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WIEN / AlbertinaModern: GUSTAV KLIMT: DIE ZEICHNUNGEN

12.04.2022 | Ausstellungen, KRITIKEN

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WIEN / AlbertinaModern:
GUSTAV KLIMT: DIE ZEICHNUNGEN
Vom 9. April bis zum 17. Juli 2022

„Rückkehr“ in das Künstlerhaus…

An sich braucht man in Wien weder einen Anlass noch einen Vorwand, um Gustav Klimt auszustellen, das Publikum kommt auf jeden Fall, angezogen von der Magie seines Namens und seiner Kunst. Doch wenn die AlbertinaModern nun in ihren Kellerräumen (die geräumig genug sind) von Gustav Klimt „Die Zeichnungen“ präsentiert, so kann Albertina-Direktor Klalus Albrecht Schröder zwei Daten nennen. Ein 160. Geburtstag ist normalerweise kein Anlassfall. Aber dass Klimt mit seinen gleich gesinnten  „modernen“ Kollegen vor 125 Jahren, 1897, aus dem Künstlerhaus ausgezogen ist, das ihm zu konventionell und rückwärts gewandt war – das ist immerhin ein Datum, das fest in der Kunstgeschichte steht, war doch die Folge jene „Secession“, von deren Glanz „Wien um 1900“ noch heute (und vermutlich ewig) zehrt. Dass Klimt nun in das Gebäude des Künstlerhauses zurück gekehrt ist, wo Schröder die AlbetinaModern etabliert hat – das ist zumindest eine Pointe…

Von Renate  Wagner

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Klimt als Zeichner    Der Ruhm von Gustav Klimt (1862- 1918) wird dominierend von seinen Gemälden bestimmt, „Der Kuss“ zählt zu den berühmtesten der Welt, seine Damenporträts leben ebenso im Gedächtnis einer breiten Allgemeinheit wie sein „Beethoven-Fries“ in dem Untergeschoß der Secession. Aber Klimt hat auch lebenslang gezeichnet, und  eine große Anzahl seiner Werke zählen zum „Basis“-Bestand der einstigen „Graphischen Sammlung Albertina“. Ein reiches Werk, an dem Elisabeth Dutz, die Kuratorin der Ausstellung, seit vielen Jahren arbeitet und das in absehbarer Zeit (wie der Direktor versprach) auch digital zugänglich sein wird. Für die gegenwärtige Ausstellung konnte die Kuratorin dank der Fülle des Vorhandenen nicht nur 98 Meisterwerke (darunter auch weniger Bekanntes) auswählen, sondern damit auch einen „chronologischen“ Spaziergang durch die Schaffensphasen des Künstlers unternehmen.

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Im Mittelpunkt: der Mensch     Wenn Gustav Klimt zeichnete, interessierten ihn (anders als in den Gemälden)  nicht Landschaften oder gar Genreszenen, sondern ausschließlich die Menschen – falls er nicht, vor allem für Publikationen der Secession, mit Vergnügen Ornamentales „zauberte“ (das ja in vielen seiner Gemälde eine so große Rolle spielt). Es ging ihm um Menschen  und dabei vor allem um Frauen. Er schuf Männerköpfe vor allem als Studien zu seinen großen Auftragswerken (Ausschmückung des Kunsthistorischen Museums, die Fakultätsbilder für den Festsaal der Universität, die abgelehnt wurden und die der Welt verloren gegangen sind), und auch diese Porträts atmen Zartheit, sind weit entfernt von einem kraftvollen Männerbild.

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Was ihn als Zeichner vor allem interessiert, waren Frauen in jeder Form – solange sie schön waren. Nur ein einziges Beispiel einer alten Frau findet sich in der Ausstellung, und diese benötigte er als Studie für das Gemälde „Die drei Lebensalter“ aus dem Jahre 1905. Im übrigen huldigte er hemmungslos der Frauenschönheit, ob als Vorstudie für Gemälde, ob als zeichnerischer Selbstzweck.

Das Ideal der „femme fragile“ – mit dem Zeichenstift erträumt     Betrachtet man Klimts Frauengemälde, so wird klar, dass die Damen der gehobenen Bürgerwelt, die er hier in raffiniertem Ambiente verklärte, durchaus „normale“ Frauen waren, keinem heutigen Schönheitsideal superschlanker Models huldigend. Klimt ahnte die zauberhafte Kindfrau voraus, angezogen, umschmeichelt von Kragen und Hüten, und immer wieder nackt, schlafend, stehend, liegend.

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Viele Zeichnungen, die er (nach seinen Anfängen mit Kohle und Kreide) später mit einem harten Bleistift wie „hinwarf“, sind dabei so zart ausgefallen, dass man ganz nahe gehen muss, um die Konturen überhaupt wahr zu nehmen. Der Blick auf diese „Traumfrauen“ endet bei jenen Zeichnungen, in denen Klimt masturbierende Frauen darstellt – aber ganz anders als Schiele, der Geschlechtsteile geradezu aggressiv ausstellte, blieb Klimt hier diskret, seinem Ideal einer ultimativen Ästhetik verpflichtet.

Die Entwicklung       Der frühe Klimt konnte gar nicht verleugnen, was er in seiner klassischen Ausbildung an der Kunstgewerbeschule gelernt hatte, realistisch (aber immer der Schönheit huldigend) sind frühe Potrtäts, während seine Verquickung von Körpern (in den Studien zu den Fakultätsbildern) schon ganz seine eigene Handschrift tragen. Stilistische Veränderungen in der Folge sind eher an den Gemälden abzulesen, wobei Klimt keinerlei Entwicklungen von außen, sondern immer nur seinen eigenen Gesetzen folgte. In der Ausstellung begleiten den Betrachter vor allem immer wieder die wunderbaren Frauengesichter.

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WIEN / AlbertinaModern im Künstlerhaus:
GUSTAV KLIMT: DIE ZEICHNUNGEN
Bis 17. Juli

 

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