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WIEN / Albertina: SCHWARZ WEISS & GRAU

13.12.2020 | Ausstellungen, KRITIKEN

Albertina Schwarz Plakat 2 X~1

WIEN / Albertina / Propter Homines Halle:
SCHWARZ WEISS & GRAU
Vom 7. Dezember 2020 bis zum 21. März 2020

Schwarz ist eine Farbe

Schwarz sei keine Farbe, heißt es allgemein, sondern die Abwesenheit von Farbe. Kann sein – aber welche Möglichkeiten „Schwarz“ hat, zwischen sich und Weiß in allen Grautönen zu changieren und künstlerische Aussagen zu tätigen, das zeigt derzeit die Albertina in den Räumen der Propter Homines Halle. Diese ist meist den internationalen Großausstellungen des Hauses vorbehalten, und tatsächlich sollte hier derzeit eine Schau über Modigliani und Picasso laufen. Aber in Corona-Zeiten gibt es dafür weder die finanziellen noch die logistischen Möglichkeiten. Dass die Albertina – wie alle anderen großen Wiener Häuser übrigens auch! – mühelos imstande ist, aus eigenen Beständen eine hoch interessante Großausstellung hin zu stellen, das beweist nun „Schwarz Grau & Weiß“.

Von Renate Wagner

Albertina Schwarz Schröder Vor Longo~2

Die Welt der Graphik   Als Klaus Albrecht Schröder die Albertina vor mehr als zwei Jahrzehnten übernahm, war es „nur“ (nur!) die größte Graphische Sammlung der Welt, berühmt für ihren Altmeister-Bestand. Von Anfang an war es das Anliegen des Direktors zu zeigen, dass „Graphik“ (Zeichnung, Radierung, Holzschnitt) nicht nur „Vorstudie“ bedeutete (wenn es dabei auch wahre Kostbarkeiten gibt), sondern in vielen Fällen ein Einzelwerk, das bewusst eben nicht mit der Technik der Malerei gestaltet wurde – das berühmteste Stück des Hauses, Dürers „Feldhase“, ist ein Beispiel dafür. In der Gegenwart ist Graphik mit ihren klassischen Mitteln (Kohle, Kreide, Bleistift, Tusche) eine Kunstform, zu der weltweit gerne gegriffen wird – und durchaus nicht als „billige Version“ von Kunst. Kein Wunder, dass die Albertina, die unter Schröder den Beständen rund 60.000 (!) Neuerwerbungen von 5000 Künstlern hinzufügen konnte, nicht in Not gerät, wenn es gleicherweise darum geht, zeitgenössische Graphik – und die hauseigene Akquisitionspolitik zu demonstrieren.

Albertina Schwarz Saal~1

Groß, stark, vielfältig   Als einzig bindendes Element der Auswahl der 55 Werke, die die Wände füllen, galt für Klaus Albrecht Schröder das Format: Groß sollten sie sein und sind es geworden, die Künstler kommen aus aller Welt, die angewandten Techniken sind so verschieden wie die Themen. Und doch dürfte eines den modernen Blick verbinden: Orientierte man sich früher nach der Natur, so blicken die meisten Künstler heute in ihre Bildschirme, holen sich von da her die vorgegebenen Bilder (ob Fotos, ob Themen) und liefern mit Hilfe der Graphik ihren Kommentar. Das Hell-Dunkel vermag dabei vieles – scharfe Verdeutlichung oder mystische Stimmung…

Albertina Schwarz Kentridge~1   Albertina Schwarz Kentridge Rot~1

Und nur einmal – Rot    Tatsächlich wird die Schwarz / Grau / Weiße-Farbwelt durchgehalten, nur ein Beispiel – Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel – fällt aus dem Rahmen: Der Südafrikaner William Kentrdige (* 1955 in Johannesburg) greift in seinen großformatigen Zeichnungen, die seltsame Lebewesen zeigen, doch auf tragische Menschen-Situationen zurück. Schwarz, grau, weiß. Nur einmal in Rot. Ja, und bei Peter Hauenschild (*1958 in Linz) und Georg Ritter (*1956 in Linz) mögen sich auch ein paar Farbsplitter verirrt haben…

Albertina Schwarz Longo Freud Türe~1

Vom Foto zum Bild   Robert Longo (*1953 in Brooklyn), der Albertina sehr verbunden, zeigt, was Fotovorlagen vermögen – von der einstigen Haustür von Sigmund Freud bis zur stilisierten Klagemauer. Von ihm stammt auch das asiatische Kindergesicht, das als Plakat der Ausstellung dient – vielleicht schlafend, vielleicht tot, vielleicht ein Mensch, vielleicht eine Maske? Kunst stellt Fragen. Florentina Pakosta (*1933 in Wien) zeigt Hände, Rainer Wölzl (*1954 in Wien), Augen, aber er sieht auch bei Flüchtlingslagern nicht weg. Jim Dine (*1935 in Cincinnati) blickt auf sich selbst, Eduard Angeli (*1942) taucht in Melancholie. Die Möglichkeiten sind schier grenzenlos, es gibt noch mehr Künstler mit ihren Themen zu sehen.

Albertina Schwarz Wölzl Blck~1

Und noch die Draufgaben…. Die Werke dieser Ausstellung hängen an den Wänden, es gibt nur zwei Ausnahmen, Installationen, die der Schwarz-Weiß-Vorgabe allerdings entsprechen:

Albertina Schwarz Blumenstrauss~1  Albertina Schwarz Klavier~1

Birgit Knoechel (*1974 in Wien) hat Papierausschnitte mit Tusche bearbeitet und sie wie eine Blumenkonstruktion verbunden, die nun von der Decke hängt. Und die Drahtskulptur von Fritz Panzer (*1945 in Judenburg) stellt in Umrissen ein Klavier dar und ist als Hommage an den koreanischen Künstler Nam June Palk gedacht: Wenn man in die ALBERTINA MODERN hinübergeht, weiß man (angesichts eines von dessen Originalen) warum…

Albertina / Haupthaus / Propter Homines Halle:
SCHWARZ WEISS & GRAU
Bis zum 21. März 2021 täglich von 10 bis 18 Uhr

 

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