WIEN / Albertina Modern:
DAMIEN HIRST. DRAWINGS
Vom 7. Mai 2025 bis zum  12. Oktober 2025

Funkelnde Vielfalt

Einst gehörte er zu den Young British Artists mit ihrem Skandal-Potential, heute ist der demnächst 60jährige Damien Hirst einer der erfolgreichsten Künstler unserer Zeit, immer wieder verblüffend durch die Vielfältigkeit und den Einfallsreichtum seines Werks. Als Albertina-Direktor Ralph Gleis Hirst ihm vorschlug, eine Ausstellung mit dem Schwerpunkt auf seine Zeichnungen zu machen, war dieser begeistert, haben sie doch in seinem Schaffen einen besonderen Stellenwert. Die „Drawings“ werden in der Albertina Modern allerdings mit einer Anzahl von Hirsts spektakulären Objekten und Skulpturen aufgeputzt – abgesehen davon, dass die Besucher mit Hilfe einer „Maschine“ selbst künstlerisch tätig werden dürfen…

Von Renate Wagner

Damien Hirst     Hirst wurde am  7. Juni 1965 in Bristol geboren und stammte aus einfachen Verhältnissen. Seit seinen künstlerischen Anfängen war er als Maler, Bildhauer und Performance Künstler tätig. Anfangs umstritten, erlangten verschiedene seiner Ideen – etwa die in Formaldehyd eingelegten Tierkörper, von denen ein Schaf und drei Enten in Wien zu sehen sind – ikonischen Stellenwert. (Seinen berühmten mit Diamanten besetzten menschlichen Schädel von Millionenwert kann man natürlich nicht zeigen…). Philosophisch steht hinter diesen Werken die Frage nach Leben und Tod (und dem Bewahren), ebenso wie Hirst immer wieder fragt, was Kunst ist. Seine Antworten hat er in größter Vielfalt gefunden.

Die Zeichnungen    Hirst war noch ein Kind, als der Vater die Familie verließ, und die allein erziehende Mutter hat den Jungen oft mit Zeichenpapier und Stiften beschäftigt. So wurde das Zeichnen von frühester Kindheit an sein Metier.

Später trug er (und tut es im Zeitalter der Smartphones angeblich noch immer) Notizbücher bei sich, von denen einige in der Ausstellung zu sehen sind. Zeichnungen fixierten erste Ideen, waren aber gelegentlich mehr als konzeptionelle Skizzen, sondern Werke für sich, dienten aber auch als Nachbetrachtung des Geschaffenen – wie überhaupt der philosophische Aspekt des Künstlerischen bei ihm  immer evident ist.

Die Zeichenmaschine    Zu diesen Fragen gehört auch, die Rolle der „Zufälligkeit“ in der Kunst zu überprüfen (wie man sie von den Tropfbildern eines Jackson Pollock, den Schüttbildern eines Nitsch kennt). Hirst hat dazu eine Zeichenmaschine erfunden, die es jedermann ermöglicht „Making Beautiful Drawings“.  Die Besucher der Ausstellung können dies von Mai bis August an Montagen von 16 bis 18 Uhr, im September vom Oktober an Dienstagen von 16 bis 18 Uhr selbst versuchen. Doch, auch wenn man selbst Hand anlegt, wird das Ergebnis immer ein buntes, kreisförmiges Ergebnis bringen – allerdings jedes anders. Und das erzeugte Blatt darf man nach Hause nehmen – künstlerisch interaktiv sozusagen.

Ein Geschichten erzählender Schelm    Die 138 Werke, die Kuratorin Elsy Lahner im Untergeschoß der Albertina Modern am Karlsplatz arrangierte, umfassen verschiedene Werkgruppen Hirsts (immer mit Schwerpunkt bei den flankierenden Zeichnungen), darunter das Projekt „Treasures from the Wreck of the Unbelievable“, für das Direktor Gleis den Künstler als „einen Geschichten erzählender Schelm“ bezeichnet.  Hier erfand er ein vor zweitausend Jahren gesunkenes Schiff, dessen Schätze er gehoben haben will und sorglichst gestaltete – man fühlt sich wie in einem gewaltigen Videospiel oder anderer Fiktion. Wieder Hirst’sche Philosophie – Was ist wirklich? Was ist echt? Was ist Kunst? Die Ausstellung bietet die Einladung zur Betrachtung.

Albertina Modern im Künstlerhaus am Karlsplatz
DAMIEN HIRST. DRAWINGS
7. Mai 2025 bis 12. Oktober 2025,
 täglich von 10 bis 18 Uhr