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WIEN/ Brigittenauer ROBERT STOLZ-KONZERTE / Servus Du… Wenn der Walzer klingt!

23.05.2015 | Allgemein, Operette/Musical

Brigittenauer Robert Stolz-Konzerte – Donnerstag 21.05.2015

 

SERVUS, DU ….  WENN DER WALZER KLINGT!

 v.l. Thomas Schmidt, Margit Fussi,Jolanda Klaus,Katharina Linhard und BV Stellvertreter Herbert Grausam
Thomas Schmidt, Margit Fussi, Jolanda Klaus, Katharina Linhard, BV.Stv. Herbert Grausam. Foto: Miebach

 Mit einem Programm voller musikalischer Raritäten wurde im historischen Amtshaus am Brigittaplatz des 135. Geburts- und des 40. Todestages von Robert Stolz gedacht. Ein ungewöhnlicher, ja erstaunlicher Konzertabend, zu dem sich neben den zahlreichen Stammbesuchern auch Stolz-Tochter Clarissa Henry eingefunden hatte. Hier stand nicht der sattsam bekannte Operetten- und „Evergreen“-Fabrikant im Fokus des Interesses, sondern es wurden Auszüge aus dem Liederzyklus „Blumenlieder“ (op. 500), mithin also Kunstlieder, seinen für Kabarett und „Brett’l“ geschriebenen Chansons und Vortragsliedern gegenübergestellt.

 Mit erstaunlichem Ergebnis: Denn zwischen diesen Beispielen zeitgenössischer „E- und U-Musik“ gibt es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede! Deutlich arbeitete der Moderator (Thomas Schmidt) die völlig gleichwertige, textbezogene Kompositionsweise beider Genres heraus. Seine auf den Punkt gebrachten musikalischen Analysen und Hintergrundinformationen ermöglichten dem interessierten Besucher neben dem reinen Musikgenuss auch strukturiertes Hören und das Wahrnehmen satztechnischer und harmonischer Finessen der Lieder. Daneben gab es Beispiele früher (ebenfalls fürs Kabarett entstandener) Wienerlieder aus der Zeit der untergehenden Doppelmonarchie, die allesamt den Vergleich mit den zu „Welthits“ gewordenen Titeln wie „Im Prater blüh’n wieder die Bäume“ und „Wien wird schön erst bei Nacht“ nicht zu scheuen brauchten.

 Das Stilspektrum der aufgeführten Werke stellte hohe Ansprüche an die Interpreten. Galt es bei den „Blumenliedern“, klassischen Liedvortrag zu demonstrieren, so musste bei den Kabarett-Chansons auf federleichte Vortragskunst gesetzt werden. Die beiden Sänger erwiesen sich dabei als geradezu ideal. KATHARINA LINHARD (Sopran) gab sich bei den Kunstliedern ‚mal volksliedhaft-innig, ‚mal soubrettenhaft-keck. Ihr lyrischer Tenorkollege THOMAS SCHMIDT bestach mit kultiviertem Timbre und beispielhafter Wortdeutlichkeit im Heiteren wie im Dämonisch-Düsteren. Im zweiten Teil machte er mit mühelos zwischen Gesang und Sprechgesang wechselnder Stimme aus den Stolz-Chansons kabarettistische Kabinettstücke („Floh-Lied“) und erschütternde

Charakterskizzen („Servus, Du“). Bei den Duetten ergänzten sich beide Stimmen aufs Beste.

 Die Auftritte der blutjungen Geigerin JOLANDA SOPHIE KLAUS ließen aufhorchen. Mit ungewöhnlicher künstlerischer Reife spielte sie vier „Blumenlieder“ in der seltenen Fassung für Violine und Klavier sowie ein Walzer-Intermezzo (op. 56) und erinnerte dabei an längst vergangene Tage, als den Kindern der Übergang von der Hausmusik zur Konzertliteratur noch leicht fiel. Mit MARGIT FUSSI saß eine bedeutende österreichische Liedbegleiterin unserer Tage am Klavier. Den Solisten war sie eine feinnervige, nuancierende Partnerin. Ihre Solovorträge von Klavierwerken aus der Feder von Robert und Jacob Stolz (Vater des Komponisten) waren sensibel durchgearbeitete pianistische Schwelgereien.

Dass in Zeiten des grobschlächtigen musikalischen Events -„Kultur“ ein kleines Ensemble mit einem überwiegend unbekannten Repertoire ein Publikum derart in Verzückung und Begeisterung versetzen konnte, war das eigentliche Wunder dieses Konzertabends. Manch einer mochte sich dabei an Einzi Stolz Schlussworte nach gelungenen Aufführungen erinnern: Dass nämlich ihr „Robertl von seiner Wolke aus“ zugehört habe. Nach diesem Programm dürften ihm die Ohren geklungen haben!

(Der nächste Termin dieser Veranstaltungsreihe ist am 22. Oktober 2015 dem Komponisten Franz Zelwecker gewidmet.)

Manuela Miebach

 

 

 

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