Alice Waginger, Anete Liepina und ein vertauschter Koffer
Foto: Barbara Pállfy
Theater Arche: Präsentation einer neuen Operette – „Die Rose des Kaisers“ ohne schmalzigen Geigenklang (Premiere am 16.3.2019 im KUMST-Strasshof
Ja, ja, ja, die gute, gute alte Wiener Operette! Von ganz wenigen der musikalisch besonderen Meisterwerke abgesehen ist von diesen alten Publikumsträumen früherer Tage in den heimischen Theatern kaum mehr etwas zu sehen und zu hören! Hilft uns jetzt die die frisch uraufgeführte „Rose des Kaisers“ darüber hinweg? Oper@tee – das Wiener Operettenensemble – nennt sich ein flottes jüngeres Team, welches sich hier auf operettig auf des Kaisers verblassten Spuren versucht. Vorerst mit einem bemühten Start im Wiener Theater Arche und Aufführungen im Strasshofer ‚Kulturzentrum Marchfeld‘. Und so wirbt die liebe Oper@tee für diese Novität mit altem Mascherl: „Kitschig, witzig, nachdenklich machend. Eine neue Operette, die lautstarke Lebenszeichen von sich gibt und selbstsicher wieder einmal neugeboren in die Zukunft strampelt.“
Nun, hier ist es jetzt eine Operette ohne einzige Geige, ohne schmalzigen Geigenklang. Komponist Paul Hertel, der Initiator dieses Projektes, ist ein Meister seines Faches, muss sich aber notgedrungen auf E-Piano, Kontrabass, Schlagzeug beschränken. Und er setzt sein kleines Instrumentarium absolut stimmig ein. Die Show überzeugt mit musikalischem wie spielerischen Schwung. Allerdings – heute mag es wirklich kaum machbar sein, mit echten neuen Traummelodien aufzutrumpfen. Hertel, ein Kenner früheren Operettenglanzes, hat somit mit Gespür beschwingte Melodien aus gut einem Dutzend verblichener Alt-Wiener Operettenhits mit neuen Texten unterlegt und diese Nummern mit gehörigem Drive aufgepeppt.
Welche Geschichte kann dazu noch in einer einigermaßen tradierten Operettenmanier erzählt werden? Leopold Deitelbaum hat sich als Librettist solch eine Story ausgedacht: Ein eher verhuschter Operettenkomponist bei Ausbruch des 1. Weltkrieges auf der Flucht aus Paris ins heimische Reich des greisen Kaiser Franz Josef, eine erfolglose Jagd nach vertauschten Koffern, drei überdrehte Pärchen und zwei skurrile k.u.k Geheimpolizisten auf nicht so klar überschaubaren Irrwegen und ein Rambazamba bis zum Happy End in Bad Ischl. Der Schwung ist da, und Regisseur Gernot Kranner hat seinem jugendlichen Ensemble mit vielen Einfällen, raschen Szenenwechsel und passenden Gags so richtig Spielfreude eingeimpft. Wohl mit Zielrichtung recht ordentlichen Outrierens. Die Leistungen der von Anete Liepina als umtriebiges wie wendiges Schmeichelkätzchen angeführten Sänger? Nicht immer so ganz stimmschön wie erwünscht. Die flotten Tanzeinlagen? Auch Walzerschritte sind bereits dem Musical-Stil angepasst. Die Stimmung im Haus? Ja, das Lustgefühl des Ensembles springt über.