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WIEN / Casanova: UDO JÜRGENS Sein Leben, seine Liebe, seine Musik!

Pressefoto_Udo Jurgens~1

WIEN / Casanova:
UDO JÜRGENS Sein Leben, seine Liebe, seine Musik
19.
Juni 2017

Heute ist Udo Jürgens der (neben Falco) meist besuchte Tote am Wiener Zentralfriedhof, nicht zuletzt wegen des spektakulären weißen Klaviers, das man ihm zum Gedenken hingestellt hat. Bis zu seinem Tod 2014 im Alter von 80 Jahren hat er eine mehr als sechzigjährige kontinuierliche Karriere hingelegt, die wenige Vergleiche kennt. Wikipedia sagt uns, dass der gebürtige Klagenfurter, der als Schweizer starb, mit über 100 Millionen verkaufter Tonträgern einer der kommerziell erfolgreichsten Unterhaltungsmusiker im deutschen Sprachraum war.

An Popularität und Wahrnehmung hat es Udo nie gefehlt, und das hat mit seinem Tod kein Ende gefunden. Was beweist das? Dass es leichter ist, einfach „Musik“ zu hinterlassen als Bücher oder Filme oder Gemälde, alles, wozu man sich erst den Zugang suchen muss. Aber viele seiner Lieder muss man nur antippen, und die Menschen singen die Melodien mit, wie ein Udo Jürgens gewidmeter Abend im Wiener „Casanova“ zeigte. Und selbst die Rezensentin, die ihr Leben in Opernhäusern verbracht hat, erkennt den einen oder anderen Schlager (und hegt für „Griechischer Wein“ sogar eine eingestandene Vorliebe).

Der Sänger Hannes Rathammer, die Schauspielerin Gabriela Benesch, Alexander Blach-Marius am Klavier, Hubert Koci auf der Akustikgitarre – und ein überzeugendes Konzept: Mehr bedarf es nicht, um einen kurzweiligen und dabei informativen Udo Jürgens-Abend zu gestalten. „Sein Leben, seine Liebe, seine Musik!“ ist als Titel etwas aufgeblasen, das Leben gibt es partiell, die vielen Liebesgeschichten sind ausgespart, aber die Musik, ja, sie dominiert.

Hannes Rathammer kopiert Udo nicht direkt, der doch einen sehr eigentümlichen Gesangsduktus hatte (YouTube hilft mühelos, dergleichen zu überprüfen – und hat Zahlen bezüglich der Aufrufe, mit denen keine Oper mithalten kann…), aber er hat Stimme, meist (nicht immer) hohe Verständlichkeit und eine positiv-offensive Ausstrahlung. Und die Auswahl des Gebotenen kann sich ja – wenn man auf gut tausend Liederkompositionen zurückzugreifen vermag – wirklich auf das Beste konzentrieren.

Dazu kommen die überaus geschickt zusammen gestellten Zwischentexte aus Udos eigenen Büchern, der gewandt und pointiert zu erzählen wusste, schon vom kleinen Jungen, für den Musik einfach der einzige Weg in die Welt darstellte und der mit seinem Klavier verwachsen war. Ein unglaublich talentierter und handwerklich souveräner Musiker, der große Kollegen schrankenlos bewunderte (sehr schön die Episoden mit Chet Baker und Sammy Davis jr.) und auch international Hochachtung erlangte.

Natürlich verkauft man nicht Millionen Tonträger, wenn man nicht mit Sentimentalität hier, simpel formulierter „Lebensweisheit“ dort umgehen kann (letztendlich geht auch „lalala“, wenn die richtige Melodie drunter liegt), wobei Gabriele Benesch als lebhafte Erzählerin daran erinnerte, dass Udo Jürgens schon „politisch korrekt“ war, als es noch nicht Mode bzw. (wie heute) angesagtes Klischee-Verhalten war: Als er den Deutschen „Lieb Vaterland“ vorsang und daran erinnerte, wie wenig hier bewundernswert war und ist, musste er schon einen „Shitstorm“ ertragen, wobei es die Bezeichnung damals noch nicht gab, die Sache aber sehr wohl… (Übrigens nachhörenswert, wie couragiert dieser Udo 1971 war!)

Wie unvergessen Udo ist, zeigte das Publikum am Ende, als es beim von Hannes Rathammer dargebotenen Medley fest mitsang.

Renate Wagner

 

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