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WIEN/ Festsaal Längenfeldgasse: IL TROVATORE – konzertant

24.03.2013 | KRITIKEN, Oper

WIEN/ Festsaal der Berufsschule Längenfeldgasse – konzertante Aufführung in Originalfassung „IL TROVATORE“ von Giuseppe Verdi am 21.3.2013

 Zur Einleitung ins Operngeschehen erzählt der alte Knappe Ferrando einem müden Schloßpersonal die düster- tragische Geschichte des Hauses Luna mit „Di due figli …“ und „Abbietta zingera“, und das mit Chorbegleitung des Vocal Ensembles Mödling und des Art Ensembles. Das war schon ein bemerkenswerter musikalischer Auftakt.

 Ferrando, in der Gestalt von Nicolas Legoux, Bass mit angenehmen Timbre im Nachklang, ist Franzose aus Nante, jung, schwarzgelockt, dunkeläugig und weltweit in verschiedenen Genres klassischer Musik engagiert.

 Leonora, vom Troubadour und dem Grafen Luna gleichermaßen verehrt, gesteht ihrer Vertrauten Inez ihre Zuneigung zu Manrico, und daß sie ihn aus den Augen verloren hätte „Tacea la notte“ und daß er aus dem Krieg zurückgekommen sei. Dies in schönem klaren Sopran. Und schon ist er zu hören, er, Manrico der Troubadour und Offizier des Grafen Urgel, mit der Tenor-Arie „Desserto sulla terra“ In der Dunkelheit stürzt sich Leonora in Graf Lunas Arme. Da Manrico Lunas Feind in der Liebe und im Krieg ist, kommt es zum Kampf, Leonora versucht die beiden stimmgewaltig zu trennen. Vergeblich.

 Monica Chávez verfügt über eine kräftige und klare Sopranstimme. Die Partie der Leonora ist ideal für Frau Chávec, da sie große Möglichkeiten zur Stimmentfaltung bietet.Monica Chávec ist weltweit als Lied-, Oratorien und Opernsängerin gefragt und stand bereits mit ganz berühmten Kollegen wie, Hampson, Kaufmann, usw. auf der Bühne. In diesem Jahr, der Zeitpunkt ist noch nicht ganz fix, etwa Mai bis Juni, wird Frau Chavez an der Welturaufführung der Sinfonia Jesuita und der Missa Guadelupana, beide Stücke sind von Venus Rey, als Solistin teilnehmen. Ort der Welturaufführung ist Mexico-City.

 Inez, in der Person von Hiromi Goto, Sopran, gibt stimmschön die Vertraute Leonoras. Manrico, der Tenor Rafael Alvarez Nava, war – so hörten wir , gesundheitlich und stimmlich indisponiert- was in den Höhenlagen hörbar war. Aus diesem Grund möchten wir seine Leistung nicht beurteilen. Immerhin hielt er durch. Herr Nava wurde in Mexico-City geboren, sein musikalischer Weg führte ihn von Mexico-City über Wien nach Brünn, wo er Solist des Nationaltheaters ist.

 Manrico, im Libretto schwer verletzt, wird von Azucena, seiner Mutter, im Zigeunerlager gesundgepflegt. „Vedi! Le fosche notturne spoglie“ singt der (Zigeuner)-Chor, es hörte sich tatsächlich wie eine einzige gemeinsame, gewaltige Stimme an.

 Günther Mohaupt war der Chorleiter, er hatte seine Aufgabe ganz toll gemeistert, außerdem trat er auch noch als Tenor in einer kleinen Rolle, nämlich der des Ruiz, Freund des Manrico, auf.

 Azucena singt in Erinnerung an den Flammentod ihrer Mutter Stride la vampa“, der Chor fällt ein, vor dem innnerem Auge lodern die Flammen, knistert das Feuer. Eine schaurig-schöne Szene.

In dieser Situation erzählt sie Manrico, dass sie in grenzenloser Verwirrung ihr eigenes Kind dem Flammentod übergeben hat „Condotta ell’era“.

