und zeigte den „Sterbenden Schwan“, der zuvor schon in der ungewöhnlichen Interpretation von 6 Mädchen, die als Beste Gruppe (Kategorie A2) ausgezeichnet wurden, zu sehen war. Den Abschluss des Abends bildete der Auftritt von Francesca Harper, die mit einem Ausschnitt aus ihrer Produktion „The Look of Feeling“ über ihre Mutter Denise Jefferson den Kreis zum Impulstanz-Festival schloss. Sowohl die Gäste als auch die Preisträger wurden vom Publikum bejubelt.
Aus österreichischer Sicht erfreulich die Leistungen im Wien Welt Wettbewerb von Dina Levin (2.Platz/D) von der Junior Kompanie der Ballettakademie der Wiener Staatsoper sowie von Maria Tolstunova (3.Platz/D) vom Staatsballett Wien. Kollege Greig Matthews erhielt einen Sonderpreis des Jurypräsidenten. Costa Daniele Francesco wurde zweiter; Nejime Keisuke ebenfalls vom Staatsballett Wien ertanzte den dritten Platz bei den Herren in der Kategorie D. Weitere Erfolge verzeichneten u.a. Rosa Pierro (3.Platz/B2) und Solowjowa Luisa (2.Platz/B1).
Ira Werbowsky