Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN / Ehrbar Saal: LIEDERABEND LIVIU HOLENDER

holender 02 b~1

WIEN / Ehrbar Saal: 
LIEDERABEND LIVIU HOLENDER
Am Klavier: Alejandro Picó-Leonís
Werke von Schubert, Brahms, Strauss und Mahler  
26.
März 2023

Im Rahmen der „Schubertiade Wieden“ gab Liviu Holender einen Liederabend im Ehrbar-Saal. „Bariton, Bassbariton, Kavalierbariton“ liest man über ihn, und alles stimmt. Er verfügt über eine starke, leicht raue und somit reizvoll timbrierte Stimme mit bemerkenswerter Spannweite, sonorer Tiefe, „golden“ angehauchter Höhe, beides mit voller Sicherheit eingesetzt, strahlend im Forte. Bemerkenswert seine Kraft, Technik, Ausdauer und Atemkultur sowie sein „dramatisches“ Temperament, das ihn für die Oper prädestiniert.

holender 01 b~1

Dennoch interessiert er sich in einem Alter, wo die meisten Sänger Opernbretter unter den Füßen spüren wollen, für Lied und Konzertgesang, was er diesmal mit einem rein „deutschen“ Liederabend mit Werken von Franz Schubert, Johannes Brahms, Richard Strauss und Gustav Mahler unter Beweis stellte.

„Sehnsucht“, sagte er, zur Einführung mit dem Publikum plaudernd, sei das zentrale Thema der Lieder, die er ausgewählt hat, wobei auffiel, dass er es sich nicht mit den bekannten „Zuckerln“ des Repertoires leicht machte, sondern Selteneres und weniger Bekanntes wählte. Besonders erwähnte Liviu Holender noch seine Freude, die Mahler-Lieder (alle aus „Des Knaben Wunderhorn“) ausgerechnet im Ehrbar-Saal singen zu können, wo Mahler einst komponiert hat und wo „Das klagende Lied“ uraufgeführt wurde.

Der Stimmungsbogen der Lieder um Liebe und  Schmerz, Hoffnung und Verlust, verlief zwischen dramatisch, hochdramatisch und elegisch, wobei Holender sein perfektes Legato einsetzte  – nur Mahlers „Rheinlegendchen“ („Bald gras ich am Neckar, bald gras ich am Rhein“) brachte einen Tupfen Humors. Bis zum Extrem steigerte Mahler das Kampflied „Revelge“, das nicht jeder so meistern wird wie Holender mit seiner bemerkenswerten Technik und dramatischen Ausdruckkraft.

Bemerkenswert jedoch auch Holenders Partner am Klavier – Alejandro Picó-Leonís, Gründer der „Schubertiade Wieden“. Er lieferte eine bestrickende Leistung, war nicht nur der denkbar einfühlsamste Begleiter, sondern schien mit seinem Klavier geradezu mitzusingen. Bei Mahler, wo der Klavierpart besonders ausführlich ist, war seine Begleitung des „Rheinlegendchens“ geradezu zaubrisch, bei „Revelge“ von mitreißender Dramatik.

Viel herzlicher Beifall.

Renate Wagner

 

Diese Seite drucken