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WIEN/ Ankerbrotfabrik/ Sirene Operntheater: GILGAMESCH von René Clemencic

29.05.2015 | Allgemein, Oper

Neue Produktion des „sirene Operntheaters“: „Gilgamesch“ von René Clemencic (Vorstellung: 28. 5. 2015)

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Der Chor sowie Nicholas Spanos als Gilgamesch und Gernot Heinrich als sein Freund Enkidu (Foto: Andreas Friess / sirene)

Die neueste Produktion des „sirene Operntheaters“ ist eine szenische Aufführung des Oratoriums „Gilgamesch“ von René Clemencic.  Das Libretto verfasste Kristine Tornquist nach dem berühmten Gilgamesch-Epos, dem babylonischen Heldenepos über den König von Uruk. Die heute bekannte Fassung von etwa 3000 Versen entstand auf der Grundlage älterer sumerischer und akkadischer Überlieferungen (seit dem 3. Jahrtausend v. Chr.) um 1200 v. Chr. und enthält als Hauptthema die vergebliche Suche nach dem ewigen Leben.

 Die Stadt Uruk, in der Bibel Erech genannt, ist das heutige Warka im Süden des Irak und gilt als eine der frühesten Großstädte der Menschheitsgeschichte. Um 3500 v. Chr. soll sie etwa 40 000 Einwohner auf einer Fläche von 5,5 Quadratkilometern gehabt haben. Uruk gilt als die größte Stadt des Altertums, um die Gilgamesch eine 9 km lange Stadtmauer gebaut hatte.

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Schattenspiel mit Nicholas Spanos als Gilgamesch (Foto: Andreas Friess / sirene)

 Die Aufführung des Epischen Oratoriums fand in der Expedithalle der Brotfabrik in Wien-Favoriten statt und dauerte ohne Pause knapp zwei Stunden, in der die Handlung des Gilgamesch-Epos – es schildert den arroganten Herrscher, seine enge Freundschaft zu Ekidu, seinen siegreichen Kampf gegen Humbaba im Zedernwald, seine Liebe zu Ischtar, der mesopotamischen Venus und schließlich seine Leuterung – erzählt wird.

 Das Heldenepos wird in der Inszenierung von Kristine Tornquist in epischer Breite wiedergegeben, wodurch es zu Längen kommt, die auch die musikalische Interpretation nicht verhindern kann. Wie immer gut gelöst war die Aufteilung im großen Saal, in dem hinter der Publikumstribüne eine Ausstellung mit sieben Guckkästen präsentiert wurde und auch das Büffet mit Tischen und Bänken platziert war. Vor der Publikumstribüne saß das Orchester und zwischen zwei Holzgerüsten für Chor und Götterdarsteller war die Bühnenfläche vor einem Vorhang, auf dem ein Schattenspiel ablief, das die Szenen recht humorvoll und ansprechend illustrierte (Bühne: Jakob Scheid, Schattenfiguren: Roman Spiess). Die hübschen Kostüme im Stil des Altertums entwarf Markus Kuscher.

 Überzeugend der Countertenor Nicholas Spanos sowohl in der Darstellung der Titelrolle wie auch stimmlich. Ihm ebenbürtig agierte als sein Freund Enkidu der lyrische Tenor Gernot Heinrich. In der Rolle der Ischtar, der Stadtgöttin von Uruk, die auch Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit ist, konnte die Sopranistin Lisa Rombach ihre stimmlichen Qualitäten ausspielen, musste sie doch immer wieder in höchsten Tönen singen.

 Aruru, die Mutter- und Schutzgöttin, wurde von der Sopranistin Ingrid Habermann, der Sonnengott Schamasch und Ea, der Gott der Weisheit und List, vom Tenor David Jagodic gesungen. Den Götterkönig Enlil – er ist auch der Herr der Götterversammlung, die auf dem rechten Holzgerüst ihren Thron innehatte – und den Himmelsgott Anu verkörperte mit tiefer, beherrschender Stimme der Bassbariton Apostol Milenkov.  

 Der siebenköpfige Chor setzte sich aus drei Sopranistinnen (Romana Amerling, Susanne Kurz, Claudia Haber), zwei Tenören (Wilhelm Spuller, Bernd Lambauer) und zwei Baritonen (Johann Leutgeb, Clemens Kölbl) zusammen. Das Rote Orchester, dessen Schwerpunkte auf Bläser und Schlagwerk lagen, gab unter der Leitung von François-Pierre Descamps die betont illustrativ gehaltene Partitur des Komponisten René Clemencic  eindrucksvoll wieder.

 Zur Musik ein Zitat des Komponisten aus einem Beitrag im Programmheft: „Ich versuche in meinen Werken Klänge und Klangkomplexe als akustische Zeichen und Chiffren für Weltstrukturen bzw. innere Erlebnisse und Erfahrungen einzusetzen. Klang und Klanggeste sollen als solche in ihrer ursprünglichen Magie wirken.“   

 Das Publikum in der fast ausverkauften Halle zollte am Schluss allen Mitwirkenden und dem Komponisten minutenlang frenetischen Beifall.

 Udo Pacolt

 PS: Ein Hinweis für Liebhaber von mythischen Themen: Im Mai 2016 wird in Brünn die Oper „Gilgamesch-Epos“ von Bohuslav Martinů zu sehen sein.  

 

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