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WIEN / Dom Museum NEUERÖFFNUNG

05.10.2017 | Ausstellungen, KRITIKEN

DomMuseum Asstellungsraum
Fotos: Dom Museum

WIEN / Dom Museum
NEUERÖFFNUNG
Sonderausstellung BILDER DER SPRACHE UND SPRACHE DER BILDER
Vom 7. Oktober 2017 bis zum 26. August 2018

Neue Räume, alte Schätze

Selbstverständlich definiert man Museen auch nach ihren Besitztümern. Der Louvre beispielsweise „hat“ die Mona Lisa. Aber selbst ein vergleichsweise kleines (wenn auch ungemein bedeutendes) Haus wie das Dom Museum in Wien, das nun neu eröffnet wurde, besitzt einen einmaligen Schatz: Das Gemälde des Habsburgers Rudolf IV., genannt „der Stifter“ (er gründete die Wiener Universität), ist das erste, nachweislich einen ganz bestimmten Menschen zeigende Bildnis in der europäischen Geschichte. Es ist das älteste Porträt des Abendlandes. Allein dafür müssten schon alle historisch Interessierten in dieses Museum pilgern, das Wiens Angebot an besonderen Häusern nun um eine gewichtige Adresse vermehrt.

Von Heiner Wesemann

Dommuseum Treppe Dommuseum Fassade

Neues Kleid für das alte Haus Alles neu unter der Adresse Stephansplatz 6 („links vom Stephansdom“, um es einfach auszudrücken): Das „neue“ Dom Museum, ehemals „Erzbischöfliches Dom- und Diözesanmuseum“ genannt, hat den praktischen verkürzten Namen erhalten, vor allem aber – nach fünfjährigem Umbau – ein völlig neues „Outfit“. Architekt Boris Podrecca hat alte, dunkle Räumlichkeiten in moderne Ausstellungssäle verwandelt, Licht und Klimatisierung sind neu aufgestellt, eine Glasfront zum Stephansplatz hin wurde gestaltet und gibt damit den Blick auf den Dom frei, dessen Schätze hier großteils verwahrt werden. Besonders beeindruckend ist das neue, frei schwebende Treppenhaus mit einem Glaslift.

Dommuseum Rudolf Bildnis Dom Museum Rudolf Grabtuch

Kostbarkeiten aus der Geschichte Was ein Publikum üblicherweise von einem „Domschatz“ erwartet, kann man hier in exzeptioneller Auswahl sehen, wenn man sich auch auf rund 80 Werke beschränkt, natürlich mit dem Porträt von Rudolf IV. im Zentrum. Man sieht kostbare Handschriften, Heiligenstatuen und Gemälde mit religiösen Themen, Kruzifixe und Kreuzabnahme-Szenen, großartige Altäre, auch Flügelaltäre, Kästchen und Behälter, Email- und Metallarbeiten, Monstranzen und Pastorale, Chormäntel und prunkvoll bestickte Kasel. Besonders bemerkenswert, zentral in einem Glasschaukasten ausgestellt, ist ein Stoff aus Gold-Seide aus dem Orient, der als Grabhülle des besagten Rudolfs IV. fungierte, ihm posthum auf den toten Leib geschneidert.

Monsignore Otto Mauer Der Name von Monsignore Otto Mauer (1907–1973) ist legendär in der Geschichte der Wiener Kunstentwicklung, hat er doch nach dem Krieg in seiner Galerie nächst St. Stephan junge Künstler gefördert, die damals provokanteste Avantgarde waren. Vom ihm gesammelte Werke sind in einem eigenen Raum ausgestellt.

Dimmuseum Moderne Figur DomMuseum Plakat Ausstell

Konzept Gegenwartskunst Die neue Direktorin des Hauses, Johanna Schwanberg, ist Kunsthistorikerin mit Schwerpunkt Moderne (sie hat über Günter Brus dissertiert), und sie wird dem Dom Museum eine neue Richtung geben. So stellt sie gleich zum Einstand die halbe Ausstellungsfläche des Hauses der Schau „Bilder der Sprache und Sprache der Bilder“ zur Verfügung, in denen Altes und Neues einander gegenübersteht, das 12. oder 15. oder 18. Jahrhundert gegen das 20. – Alfred Kubin, Günter Brus, Arnulf Rainer. Wie Sprache in Form von Schrift in Bilder eingeht, kann durch die Jahrhunderte betrachtet und verglichen werden. Die Direktorin wird die „modernen“ Ausstellungen im Halbjahres-Rhythmus bieten, wie bei der Pressekonferenz bekannt gegeben wurde. „Kunst und Kirche kommen nicht mehr zusammen“: Das hat Arnulf Rainer einst gesagt, und die Direktorin glaubt nicht daran. Im Gegenteil. Im Sinne von Monsignore Otto Mauer sollen die Themen Kirche und Gegenwartskunst immer wieder und stets von neuem zusammen finden.

DOM MUSEUM
Stephansplatz 6, 1010 Wien
Mittwoch bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Donnerstag 10 bis 20 Uhr, Montag, Dienstag geschlossen www.dommuseum.at​

 

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