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WIEN / Albertina: XENIA HAUSNER

29.04.2021 | Ausstellungen, KRITIKEN

xenia hausner kopfschuss
Alle Bilder: Albertina

WIEN / Albertina / Basteihalle:
XENIA HAUSNER – TRUE LIES
Von Anfang Mai bis 8. August 2021

Der Blick der Frauen

Für die Pointe bei der Pressekonferenz zur Ausstellung anlässlich des 70. Geburtstags von Xenia Hausner sorgte die Künstlerin selbst. Ausführlich hatte sich Albertina-Dirktor Klaus Albrecht Schröder, schließlich ein „in der Wolle gefärbter Kunsthistoriker“, in die tiefe Vergangenheit begeben, um die Geschichte des „Historienbildes“ aufzuarbeiten, als dessen einzige gegenwärtige Vertreterin er Xenia Hausner sieht. Als diese selbst zu Wort kam, meinte sie nur, sie habe gar nicht gewusst, wie groß ihr Beitrag zu diesem Genre sei. Und eigentlich ginge es ihr ja nur um „Rot, Blau, Grün – und ums Malen.“ So viel zu Theorie und Praxis.

Von Renate Wagner

xenia hausner adler und engel 2005 albertina wien sammlung batliner bildrecht wien 2017 990x0~1

Xenia Hausner     Geboren am 7. Jänner 1951 in Wien, ist Xenia Hausner alles andere als „nur“ eine Tochter, wenngleich der Name „Hausner“ elementar mit dem ihres Vaters „Rudolf“ (und den Phantastischen Realisten) verquickt ist. Ihr eigener Ruhm ist, blickt man auf ihre Ausstellungen weltweit und auf ihre reichen Publikationen, eigenständig und in der österreichischen Kunstszene fest gemacht. Nichts von Vaters „Adam“-Welt ist bei ihr zu finden, sie hat Eva, die Frau, auf ihr Banner geschrieben. Die Malerei kam übrigens auf Umwegen und später – so wie Schwester Jessica Hausner sich als Regisseurin dem Film zuwandte, faszinierte Xenia Hausner die Möglichkeiten des Theaters. Sie arbeitete viele Jahre als Bühnenbildnerin, bevor sie sich in den letzten drei Jahrzehnten mit wenigen Ausnahmen der Malerei widmete. Das „Inszenieren“ hat sie mit in ihre Bilder genommen.

xenia hausner vor dem leben 2015 the bennett collection of women realists c bildrecht wien 2021 990x0~1

Frauen blicken dich an    Ihre Bilder sind groß, sehr bunt, auf den ersten Blick realistisch, auf den zweiten schon nicht mehr. Da ist vieles einerseits zu überdeutlich, andererseits total enigmatisch. Keine Werke, die dem Publikum entgegen kommen und sagen, was sie meinen. Vielmehr blicken die Protagonisten, die Frauen, den Betrachter ihrerseits an, und das geradezu herausfordernd – so beginnen Dialoge. Und man stellt sich der Herausforderung, aus den angebotenen szenischen Andeutungen seinerseits Geschichten zu ersinnen, die dann selbstverständlich persönlich sind. Weiblich rückbezüglch sozusagen. Zitat: „Mein Kosmos ist weiblich. Frauen sind Dreh-und Angelpunkt in meiner Arbeit, in den Bildern agieren sie stellvertretend für alle Gender-Zugehörigkeiten. Ich arbeite alle Menschheitsthemen in weiblicher Besetzung ab.“

Entstehungsgeschichten   Vielschichtig und komplex ist, wie man erfährt, der Arbeitsprozeß von Xenia Hausner: Wie Bühnengeschehen „inszeniert“ sie eine Szenerie in ihrem Atelier, benützt Fotografien, aber auch reale Objekte (ein zersägtes Auto), desgleichen Schauspieler (Peter Simonischek stellte sich für das Sterbebild ihres Vaters zur Verfügung). Dabei spielen immer die Frauen die Hauptrollen, oft auch – unverkennbar – sie selbst.

lassnig pisstole

Wie eine Hommage an Maria Lassnig wirkt jenes Gemälde, in dem sich Xenia Hausner eine Pistole an den Kopf hält (die Lassnig, die in ihrer Malweise nicht annähernd so „kräftig“ ist, hat ein ähnliches Motiv gemalt)…

„True Lies“   Es war nach Aussage von Xenia Hausner Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder, der für die „Geburtstags“-Ausstellung zum Siebziger den Titel „True Lies“ für die 42 gezeigten Werke fand. Weil er inhaltlich den Bezug zum Historienbild herstellte – große, ewige Themen mit Pathos in die Gegenwart geholt. Ein Originalzitat der Künstlerin lautet: „Lügen mit Bedacht. Jedes gelungene Kunstwerk lügt die Wahrheit herbei. Die gemalte, komponierte Besonderheit ist die Lüge, die die Wahrheit beschwört. Über die Fiktion der Kunst lernen wir die Welt besser verstehen.“

xenia hausner pure cool 2016 dr dorothee ritz c bildrecht wien 2021 990x0~1

Auch Kunst ist ein Fragezeichen   Fazit: Xenia Hausner erzählt Geschichten, aber welche? Der Betrachter entscheidet. Noch ein Zitat: „Ich gebe keine Gebrauchsanweisungen oder Leseanleitungen. Im Gegenteil. Eindeutige Lesarten sind langweilig. Das Leben ist ein Fragezeichen. Kunst muss geheimnisvoll, unangepasst und irrational sein.“

Albertina / Basteihalle:
Xenia Hausner: True Lies
Bis 8. August 2021, täglich 10 bis 18 Uhr

 

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