Wiener Festwochen / Voodoo-Mixtur mit einem Spritzer Pergolesi (19.6.2025)
Welch eine Mixtur (wohl treffender gesagt: ein Mischmasch) an inhaltlichen Gedanken! Noch und noch hat der multidisziplinäre Gestalter Georges Ocloo, ein als Leiter des Toneelhuis in Antwerpen schaffender Ghanese mit Charme, für seine Performance zusammen getragen. Nun als neues Genre im Kurzzeit-Angebot der Wiener Festwochen im Odeon mitzuerleben – eine ‚AfrOpera‘. „The Brief of Red Grammy“ steht als Titel über den Abend. Und um den Besucher einzustimmen: „Stabat mater in der Voodoo-Kirche“.
Also, mit Empfindsamkeit gezeichnet geht es mit einiger Gelassenheit drunter und drüber: Ein Bäumchen ziert auf der optische fein gestalteten Bühne den etwas devastierten Saal eines Palais. Sechs in grelles Rot gehüllte Afrikaner feiern ein Voodoo-Ritual. Singend und mit Cello, Gitarre, Schlagwerk musizierend, stilistisch kreuz und quer. Auch mit Zitatspritzern aus Giovanni Pergolesis „Stabat mater“ durchsetzt. Rauchschwaden verdüstern den Raum. Zwischen den Zelebranten erleichtert sich eine teils auch halbnackte Europäerin rezitierend ihrer seelischen Nöte. Schlagworte über Tod, Trauer, Lebenskraft werden projiziert. Auch Belgiens frühere Königin Elisabeth I., trauernd über ihren 1934 verunglückten Gatten, ist nicht so ganz ersichtlich eingeflochten. Ocloo spaziert mit viel Ehrfurcht durch europäische wie afrikanische Kultur. Sein Voodoo-Seelenreinigungsspiel, auf Stimmungen, auf Kontemplation ausgerichtet, nicht so auf Spannung, findet schließlich mit einem Amen seinen katholischen Abschluss.
Meinhard Rüdenauer