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WIEN / HEIDIHORTENCOLLECTION: OPEN

02.06.2022 | Ausstellungen, KRITIKEN

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WIEN / HEIDIHORTENCOLLECTION: 
OPEN
Vom 3. Juni 2022 bis 2. Oktober 2022

Von der Kanzlei zum Museum

Besser könnte die Lage von Wien neuestem Museum nicht sein: Zwischen der Staatsoper und der Albertina im Herzen der Stadt, innerhalb der Ringstraße gelegen, hat Heidi Horten für ihre „Collection“ eine Superadresse gefunden. Die Wiener Theaterfreunde kennen das Gebäude als „Hanuschhof“, einst konnte man hier Opernkarten kaufen, dann hat Ioan Holender ein schönes Opernmuseum dort platziert, für das sein Nachfolger keinen Sinn mehr hatte. Nun präsentiert sich dieser Teil des Gebäudes als Palais Goëss-Horten und zeigt sich der Öffentlichkeit unter dem Titel „Open“. Dabei geht es vor allem darum, das Museum als solches, als Architektur kennen zu lernen.

Von Renate Wagner

Heidi Goëss-Horten     Geboren 1941 in Wien als  Heidi Jelinek, in erster  Ehe mit Kaufhauskönig Helmut Horten (1909–1987) verheiratet, in zweiter Ehe Heidi Charmat (geschieden), seit 2015 in dritter  Ehe den Doppelnamen Goëss-Horten führend, gilt sie als reichste Frau Österreichs. Kunst – wohlgemerkt moderne Kunst – sammelt sie seit Jahren. Die Vorwürfe, dass ihr erster Gatte einen Teil des heutigen Horten-Milliardenvermögens im Dritten Reich gemacht hat, steht immer im Raum und wird vielfach aufgearbeitet.

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Die Sammlung     „Wow!“ nannte sich die Ausstellung, die Agnes Husslein (damals gerade unter sehr vagen Vorwänden als Belvedere-Direktorin entfernt) 2018 für Heidi Goëss-Horten im gesamten Obergeschoß des Leopold Museums ausrichtete – eine sensationelle Sammlung größter Namen, darunter Gustav Klimt, Egon Schiele, Pierre-Auguste Renoir, Marc Chagall, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, August Macke, Max Pechstein, Franz Marc, Henri Matisse, René Magritte, Joan Miró, Edvard Munch, Pablo Picasso, Jean-Michel Basquiat, Jean Dubuffet, Fernand Léger,  Lucio Fontana, Francis Bacon, Lucian Freud, Damien Hirst, Alex Katz, Yves Klein, Roy Lichtenstein, Robert Rauschenberg, Andy Warhol, Georg Baselitz, Gerhard Richter, Mark Rothko, Niki de Saint Phalle – kurz, alles was heute gut und teuer ist.. Damals gab es bereits Pläne der Milliardärin, die in Kärnten lebt, ein eigenes Museum zu gründen. Zwischen 2020 und 2022 wurde das Unternehmen in einem gewaltigen Arbeitsaufwand auf die Beine gestellt.

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Das Haus     Ursprünglich stand an dieser Stelle ein Stallungs- und Reitschul-Gebäude des daneben liegenden  Palais, mit dem Hauptgebäude der „Albertina“ (wie es heute heißt) verbunden. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde es  zu einem großen Komplex umgebaut, der sowohl von der Goethegasse wie von der Hanuschgasse (Zugang zum Museum) betreten werden kann. Nach wie vor wird der größte Teil des Gebäudes von Büros benützt (u.a. befindet sich dort die Bundestheaterverwaltung). Der Flügel des Komplexes, den Heidi Horton erworben hat, ist äußerlich unverändert. Im Inneren allerdings hat das Büro „the next ENTERrprise Architects“ (Marie-Therese Harnoncourt-Fuchs und  Ernst J. Fuchs) das Gebäude total entkernt. Es gibt nun drei Ausstellungsebenen, die durch frei schwebende Treppen verbunden sind (und man hat jeweils den offenen Blick nach oben und nach unten). Jede Ebene verfügt über  einen großen zentralen Raum, im ersten und zweiten Stock befinden sich noch jeweils zwei „Kabinette“, die mit ihrem Holzboden und den „alten“ Fenstern ein wenig daran erinnern, dass man es ursprünglich mit einem Kanzlei-Gebäude zu tun hatte (in einem der Zimmer werden einzelne Stadien der Neugestaltung fotografisch dokumentiert). Der „Tea Room“, den Markus Schinwald und Hans Kupelwieser ausgestaltet haben, bietet reichlich Sitzgelegenheiten  und wird wohl zum Verweilen einladen. Im Ganzen verfügt das Museum über 1500 Quadratmeter Ausstellungsfläche, die flexibel gestaltet werden können. Die erste Ausstellung im Herbst, dem Thema Mode, Schönheit, Weiblichkeit gewidmet, wird zeigen, wie die Gestalter mit den Möglichkeiten der Räume umgehen.               

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„Open“ – dreißig Mal Moderne     Die „Open“-Eröffnungsausstellung ist eigentlich keine, wie Sammlungsleiterin Dr. Christiane Kuhlmann erklärt. Die ausgewählten 30 Werke, locker und großzügig verteilt, prunken mit Ausnahmen (ein Doppelbild von Warhol / Basquiat) nicht mit den ganz großen Namen, sondern sind oft für diesen Anlass hergestellt wie der schwebende „Vibrosaurier“ von Constantin Luser, eine Trompeten-Installation, die man spielen könnte (was allerdings aus hygienischen Gründen dem Publikum nicht angeboten wird). Skulpturen (von Affe und Hase bis Schwein viel Tierisches) stehen im Raum, oft Großformatiges hängt an den Wänden, Lichtanstallationen spielen eine große Rolle. Es werden zwar Schwerpunkte der drei Ebenen angegeben (Lichtarbeiten / Schrift / Mensch und Tier und Natur), aber es geht eher um Vielfalt als um Konzept – kurz gesagt, das Haus, um das es geht, wird bunt bespielt und soll für sich bewundert werden, für seine Räume, Treppen, für die ungewöhnlichen Perspektiven, die sich andauernd öffnen.

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Kunst für alle     Für Heidi Goëss-Horten ist es ein wichtiger Aspekt, ihre Kunst zu teilen. Sie will nicht nur jenes Publikum ansprechen, das durch Bildung vorgeprägt ist, sich für moderne Kunst zu interessieren. Sie wendet sich an jedermann – darum öffnet sie jeden Donnerstag von 18 bis 21 Uhr ihr Museum bei freiem Eintritt. Allerdings kann der Besuch dann (und auch sonst) nur per TimeSlot stattfinden, der auf der Website  zu buchen ist.
https://hortencollection.com/besuch/oeffnungszeiten-preise-und-anreise

Heidi Horten Collection
im Palais Goëss-Horten
Hanuschgasse 3, 1010 Wien
3. Juni bis 2. Oktober 2022,
täglich außer Dienstag 11 bis 19 Uhr, Donnerstag bis 21 Uhr

 

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