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WIEN/ Bezirksmuseum Floridsdorf: LITERARISCHE PERSONEN IN DER MUSIK

20.10.2012 | KRITIKEN, Oper

WIEN / Bezirksmuseum Floridsdorf: „Literarische Personen in der Musik“ am 18.10.2012


Foto: Dr. Klaus Billand

 Im Rahmen ihrer regelmäßigen Auftritte in diversen Wiener Amtshäusern gab der Wiener Kulturverein Passion Artists ein diesmal ganz anders konzipiertes „Musikalisches Spektakel“ „Literarische Personen in der Musik“ – Literarische Personen in der Musik im Bezirksmuseum Floridsdorf. Die Intendantin und Obfrau des Vereins, Sabina Zapior aus Polen, hatte sich etwas Besonderes einfallen lassen und eine abwechslungsreiche Nummernfolge von Mozart, Bellini, Verdi, Rossini, Massenet, Gounod, Nicolai und Bizet zu Richard Wagner mit einem witzigen Rahmenprogramm gestaltet. Die junge Schauspielerin Katharina Kobelkoff verband die einzelnen Stücke als Hexe verkleidet mit emotionsgeladenen und plakativ sarkastischen Ausbrüchen, wobei sie pointiert auf die wesentlichen Inhalte verwies. Mit einer dazu passenden Lichtregie kam somit eine fast theatralische Dramaturgie des Abends auf, der die über 20 Arien, Duette, Terzette etc. zu einem abwechslungsreichen und kurzweiligen Erlebnis werden ließ.

 Sabina Zapior zog wieder alle Strippen auf und hinter der Bühne, während Alexander Boiadjiev für die kompetente Klavierbegleitung sorgte. Sabina startete mit der Arie der Julia aus Gounods „Roméo et Juliette“ Je veux vivre… und der Arie der Giulietta aus Bellinis „I Capuleti e i Montecchi“ Oh! quante volte… und sang etwas später die Juwelenarie der Margarethe aus Gounods „Faust“ mit hoher Musikalität, starkem Ausdruck und den stets beeindruckenden Höhen ihres damatischen Koloratursoprans. Bei all ihren Auftritten vermag sie mit einer emphatischen Mimik und darstellerischen Intensität das Publikum unmittelbar in ihren Bann zu ziehen. Nach der Arie der Frau Fluth aus Nicolais „Die lustigen Weiber von Windsor“ Nun eilt herbei… und einem sängerisch und szenisch hervorragend gelungenen Terzett aus Mozarts „Cosí fan tutte“ Soave sia il vento…, sowie dem Kartenterzett aus Bizets „Carmen“ setzte sie einen glanzvollen Schlusspunkt mit der Hallenarie der Elisabeth aus Wagners „Tannhäuser“.

 Die polnische Sopranistin Magdalena Kaleta absolvierte ein Gesangsstudium an der F. Nowowiejski Musikhochschule in Bromberg mit Auszeichnung und ein postgraduales Gesangsstudium an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Sie begann mit einer ebenso ausdrucks- wie klangvollen Arie der Lady Macbeth aus „Macbeth“ La luce langue…, bei der sie mit ihrer guten Intonation und dramatischen Höhe beeindruckte. Auch die Arie der Rusalka Ó marno to je… sang sie mit Verve und Dramatik, wobei – wie schon zuvor – ihre schön abgedunkelte Mittellage bestach. Einen absoluten Glanzpunkt setzte Magdalena mit einer intensiv vorgetragenen und bis in die letzte Note höhensicheren Ballade der Senta aus Wagners „Der fliegende Holländer“.

 Die große Überraschung des Abends war aber die junge, groß gewachsene und attraktive Mezzosopranistin Olga Szabó aus Ungarn, die von der bekannten Wagner-Sängerin und Gesangs-Professorin Mária Temesi in Szeged unterrichtet wurde. Sie studierte Gesangspädagogik und Operngesang am Konservatorium Pécs, an der Universität Szeged und an der Ferenc Liszt Akademie Budapest und ist Preisträgerin des Internationalen Simándy József Gesangswettbewerbs sowie des Internationalen Feruccio Tagliavini Gesangswettbewerbs und erhielt auch schon ein Richard Wagner Stipendium. Olga begann ihren Abend mit einer ausdrucksstark gesungenen Arie der Charlotte aus Massenets „Werther“ Vá! Laisse couler mes larmes…, bei der sie ihre gute Resonanz und klangvollen Höhen unter Beweis stellte. Auch mit der Arie des Siebel aus Gounods „Faust“ konnte sie mit großer Musikalität und schönem Mezzo-Timbre überzeugen. In der nach der Pause folgenden Habanera der Carmen führte Olga mit einer roten Rose ein kokettes Spielchen mit einigen Herren im Publikum, bevor sie mit der Arie des Cherubino aus Mozarts „Le nozze di Figaro“ Voi che sapete… mit ihrer schönen Farbgebung und darstellerischem Talent für einen Höhepunkt des Abends sorgte.

 Koichi Okugawa aus Japan war auch wieder mit von der Partie und hatte gegen diese drei recht imposanten Damen keinen leichten Stand. Er sang zunächst die Arie des Macbeth Perfidi!…, danach die Arie des Valentin Oh, sainte médaille… und konnte sich mit der Arie des Escamillo Votre toast je peux vous rendre… steigern und sein baritonales Volumen hier besser zum Ausdruck bringen. Allerdings führt er seine Stimme etwas eindimensional, bisweilen mehr auf Lautstärke als auf Phrasierung und differenzierte Modulation bedacht. Hier könnte er sicher mit weiterer Arbeit noch viel erreichen, wobei auch am sprachlichen Ausdruck zu feilen wäre.

 Den Abend beschloss das von allem Vieren witzig und intensiv vorgetragene Katzenduett Miau!… von Rossini, bei dem auch das Publikum nach Kräften und stimmlichen Möglichkeiten mitmachte. Großer Applaus für das Engagement aller AkteurInnen. Es stellt sich immer mehr heraus, dass Sabina Zapior mit ihren Passion Artists eine kleine Kaderschmiede für Talente in Wien etabliert hat. Hoffentlich wird das auch einmal von den Agenten bemerkt, die hier eigentlich Interesse zeigen sollten. Die nächsten Termine sind am 4.12., eine vorweihnachtliche Operngala im Rathaus Leopoldstadt mit „O sole mio“ – ein italienischer Opernabend zum Mitmachen, und am 13.12., wieder im Bezirksmuseum Floridsdorf, mit einem „Weihnachts-Wunschkonzert von Passion Artists“. Passion als Mission…

(Fotos in der Bildergalerie)

 Klaus Billand

 

 

 

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