WIEN / Haus Hofmannsthal:
KS BRIGITTE FASSBAENDER
Ausstellung zum 85. Geburtstag
Vom 2. Oktober 2024 bis zum 20. Dezember 2024
Einzig mit Karajan klappte es nicht
Nicht ein Sessel im Haus Hofmannsthal war frei, als Opernfreunde einen großen Star erwarten durften. Brigitte Fassbaender kam aus Bayern angereist, um an der Vernissage der Ausstellung teilzunehmen, die man ihr anlässlich ihres 85. Geburtstages ausrichtete.
Wie stets im Haus Hofmannsthal greift man auf die unerschöpfliche Autogramm-Bild-Sammlung von Erich Wirl zurück. So kann man auf Tafeln und in Vitrinen das Künstlerleben der Mezzosopranistin ausschreiten.
Es ist ein vielfältiges Angebot rund um ihren Octavian (den sie, wie sie sagte, Otto Schenk verdankt), von der Dorabella bis zur Geschwitz, von den großen italienischen Rollen (die sie in Wien nie gesungen hat), von der Lieblingsrolle der Charlotte in „Werther“ bis zum Prinzen Orlofsky. („Was hat Sie an dieser Rolle gereizt?“ „Gar nichts, der hat ja so gut wie nichts zu singen.“)
Brigitte Fassbaender selbst zeigte sich entzückt von Fotos ihres Vaters, des großen Willi Domgraf-Fassbaender, aus Wirls Sammlung, Bilder, die sie selbst noch gar nicht kannte. Der geliebte, bewunderte Vater war auch Ausgangspunkt des zweistündigen Gesprächs, das Markus Vorzellner dann mit der Künstlerin führte. Dabei schritt man die Karriere von den Anfängen in München (eine goldene Ära unter Hartmann, Rennert, Keilberth) bis in die Zukunft aus: Brigitte Fassbaender wird im Frühjahr an der Frankfurter Oper „Parsifal“ inszenieren.
Ein noch härterer Brocken als der „Ring“, den sie in vier Jahren in Erl erarbeitet hat und der nun abgespielt ist. „Mit Erl habe ich nichts mehr zu tun“, sagte sie knapp. Da hat der neue Intendant wohl nicht angefragt.
Das Gespräch, das von Ton- und Video-Beispielen angereichert war, führte über Rollen, Persönlichkeiten, Erlebnisse und Erfahrungen zu der leidenschaftlichen Lanze, die Brigitte Fassbaender für den Liedgesang brach, um dessen Gegenwart und Zukunft sie sich Sorgen macht.
An Privatem erfuhr man, dass Katzen offenbar eine große Rolle in ihrem Leben spielen, derzeit sind es drei, und zumindest eine kommt nach Möglichkeit immer mit, wenn sie sich wochenlang für Inszenierungsarbeiten von zuhause weg begibt. Als das lange Gespräch zu Ende war, das auch ausführlich schilderte, warum Brigitte Fassbaender mit Herbert von Karajan nicht zusammen kam, merkte man erst, dass weder von ihren Auftritten an der Wiener Staatsoper noch von ihrer Zeit als Intendantin in Innsbruck die Rede gewesen war. Aber dazu hätte man vermutlich eine weitere Stunde gebraucht…
Danach gab es Autogramme, auch für Erich Wirl, Ergänzung zu dem ohnedies schon riesigen Stock von Fassbaender-Fotos. Vielleicht wird schon in Hinblick auf den 90er in fünf Jahren gesammelt.
Renate Wagner
Haus Hofmannsthal: BRIGITTE FASSBAENDER
Ausstellung zum 85. Geburtstag
Vom 2. Oktober 2024 bis zum 20. Dezember 2024
Montag bis Mittwoch 10 bis 18 Uhr, Donnerstag und Freitag nach vorheriger Vereinbarung.
Reisnerstraße 37. 1030 Wien