 Die wunderschön besungenen Grausamkeiten nehmen kein Ende.Leonora will ins Kloster gehen, Manrico verhindert dies. Graf Luna will Leonora entführen“Il balen del suo sorriso“. Luna, Ferrando und der Chor geben leidenschaftliches Zeugnis von Lunas blinder Liebe ab.

 Russi Nikoff, Bariton, gestaltet den aufregend bösen Grafen von Aragón. Sein angenehmer, mit metallischen Untertönen geführter Bariton steht im krassen Gegesatz zu seinem Tun als Luna. Herr Nikoff ist gebürtiger Bulgare, in Wien hatte er mit Krassimira Stoyanova zusammengearbeitet. Internatione Gastspiele führen und führten ihn in alle Welt

 Auch Azucena soll ein dramatisches Ende nehmen. Gefangen von Luna und Ferrando, wird sie der Spionage und der Tötung des kleinen Grafen beschuldigt.

 Maria Droulou, Mezzosopran, gebürtige Griechin, die Wien studiert hat, ist die leidenschaftliche Zigeunerin Asucena, ihr Mezzosopran zeichnet sich durch schöne Fülle aus und ist gut geführt. Maria Droulou hat von Sopran auf Mezzo gewechselt, weil Mezzo ihrer Stimme mehr entspricht. Die hohen Töne sind ihr vertraut, die Rolle der Azucena fordert das auch. Sie wird im nächsten halben Jahr sehr viel in Frankreich zu hören sein.

 Leonora und Manrico schwören einander ewige Liebe „Ah! Si, ben mio“. Es klang so innnig. Manrico beschließt seine Mutter zu retten „Die quella pira“, die hinreißende Stretta ist – auch losgelöst von der Handlung- ein Opernhit.

 Leonora konnte Luna mit Ruiz enttkommen, Manrico wurde im Turm von Aliaferia eingesperrt und soll hingerichtet.werden. Manrico tröstet Azucena mit Chor und Gesang und Gedanken an die alte Heimat. Ganz innig klingt in düsterer Atmosphäre „Ai nostri monti“. Leonora will Manrico befreien „D’amor sull’ali rosee“ und bittet Luna, Manrico zu begnadigen, der Lohn soll sie selbst sein. Der Handel gefällt dem Grafen. Leonora nimmt in einer dramatischen Szene Gift, öffnet die Gefängnistore, schließlich stirbt Leonora in Manricos Armen .Der „betrogene“ Graf läßt Manrico hingerichten, Azucena schreit „Er war dein Bruder“, Luna bricht zusammen. Ende.

 Herbert Krenn ist Dirigent, Gründer und musikalischer Leiter des concentus21. Seit seiner Kindheit hatte er Musikunterricht , war bei den Mozart-Sängerknaben ; absolvierte einige musikalische Studien, unter anderem das des Dirigierens. Er hat ein breit gefächertes Repertoire.

 Das Orchester -unter Herrn Krenn- zeigte ein tempramentvolles Spiel mit viel Klangschönheit.

 Der Concentus21 wurde 2004 gegründet, das Debutkonzert fand im gleichen Jahr statt. Die Mitglieder sind vorwiegend Amateur Musiker/Musikerinnen, die sich mit ihrem Gründer ein anspruchsvolles Repertoire erarbeiten haben.

 Das Publikum reagierte mit viel Applaus ganz begeistert auf die Vorstellung. Es hatte schon zwischendurch und vor der Pause Ovationen für das Ensemble gegeben. Der Saal war fast bis auf den letzten Platz besetzt. Im Publikum waren erstaunlich viele Jugendliche; ich bemerke überhaupt ein wachsendes Interesse junger Leute an Kultur.

 Es scheint, dass sich die in Wien und Umgebung lebende spanisch-mexikanische Community ein Stelldichein gab. Anlass: Il Trovatore. Sogar der mexikanische Botschafter in Wien gab sich die Ehre, die Vorstellung zu besuchen.

 Charlotte Pohl

 

 

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