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WIEN/ Die Met im Kino: DIE NASE von Schostakowitsch

27.10.2013 | KRITIKEN, Oper

Cineplex-Kino Wien Landstraße: DMITRI SCHOSTAKOWITSCH-„DIE NASE“  ALS WIENER ERSTAUFFÜHRUNG (26.10-2013)

In den Konzertsälen befindet sich  Dmitri Schostakowitsch längst auf der Überholspur. Seine Lady von Mzensk gehört zum Standard-Repertoire der internationalen Opernszene, aber seine Bühnen-Fassung einer Gogol-Erzählung „Die Nase“ dürfte den Raritäten-Status bewahren.

Immerhin hat die Metropolitan  Opera in New York via „Met im Kino“ die Chance genützt, etwa eine Wiener  Erstaufführung zustande zu bringen. Das Interesse war groß, die Säle voll wie bei Verdi oder Wagner. Aber dann begannen erste Fluchtversuche und zuletzt war bei vielen Ratlosigkeit zu bemerken – eine tolle Produktion (Regie und Ausstattung William Kentridge, Kostüme Greta Goiris) eine zeitweise hinreißende Musik (Dirigent Pavel Smelkov) und ausgezeichnete Protagonisten täuschen nicht darüber hinaus, dass ein surrealer Traum ohne Quintessenz  erzählt wird. Der Kollegien-Assessor Kowaljow – großartig verkörpert durch Paolo Szot – verliert seine Nase, diese macht sich in der Folge selbstständig (als höhensicherer Tenor Alexander Lewis) und marschiert in Menschengröße durch die Stadt. Sie hält Züge auf und verhandelt mit der Polizei. Der Nasen-lose  Kowaljow verbündet sich mit seinem Barbier (köstlich  Vladimir Ognowenko), trifft auf  den markanten Andrey Popov als Polizist, streitet sich mit der Frau des Barbier (urkomisch Claudia Wait) und genießt den Wohlklang der „jungen Frau“ die von Ying Fang mit himmlischen Tönen ausgestattet wird.

Die einzelnen Episoden werden minutiös vorgetragen, ergeben aber noch keinen Gesamt-Sinn. Insgesamt 80 Rollen werden benötigt. Das gesamte Ensemble ist aufgeboten, jeder übernimmt 2 – 3 Rollen. Und die Unlogik des Alptraumes verhindert denn doch jede „Aha-Wirkung“.  Die Nase dürfte trotz „Met im Kino“ Außenseiter-Status behalten.

Peter Dusek

 

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