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WIEN / Burgtheater-Kasino: WIE VERSTECKT MAN EINEN ELEFANTEN?

26.10.2019 | KRITIKEN, Theater


Alle Fotos: Barbara Zeininger

WIEN / Kasino des Burgtheaters:
WIE VERSTECKT MAN EINEN ELEFANTEN? von Joel Horwood
Nach dem Roman „The Great Elephant Chase“ von Gillian Cross
Premiere: 26. Oktober 2019

Mit den Kinderstücken hat das Burgtheater des Martin Kusej mehr als Glück. „Wie versteckt man einen Elefanten?“ wird im Kasino nicht nur für ein kindliches, sondern auch ein erwachsenes Publikum zum großen Vergnügen – und zum vollinhaltlichen Theaterabend. Man fühlt sich fast in die Welt des Huckleberry Finn versetzt, wenn man da (es muss 1861 sein, denn der Amerikanische Bürgerkrieg hat gerade begonnen) durch trostlose kleine Städte zieht, schließlich an einem Fluß landet, von Bösewichtern verfolgt wird – und das alles rund um einen Riesenelefanten, der geradezu als Wunderding auf der Bühne steht.

Nicht dass man ihn wirklich für echt hielte – und doch, für das Theater ist er es. Man hat für diese Aufführung keine Kosten und Mühen gescheut, und was Mervyn Millar hier auf die Bühne gezaubert hat, verdient wahrlich, dass man ihn einen „britischen Puppenspiel­Magier“ nennt. Elefant Kush wird von vier Leuten „betrieben“, zwei stecken zwischen seinen Beinen, einer hält von innen seinen Kopf, und eine schmale Dame bedient den Rüssel, und doch ist es so (und das ist das Wunder), als gäbe es die Menschen gar nicht und Kush existierte tatsächlich alleine, als er selbst, als Elefant und, mehr noch, als Persönlichkeit.


Maresi Riegner, Leonard Dock

Denn er muss ja schließlich das Geschick von zwei halb erwachsenen Kindern bestimmen. Zuerst zieht da eine Art „Magier“ (Markus Kiepe ergötzlich in der ersten von vielen Rollen) durchs Land, der allerdings mit ein wenig schäbigen Tricks arbeitet. Da scheint doch Kush tatsächlich ein verkrüppeltes kleines Mädchen (Maresi Riegner, das ganze Stück hindurch von trotziger Entschlossenheit) hoch zu heben und fallen zu lassen – und der Magier „heilt“ sie mit einem Wundermittel, das reißend Absatz findet…

Nun, wir kapieren das schnell, und das böse Pärchen Mr. Jackson (Gunter Eckes, herrlich „böse“ wie aus dem Bilderbuch oder Fernsehen) und Mrs. Esther (Alexandra Henkel mit Temperament und darstellerischen Farben) auch. Klar, dass die den Elefanten auch wollen.


Gunter Eckes, Alexandra Henkel

Man will das turbulente Geschehen, in dem dann der nette junge Tad (überzeugend: Leonard Dick) im Mittelpunkt steht und Elisabeth Augustin in vielen Rollen eine herrliche, unabdingbare Stütze des Ensembles ist, nicht in allen Details erzählen, aber es geht wirklich dramatisch zu – schließlich „fliehen“ die Kinder mit dem Elefanten, und so ein Riese versteckt sich ja nicht so einfach vor Verfolgern…

Die Autorin des Buches, Gillian Cross, war bei der Premiere und sah sichtlich vergnügt dabei zu, wie Regisseur Ingo Berk da mit Hilfe des einfallsreichen Ausstatters Damian Hitz die Dramatisierung in zwei wunderbaren, immer aufregenden Spielstunden auf den Boden des Kasinos gestellt hat. Alle spielen auch in dem Sinn mit, dass sie die Versatzstücke (darunter ein vielfach zu verwendender „Eisenbahnwaggon“) verschieben und abwechselnd erzählen, wie es mit der Geschichte weitergeht, bevor sie in die nächsten Rollen schlüpfen (da gibt es auch noch Farmer und Quäker und Soldaten und andere mehr, um das Geschehen farbig zu machen).

Das alles ist, natürlich auch dank des Elefanten Kush. ein echtes Erlebnis, das gerechterweise zum Theaterhit der Stadt werden sollte.

Renate Wagner

 

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