WIEN / Albertina / Pfeilerhalle
TONY CRAGG
SCULPTURE: BODY AND SOUL
Vom 7. Juli 2022 bis zum 6. November 2022
Eine grenzenlose Welt der Phantasie
Wer wachen Auges durch Wien geht, dem ist Toiny Cragg schon unübersehbar begegnet – mit seiner Skulptur „Ferryman“ nämlich, die rätselhaft und imposant direkt vor der Postsparkasse steht, ein seltsam-löchriger, tierartiger Bronzeguß, der 1997 von der Bawag nach ihrer erfolgreichen Cragg-Ausstellung bestellt und erworben wurde. Das Belvedere hat 2008 Cragg mit den Werken von Franz Xaver Messerschmidt konfrontiert. Noch mehr von Tony Cragg, nämlich 21 seiner Skulpturen aus den letzten beiden Jahrzehnten, sieht man derzeit in der Albertina. In den drei Räume der Pfeilerhalle im Parterre sorgt der weltberühmte Brite dafür, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt.
Von Renate Wagner
Tony Cragg Die Briten adeln ihre Künstler auch, wenn sie ihnen untreu werden: Sir Tony Cragg, geboren 1949 in Liverpool, hat den größten Teil seines Lebens in Deutschland verbracht, vor allem in Wuppertal, wo er bis heute mit einer Anzahl fachlich hoch qualifizierter Mitarbeiter eine „Werkstatt“ betreibt, in der seine meist großformatigen Werke hergestellt werden. Cragg, der nach eigener Aussage in den sechziger Jahren als „idealistischer Student“ begonnen hat und damals auch mit Plastikmüll arbeitete, konnte die Kunstwelt schnell von seinen vielfältigen, immer eigenwilligen Skulpturen überzeugen. Oftmals Gast bei der Biennale und der documenta, wurde er vielfach ausgezeichnet, darunter mit dem höchst renommierten Turner-Preis. Seine großformatigen Werke eigenen sich sehr für den öffentlichen Raum – man findet sie nicht nur in Wien und Salzburg, auch in vielen Städten Europas und der USA. In seiner zweiten „Heimatstadt“ Wuppertal, die ihn bereits zum Ehrenbürger ernannt hat, hat Cragg dem Skulpturenpark Waldfrieden eröffnet, ein künstlerischer Hauptanziehungspunkt der Stadt.
Stein, Metall, Holz, Glas, Kunststoff…. Jedes Material fordert Tony Cragg nach eigener Aussage anders heraus. Er hat sich nie auf einen Grundstoff festlegen lassen, sondern arbeitet lustvoll mit den verschiedensten Vorgaben, etwa auch Glasfaser oder Kevlar – eine Vielfalt, die sich auch in den Formen widerspiegelt. „Sculpture: Body and Soul“ nennt die Albertina ihre Ausstellung, die in eine grenzenlose Welt der Phantasie führt, die ihre Inspiration durch Elemente der Natur (für Cragg lebenslang ein Studienobjekt) nie verleugnet und doch immer ein metaphysisches Element spüren lässt. Dabei faszinieren gleicherweise der Einfallsreichtum wie die virtuose Verarbeitung des Gebotenen.
Da scheinen – obwohl aus Stahl – so doch eine Art von braunen Blättern zu wirbeln, da fragt man sich, ob die gläsernen Gebilde als Früchte oder Lampen gedacht waren, da steht ein gewaltiges, doch welliges Stück in Blau (und dennoch auf Holz) auf ganz zarten Spitzen, da bewundertt man, wie so viel hoch aufgerichteter Schwung in Stahl zu bringen ist, da meint man, vor einem gewaltigen, massigen Tier zu stehen, das ein Bronzeblock ist…Kein Werk gleicht dem anderen wirklich (es seien denn Figurengruppen), und doch steht da spürbar der Gestaltungswille eines Künstlers dahinter.
Die Zeichnungen Kuratorin Antonia Hoerschelmann hat den Skulpturenrausch, der sich hier eröffnet, mit 21 Zeichnungen bereichert, die allerdings bewusst nicht unter seinen Arbeitsskizzen, sondern unter den autonomen Werken ausgewählt wurden. Hier blickt man in eine unauflösbare Verschränkung von Konkretem und Abstraktem.
WIEN / Albertina / Pfeilerhalle
TONY CRAGG
SCULPTURE: BODY AND SOUL
Vom 7. Juli 2022 bis zum 6. November 2022
Täglich 10 bis 18 Uhr
Mittwoch & Freitag | 10 bis 21 Uhr