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WIEN / Albertina: MATTHEW WONG – VINCENT VAN GOGH

Begegnung mit Mr. Wong

14.02.2025 | Ausstellungen, KRITIKEN

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WIEN / Albertina / Basteihalle:: 
MATTHEW WONG – VINCENT VAN GOGH
LETZTE ZUFLUCHT MALEREI
Eine Kooperation mit dem Van Gogh Museum Amsterdam, dem Kunsthaus Zürich und der Matthew Wong Foundation
Vom 14. Februar 2025 bis 19. Juni 2025 

Begegnung mit Mr. Wong

 

Die Ausstellungs-Pressekonferenz fand an einem besonders düsteren, grauen, nebeligen Vormittag statt. Umso heller müssten, meinte Ralph Gleis, die Farben in der Basteihalle der Albertina dem Besucher entgegen leuchten. Der neue Chef zeigte als erste Großausstellung seiner Ära im Haupthaus eine Wanderausstellung, die über Amsterdam und Zürich nun hier gelandet ist. Sie trägt zwar, gewissermaßen als Lockvogel, auch Vincent van Gogh im Titel, aber eigentlich geht es darum, Matthew Wong dem Wiener Publikum (eigentlich den Europäern überhaupt) vorzustellen. Und das gelingt auf die überzeugendste Weise.

Renate Wagner

Matthew Wong     Geboren 1984 in Toronto als Sohn einer aus Hongkong nach Kanada eingewanderten Familie, war er mit Autismus und dem Tourette-Syndrom (unkontrollierte Ausbrüche) geschlagen, was sein Leben zweifellos unendlich erschwert hat. Er pendelte zwischen Kanada, den USA und Hongkong (wo er Fotografie studierte) und kehrte nach Kanada zurück. Die letzten acht Jahre seines Lebens vor seinem frei gewählten Tod 2009 schuf er autodidakt manisch ein mit rund 1300 Bildern riesiges, bedeutendes malerisches Werk. Nach seinem Tod setzte es sich in Amerika und Ostasien durch, wird auch in Auktionen teuer gehandelt. Für Europa bedeutet die gegenwärtige Ausstellung seinen Auftritt in das Bewusstsein der Kunstfreunde, von denen ihn viele noch nicht gekannt haben.

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Letzte Zuflucht Malerei    Mit rund 40 Gemälden von Wong und rund 10 Gemälden von Van Gogh ist klar, wo der Schwerpunkt der Ausstellung liegt. Doch die „Verwandtschaft“ der beiden wird klar, auch im Biographischen. Beide waren psychisch schwer belastet, für beide gilt, was man als Titel der Ausstellung gewählt hat, nämlich, dass für sie das malerische Schaffen ein Ausweg aus ihren inneren Konflikten war. Tatsache ist auch, dass beide Künstler sich das Leben nahmen – Wong war 35, Van Gogh 37 Jahre alt.

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Seelenverwandte, Brüder im künstlerischen Geist    Wong setzt sich mit Van Gogh, den er zweifellos als verwandte Seele empfand, ausführlich auseinander. Seine innere Beziehung zu diesem hat er so formuliert: „Ich erkenne mich selbst in ihm. Die Unmöglichkeit, Teil dieser Welt zu sein.“ Bewusste thematische „Zitate“ Wongs  in Hinsicht auf Van Gogh  sind nicht zu übersehen, die Sonnenblumen (ein relativ „harmloses“ Blumenbild mit Rosen und Sonnenblumen von Van Gogh steht einer abstrahierten Sonnenblumen-arbeit von Wong entgegen),  die Landschaften, die Farben Blau und Gelb, aber auch stilistisch gibt es Ähnlichkeiten, wenn Wong – gelegentlich, nicht immer – Van Goghs wilden Pinselstrich nachzuempfinden  scheint.

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Die Vielfältigkeit des kurzen Schaffens     Die zumeist großformatigen Gemälde von Matthew Wong lassen sich auf keinen Stil fixieren, was damit zusammen hängt, dass der Autodidakt sich mit vielen Künstlern der Klassik und Moderne auseinander setzte und dabei ohne Scheu formal und inhaltlich divergierend blieb. Er malte zweifellos aus innerem Zwang, ohne ein Konzept, das etwa auf Erkennbarkeit und Verkäuflichkeit hinweisen würde. Das bedingt die ungeheure Vielfältigkeit, die sich selbst nie einengt – weder in Themen, in Malstilen (von Abstraktion bis zu Symbolismus, scheinbarem Realismus bis Expressionismus), weder in Farben (von explodierend bunt über monochrom bis pastellig verhalten) noch in Stimmungen, wo die Melancholie den Betrachter immer erreicht und deutlich macht, wie oft es hier um gemalte Seelenzustände geht. Keine Frage, es ist Matthew Wong, um den es in dieser Ausstellung geht, und er ist es wert.

WIEN / Albertina / Basteihalle:: 
MATTHEW WONG – VINCENT VAN GOGH
LETZTE ZUFLUCHT MALEREI
Vom 14. Februar bis zum  19. Juni 2025
Täglich von 10.00 bi 18.00 Uhr
Mittwoch und Freitag von 10.00 –bi21.00 Uhr  

 

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