WIEN / ALBERTINA modern:
WONDERLAND
Vom 7. Mai 2021 bis zum 19. September 2021
In der Kunst ist nichts unmöglich
Eigentlich geht der Hausherr unter seinen Schätzen spazieren – er hat’s ja, 65.000 Werke der Moderne, mit einiger Sicherheit kann er zu seinen Lebzeiten nicht alle zeigen. Er hat nun die von ihm geschaffene ALBERTINA modern im Künstlerhaus am Karlsplatz neu bestückt und einen anziehenden Titel gefunden: „Wonderland“- Dennoch hält Klaus Albrecht Schröder (hier sein eigener Kurator) das nicht für eine „Ausstellung“, die man in ein Thema hinein zwingt. Vielmehr sieht er hier eine Art „Schausammlung“, eine Überblickspräsentation über die Moderne, die den Betrachter in alle Richtungen führen und ihm zeigen soll, wie im Wunderland der Kunst nichts unmöglich ist. 120 gänzlich unterschiedliche Arbeiten laden auf 1500 Quadratmetern ein.
Von Renate Wagner
Klaus Albrecht Schröder bei der Pressekonferenz / Auf seinem Lieblingsbild von Jörg Immendorff wird versucht, Hitler mit einer Violine den Schädel einzuschlagen
Die schweren Brocken zu Beginn Die Übersichtsschau über die Moderne beginnt stark und gewissermaßen „klassisch“ mit einer Siebdruckserie von Mao. Auch Campbells Suppendosen finden sich hier von Andy Warhol und zwei besonders starke Werke von Roy Lichtenstein: ein Interieur und Gläser vor dem Spiegel zeigen die perfekte Illusionstechnik seiner Vexierbilder. Alex Katz ist mit „Chance“ vertreten, ausgeschnittenen, fast lebensgroßen Figuren, die er selbst aus einem Gemälde herausgenommen und auf Sperrholzplatten fixiert hat. Dazu hat Schröder „Neo Pop“ gestellt, etwa das riesengroße Streichholz von Harold Ancart oder (provozierend, humoristisch oder verstörend, wie man es sehen will) die kopulierenden Skelette am Boden von Marc Quinn.
Die kritischen Deutschen Nicht minder klassisch ist der zenrale Raum, wo Schröder die großen deutschen Namen präsentiert, Georg Baselitz, Markus Lüpertz, Jörg Immendorff und Anselm Kiefer, ergänzt um den DDR-Künstler Penck – große Bilder, starke, kritische Aussagen. Lüpertz findet sich auch mit Maria Lassnig konfrontiert.
Helnweins Gesichter Ein starker Eckraum ist fünf Fotostudien gewidmet, die Gottfried Helnwein von weltberühmten Herren aufgenommen hat, mit einem total erstarrt wirkenden Andy Warhol in der Mitte. Ausdrucksstark blickt neben Mick Jagger, Michael Jackson und dem leicht abwesend wirkenden Keith Haring noch Cllint Eastwood in die Kamera. Der Hollywoodstar hat es sich selbst gewünscht, von Helnwein fotografiert zu werden, verrät der Wandtext.
Die Österreicher Wo Klaus Albrecht Schröder am Werk ist, wird er für einen großen Anteil österreichischer Künstler sorgen, denn, wie er einmal sagte: „Wenn wir es nicht tun, wer dann?“ Da sind Gelatin und Franz West, da sind der erst zu Beginn dieses Jahres verstorbene Hans Staudacher und Wolfgang Hollegha, bei denen die Moderne „leichter“ wird, farbiger, fröhlicher. Schließlich kann man das „Wunderland“ der Alice, das den Direktor / Kurator zu seinem Titel inspiriert hat, nicht nur als Horrorgrube, sondern auch als Märchenwelt sehen…
„Wonderland“ ist pink „Wonderland“ ist auch der Titel eines Werks von Fiona Rae, einer Britin mit chinesischen Wurzeln, und hier ist dann der volle Gegensatz zu vielen der „schweren“ Werke gegeben. Frauen kommen nicht zu kurz, Werke von Cecily Brown und Katharina Grosse wurden erst jüngst gekauft. Peter Haselsteiner hat sich nicht damit begnügt, für die ALEBERTINA modern das Haus bereit zu stellen, er finanziert auch mit, wenn die Sammlung ganz in Richtung Gegenwart erweitert werden soll, wie Klaus Albrecht Schröder bei der Pressekonferenz sagte. Schließlich hat auch der Gründer der Albertina, Albert von Sachsen-Teschen, seinerzeit viele seiner Zeitgenossen erworben…
ALBERTINA modern: WONDERLAND
Vom 7. Mai 2021 bis zum 19. September 2021
täglich 10 bis 18 Uhr