WIEN / Albertina / Untergeschoß:
WALTER SCHMÖGNER: Skulpturen & Objekte
Vom 9. November 2018 bis zum 10. Februar 2019
Lächeln über die Vergänglichkeit
Walter Schmögner gilt mit seinem verschiedene Kunstebenen bedienenden Werken als einer der „skurrilen“ Künstler Österreichs. Entsprechend ist die Ausstellung ausgefallen, die die Albertina dem Künstler anlässlich seines 75. Geburtstags widmet. Es handelt sich um „Skulpturen & Objekte“, denen man keinen eigenen Saal gegeben hat. Vielmehr sind sie im Untergeschoß des Hauses in der „Albertina Contemporary – Warhol bis Richter“-Ausstellung „verstreut“ – und treten in ihrer kleinformatigen Bescheidenheit manchmal sogar in Beziehung zu den dort ausgestellten Großwerken.
Von Renate Wagner
Walter Schmögner Geboren am 11. Juni 1943 in Wien, aufgewachsen in Toledo, Spanien, hat sich der breiten Öffentlichkeit vor allem als Buchillustrator eingeprägt, sei es mit dem allseits geliebten „Drachenbuch“, sei es mit Bildern zu berühmten Autoren (von Kafka und Hesse bis Artmann und Handke), sei es mit anderen originellen Kinderbuch-Zeichnungen, die solcherart auf die Ebene der Kunst gehoben wurden. Doch Schmögner ging weiter, schuf abgründig Psychologisches und Beängstigendes (Kubin verwandt) und Phantastisches über Architektur – und „Vegatabile Objekte“, wie er sie auf seiner Website nennt und die teilweise bei ihm zuhause stehen und mit denen er „lebt“, wie Kuratorin Dr. Antonia Hoerschelmann erzählt, die am Haus für zeitgenössische Kunst zuständig ist.
Zwei verliebte Zucchini mit einsamer Marille
Man nehme… Man nehme zwei kleine, schon verschrumpelte Zucchini und eine Marille in einem noch größeren Zustand der Verwesung, also das, was die Normalfrau in der Küche in den Abfalleimer wirft. „Stellt man es unter Glas und auf einen Sockel“, erklärt Antonia Hoerschelmann, „dann sichert man diesen Objekten Beachtung.“ Gibt ihnen Bedeutung. Macht sie zum Gleichnis. Nicht nur, dass „Zwei verliebte Zucchini mit einsamer Marille“ komisch sind, es geht auch sehr stark um Vergänglichkeit. Sicher wird es Menschen geben – und sie haben von ihrem Standpunkt nicht unrecht -, die dergleichen Spielereien, „die schließlich jeder unternehmen kann“, für eine Behauptung halten, die Behauptung, dass das irgendetwas mit Kunst zu tun hat.
Kunstfertigkeit statt Zufall Aber wenn man genau hinblickt, dann sind nicht nur die von Schmögner bemalten Sockel seiner komischen Natur-Produkte-Anwendungen kunstvoll. Nicht alles ist nur Arrangement, der „Kleine Flügel mit ausgerissenem Schulterblatt“ zeigt Gestaltungswillen, besteht nicht nur aus einfach präsentierten Objekten. „Ich hockend nachdenkend“ in Form einer Grille etwa, gestaltet aus Weidenruten, Hanfschnüren, Seidenpapier und Spannlack, mit Acrylfarbe bemalt, ist schon ein höchst raffiniertes Hand- und Kunstwerk… Dazu kommen auch die bewusst kryptichen Titel – „Etruskischer Hund“ oder „Elftausendundeine Nacht“, wobei man schon näher hinblicken muss, worum es sich bei diesen tiefroten „Früchten“ handelt, die sich dann als mit Öl bemalte Schweinsblasen herausstellen… Einzeln nebeneinander gestellt, eine grün, eine rot, nennt Schmögner dann „Harold und Maude“: Der Mann ist so verschmitzt, wie wir ihn aus seinen Büchern kennen…
Vitrine mit mumifiziertem Obst- und Gemüsegarten
Im Dialog mit… Die Kuratorin hat 16 Objekte ausgewählt, die aus den letzten Jahrzehnten von Schmögners Schaffen stammen. Ein kleiner Höhepunkt ist die „Vitrine mit mumifiziertem Obst- und Gemüsegarten“, an dem er offenbar endlos gearbeitet hat, die Beschriftung spricht von „1973-2018“. Da rotten sie also vor sich hin, braun und schon teilweise nicht mehr erkenntlich, die Früchte dieser Erde, Obst und Gemüse, wobei sie in diesem Fall farblich und wohl auch inhaltlich bestens zu den Werken von Anselm Kiefer passen, in dessen Raum man sie verfrachtet hat. Alles in allem – ein typisches Schmögner-Angebot. Der Mann war immer besonders originell.
Albertina: Walter Schmögner. Skulpturen & Objekte
Bis 10. Februar 2018, täglich von 9 bis 18 Uhr, Mittwoch und Freitag bis 21 Uhr