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WIEN / Burgtheater: KOMÖDIE DER IRRUNGEN

26.01.2017 | KRITIKEN, Theater

Komöldie Bühnenbild breit
Alle Fotos: Barbara Zeininger

WIEN / Burgtheater:
KOMÖDIE DER IRRUNGEN von William Shakespeare
Übersetzung und Neufassung von Sabrina Zwach
Premiere: 25.
Jänner 2017

Wenn ein Regisseur eine Handschrift hat, ist das eine große Sache, dann wird er seine besonderen Fähigkeiten jedem neuen Werk neu anpassen. Wenn ein Regisseur eine Masche hat und es ihm gelungen ist, diese bei den Medien durchzusetzen, kann das für das Publikum ziemlich enervierend sein (Fälle wie Castorf oder Marthaler zeigen das): Jede Inszenierung wird im Prinzip gleich aussehen, egal, worum es geht.

Nun, auch Herbert Fritsch hat eine Masche und hat es geschafft, nach dem „Eingebildeten Kranken“ vor zwei Jahren nun wieder im Burgtheater, diesmal zu einer „Komödie der Irrungen“ eingeladen zu werden, die im Prinzip dasselbe bietet.

Komöldie Kasperltheater

Was macht Fritsch, ein Regisseur, der laut Selbstaussage gern „bis zur Hysterie lustig“ ist? Alles Mögliche – vor allem eine Art schrilles Puppentheater, ein wilde, brillante Show der totalen Unnatur, bunt, verrückt, absurd, voll akrobatischer und pantomimischer Elemente, perfekt durchstilisiert. Es hat mit dem zugrunde liegenden Stück nichts zu tun. Und, wie man schon bei seinem Molière feststellen konnte, ist dergleichen vielleicht einen Sketch lang lustig, aber abendfüllende zwei Stunden ohne Pause einfach nur ermüdend und langweilig. Nun ist Shakespeares „Komödie der Irrungen“ kein Werk, das eine besondere Kostbarkeit darstellt, kann also auch nicht nachdrücklich zerstört werden, weil es die Sache nicht wert ist. Zwei Doppelrollen (gibt es auf dem Theater ja immer wieder), die dazugehörigen Verwechslungen, das darf schon gezappelt werden.

Dazu mag auch die verrückte Welt von Fritsch passen, in einem Einheitsbühnenbild, das er sich selbst geschaffen hat: links ein Galgen, auf dem vor allem Merlin Sandmeyer als Kerkermeister schlechtweg virtuos herumturnt, rechts eine Installation, die man sich erst einmal ausdenken muss – eine Art „Trompetenbaum“, ein Gestell aus Blechblasinstrumenten, die auch immer wieder Töne von sich geben und dabei noch bewegen! In der Mitte ein Aufbau, in dem, um den gespielt wird, nichts Reales, aber theatralisch brauchbar. Bunter noch als dieses immer wieder bunt beleuchtete Bühnenbild, sind die Kostüme (Bettina Helmi), und der wahre Wahnsinn besteht darin, was Fritsch den Darstellern an hoch exakten Unnatur-Aktionen abverlangt, wobei nicht nur die Körper und die grimassierenden Gesichter gefordert sind, sondern auch die in ihren mannigfaltigen Akzenten und Tonfällen ausgereizte Sprache.

Komöldie Herr und Diener Komöldie Trompetenbaum

Für die Zwillings-Hauptrollen hat er zwei Schauspieler mitgebracht, Sebastian Blomberg für die beiden Antipholus, den ungemein beweglichen jungen Simon Jensen für die beiden Dromios, und diese Darsteller werfen sich mit einer Verve in die Blödeleien, die man nur aufopfernd nennen kann. Allerdings können die Burgdamen das auch, voran Dorothee Hartinger, die schon beim Molière brillant dabei war, und Petra Morzé, die sich am Ende exzessiv die Nonnenkleidung vom Leib reißt. Die übrigen tun ihre albernen Jobs, ohne mehr zu sein als zuckende Puppen.

Ob man den Abend aushält oder nicht, ob man ihn wenigstens als Stilübung interessant findet oder ob man sich am Ende sogar amüsiert – das hängt von der inneren Befindlichkeit des einzelnen Zuschauers ab. Die Verbeugungsorgie war eine weitere Inszenierung, und dass sich Herbert Fritsch als Teil seines eigenen Zirkus begreift, zeigt er, als er für seinen Applaus auf die Bühne köpfelte.

Renate Wagner

 

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