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WIEN/ Ehrbar-Saal: ANGELIKA KIRCHSCHLAGER und das JANOSKA-ENSEMBLE

Ehrbar-Saal Wien, Angelika Kirchschlager und Janoska-Ensemble – 23. März 2013

Es ist keine leichte Aufgabe, der sich Clemens Horvat als Organisator und Mastermind der Stadtinitiative Wien angenommen hat. Mit wenig finanziellem Rückhalt wagt er sich an ausgefallene Konzertprogramme mit hochkarätigen Künstlern, die sich in den großen Häusern in dieser spontanen und experimentellen Form nie realisieren ließen. Beheimatet sind diese Abende im Ehrbar-Saal im vierten Wiener Gemeindebezirk, dort wo um die Jahrhundertwende die bekanntesten Musiker dieser Zeit aufgetreten sind, wie Johannes Brahms, Anton Bruckner, Max Reger, Pietro Mascagni und Gustav Mahler. Auch der erste Teil von Arnold Schönbergs “Gurreliedern” fand hier 1910 gemeinsam seine Uraufführung.

Die österreichische Mezzo-Sopranistin Angelika Kirchschlager, die sich zunehmend dem Opern-Mainstream verweigert, hatte mit dem Jánoška-Ensemble ein effektvolles Programm zusammengestellt. Ihre Begleiter waren dabei die drei Brüder František (am Klavier), Roman und Ondrej (beide Violine) Jánoška sowie Julius Darvas (Kontrabass). Operetten hatten an diesem Abend genauso ihren Platz wie Opernarien. Kirchschlager bewies etwa eindrucksvoll mit „Meine Lippen, die küssen so heiß“ aus Franz Lehars Giuditta, aber auch bei Robert Stolz, dass eine kräftige Opernstimme auch für die leichte Muse kein Nachteil ist. Bei den fein nuanciert gesungenen Händelarien aus Giuglio Cesar und Serse überraschte das Begleitquartett mit erstaunlicher Klangfülle. Besonders beeindruckten die beiden sonst so virtuosen Stehgeiger hier mit dem richtigen Barocktonfall. Dass in dieser ungewohnten Zusammensetzung der Orlofsky aus der Fledermaus perfekt zur Geltung kam, leuchtete noch ein, dass aber auch die Habanera aus Bizets Carmen mit jazzigen Gipsy-Klängen so klang, als ob sie niemals anders komponiert worden sei, das verwunderte doch.

Bei den Ensemble-Stücken kam im dicht besetzten Saal Fest- und Partystimmung auf: Ein feuriger Piazzolla, dann Paganinis Caprice Nr. 24 mit atemberaubenden Variationen und der Ungarische Tanz Nr. 5 von Brahms! Dazu noch Eigenkompositionen von František Jánoška, als Zugabe nochmals Kirchschlager mit einem Kurt Weill-Song und mit einer Lesung, nämlich ihrem Leitartikel aus der Sonntags-Presse, für die ihr die redaktionelle Verantwortung übertragen wurde. Eine Pflichtlektüre übrigens für jeden Konzert- und Opernbesucher – das Thema lautete „Ruhe“. Vielleicht gibt es künftig in den großen Opernhäusern und Konzerthallen auch wieder weniger Klingeltöne und keine endlos quatschende Nachbarn. Am Ende Riesenapplaus für alle Künstler, ein Blumenmeer für die Sängerin und die Hoffnung auf eine weitere Zusammenarbeit!

Ernst Kopica

 

 

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