WIEN / Freie Bühne Wieden:
EINE ROSE FÜR JULIETTE GRÉCO
Schauspiel von Michaela Ehrenstein und René Rumpold
Premiere: 9. September 2021
Besucht wurde die Vorstellung vom 24. September 2021
Juliette Gréco (1927 – 2020) war Sängerin und eine zeitlang Filmschauspielerin, vor allem aber war sie eine „Marke“: Die „schwarze Muse“ des französischen Existenzialismus, schwarz gekleidet, lange schwarze Haare mit Stirnfransen, ausdrucksvolles Spiel der Hände, gleicherweise dramatisch und mysteriös wirkend. So stand sie bis ins hohe Alter auf der Bühne. Im Vorjahr ist sie 93jährig verstorben.
In der Freien Bühne Wieden setzen sich nun Direktorin Michaela Ehrenstein und Schauspieler / Sänger / Autor René Rumpold als Autoren-Duo auf ihre Spuren, zudem als Interpreten des Abends, er als Erzähler ihrer Geschichte, sie als Gréco, hauptsächlich singend, Details aus dem Leben anspielend.
Es war nach dem Tod des geliebten Großvaters eine unglückliche Jugend, in der sie vergebens um die Aufmerksamkeit und Zuneigung der Mutter kämpfte, es waren schwere Jahre im Krieg, als ihre Mutter, ihre Schwester und sie dem Widerstand angehörten und nur durch Glück die Nazi-Okkupation überlebten. Dann folgte die künstlerisch bewegte Nachkriegszeit, in die Juliette Gréco eintauchte. Angeblich war es Sartre, der sie zum Singen von Chansons brachte – es wurde eine lebenslange Bühnen- und Plattenkarriere daraus, die ihr vermutlich wichtiger war als ein lebhaftes Privatleben, in dem viele Männer einer Rolle spielten (Michel Piccoli war einer ihrer Ehemänner). Immer wieder betont der Abend ihr Streben nach persönlicher und geistiger Unabhängigkeit. Sicher ein Role-Model für heute, Gesinnung, Selbstverwirklichung, jenseits aller Konventionen.
René Rumpold erzählt das links an einem Tischchen sitzend, Michaela Ehrenstein, ein schlanker, androgyner Typ wie die Gréco, singt am Klavier begleitet von Béla Fischer viel Bekanntes aus dem ewigen französischen Chanson-Repertoire, einiges Unbekannte.
Bedenkt man, wie unermüdlich die Piaf auf unseren Bühnen umkreist wird, war ein Blick auf Juliette Gréco eine interessante Abwechslung.
Renate Wagner