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WIEN / Heidi Horten Collection. RENDEZ-VOUS

09.05.2023 | Ausstellungen, KRITIKEN

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Heidi Horten Collection im Palais Goëss-Horten
RENDEZ-VOUS
Picasso, Chagall, Klein und ihre Zeit
Vom 6. Mai 2023 bis zum 29. Oktober 2023

Bilder, Villen, Jachten…

Heidi Horten ist Im Juni 2022 kurz nach der Eröffnung ihres Museums in Wien gestorben. Immerhin hat sie sich damit ein persönliches Denkmal gesetzt, und dank Agnes Husslein, ihrer langjährigen Vertrauten und nun Direktorin des Hauses, kann sie sich darauf verlassen, dass hier auch ihr persönliches Andenken gepflegt wird. Zwar ist die nunmehr dritte Ausstellung ihres Museums im „Palais Goëss-Horten“, das sie in den Hanuschhof stellen ließ, ein wahres Fest für Kunstfreunde, wenn hier unter dem Titel „RENDEZ-VOUS“ hochrangiger französischer (bzw. in Frankreich geschaffener) Kunst gehuldigt wird. Aber es geht auch um die Lebenswelten der Heidi Horten selbst – nicht nur um die Werke allein, sondern auch um die Frau, die sie gesammelt hat.
Von Renate Wagner

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Ort des persönlichen Gedenkens    Heidi Horten (1941-2022) war eine junge, hübsche, intelligente Kärntnerin, die 25jährig den deutschen Kaufhauskönig Heinrich Horten heiratete. Sie begnügte sich nicht damit, an seiner Seite in den exquisitesten Roben der großen, vor allem französischen Couturiers im europäischen Jet-Set zu prunken (ihrer Mode war die vorige Ausstellung „Look“ gewidmet), in eigenen Villen und Jachten zu repräsentieren. Heidi Horten interessierte sich kenntnisreich  für Kunst und kaufte, was ihr gefiel.

horten plakat. horten collection b~1Nach dem Tod ihres Gatten 1987 blieb sie mit einem Milliardenvermögen zurück, das sie zunehmend für Kunstkäufe einsetzte. Heidi Horten, die in dritter Ehe mit einem Grafen Goëss verheiratet war, hatte keine Kinder, und wie das Leben so spielt, gingen Häuser, Jachten und auch ihr Schmuck in fremde Hände über. Nicht jedoch ihre Roben und vor allem ihre Bilder. Dafür war die „Heidi Horten Collection“ in Wien geschaffen worden –  damit das, was ihr im Leben am wichtigsten war, geschlossen erhalten bleiben würde: ihre Kunstsammlung.

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Vor allem Picasso     „Picasso, Chagall, Klein und ihre Zeit“ lautet der Untertitel der Präsentation, und vor allem „die größte Picasso-Privatsammlung der Welt“ mit 18 hochkarätigen Werken (Gemälden, Grafiken und Keramiken)  macht Staunen.  Heidi Horten liebte Frankreich und französische Kunst, und Agnes Husslein, heute Direktorin des Horten-Museums, jahrelang Freundin und Beraterin und Einkäuferin von Heidi Horten  sagte in einem Interview, dass sie von ihrer Auftraggeberin so gut wie nie ein finanzielles Limit gesetzt bekam, wenn sie für diese bei Auktionen mitbot. Wenn Heidi Horten ein bestimmtes Werk haben wollte, war Geld für sie offenbar sekundär. Die bestrickenden Picassos stellen den Schwerpunkt der Ausstellung dar.

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Gang durch die „französische“ Kunst     Agnes Husslein und Véronique Abpurg haben als Kuratorinnen und Kunsthistorikerinnen die französischen Werke der Horton-Sammlung in Zusammenhänge gebracht. Da gelten nicht nur den großen Persönlichkeiten Schwerpunkte – neben Picasso Chagall, von dem es sensationelle Werke gibt, Yves Klein, der seine ganz persönliche „blaue“ Kunst fand, oder Juan Miro, den Heidi Horton besonders liebte.

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Natürlich sind Picasso und Miro Spanier (bzw. letzterer ein Katalane), kommt Chagall aus Russland so wie Serge Poliakoff, gleichfalls prominent vertreten, aber sie alle sammelten sich in der französischen Kunstwelt zwischen Paris und dem Midi, dem Süden. Es geht um  Schlüsselwerke desspäten  19,.und 20. Jahrhunderts, man sieht auch Renoir, Toulouse-Lautrec, Pissarro, Léger, Braque und Dubuffet, Utrillo  und Soutine  (was die Sammlerin von dem  Verdacht befreit, sie hätte nur Ästhetisches geliebt) und immer wieder fällt die Vorliebe für Frauenbilder auf. Aber Heidi Horten interessierte sich bis hinauf in die zeitgenössische Moderne, etwa zu Christo und Jeanne-Claude. Es ist, wie man schon seit der Horton-Ausstellung seinerzeit im Leopold Museum weiß, eine Begegnung mit dem Hochwertigen.

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Mit Kunst leben    Wer die Frau war, die dies zusammentrug, versucht die Ausstellung mit einigen Schwerpunkten zu belegen. Man hat einen Raum „nachgestaltet“, der zeigt, wie hier Kunst bis ins tägliche Leben hinein griff, wo alles zusammen gefügt wurde und auch die Möbel Kunstwerke darstellten. Man sieht Fotos der Villa Dubeau am Cap d’Antibes, wo das Ehepaar nicht nur die Sommer verbrachte und Feste feierte, sondern immer wieder Platz für neue Kunst geschaffen werden musste…

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Und eine grell-orangene, einst hoch moderne Sitzecke zeigt, wie stylisch die Jachten der Horten ausgestattet waren, die alle „Carinthia“ hießen, sieben an der Zahl, wobei die letzte zu den größten der Welt zählte (Die fünfte Carinthia war auf ein Riff aufgefahren und gesunken – Horten ersetzte sie rasch durch das nächste Modell). Geld spielte keine Rolle, aber es verwandelte sich in Qualität.

Heidi Horten Collection im Palais Goëss-Horten
Hanuschgasse 3, 1010 Wien
RENDEZ-VOUS
Picasso, Chagall, Klein und ihre Zeit
Vom 6. Mai 2023 bis zum 29. Oktober 2023
Täglich außer Dienstag  11 bis19 Uhr
Donnerstag  11 bis 21 Uhr

 

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