Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN / Albertina: LEONARDO – DÜRER

Zurück zur Graphik

07.03.2025 | Ausstellungen, KRITIKEN

leonardo duerer gebundene a vvusgabe~1

WIEN / Albertina / Propter Homines Halle:
LEONARDO – DÜRER
MEISTERZEICHNUNGEN DER RENAISSANCE AUF FARBIGEM GRUND
7.März 2025 bis 9. Juni 2025

Zurück zur Graphik

Wer an Graphik denkt, sieht sie üblicherweise schwarz / weiß vor sich, Farbe kommt möglicherweise von dem Stift. Wenn man es so eng betrachtet, bedenkt man nicht das breite Spektrum dessen, was die Albertina nun zu ihrem Ausstellungsthema gemacht hat, nämlich Zeichnungen „auf farbigem Grund“. Um das zu exemplifizieren, hat man gleich die größten Namen der Kunst bemüht: Leonardo da Vinci und Albrecht Dürer, die Meister der Hochrenaissance, die für den „Süden“ und den „Norden“ der damaligen Kunstentwicklung stehen.

Von Renate Wagner

Leonardo und Dürer     Leonardo da Vinci (1452-1519) und Albrecht Dürer (1471-1528) wirkten trotz eines Altersunterschieds von rund 20 Jahren immerhin Jahrzehnte lang parallel in ihren Welten, jeder von ihnen ein Mann höchster Intellektualität und künstlerischer Kreativität, die sich in vielen Kunstsparten ausdrückte (wobei bei Leonardo noch sein ausgeprägtes Interesse für Technik und Naturwissenschaft dazu kam). Als nach 1400 Papier leichter hergestellt werden konnte und auch die Idee aufkam, dieses Papier getönt herzustellen, nahmen beide diese Herausforderung in reichem Maße an und fanden eine neue Plastizität der Gestaltung.

 00 lweodü saal 2 img vv7489~1

Die Wiener Ausstellung    Für den neuen Generaldirektor der Albertina  Ralph Gleis bedeutet diese Ausstellung, die ihn „nicht glücklicher hätte machen können“ vieles – auch eine Rückkehr zu den Wurzeln. Schließlich galt das Haus, bevor Klaus Albrecht Schröder es in jeder Hinsicht erweiterte, als die „größte Graphische Sammlung der Welt“. Bei Dürer konnte man aus den eigenen Beständen gewissermaßen aus dem Vollen schöpfen, bei Leonardo ist man nicht so reich bestückt, aber hier hat das internationale Interesse an dem Projekt zu Leihgaben „aus aller Welt“ geführt.  (Da findet man auch einen Hinweis wie „Lent by His Majesty King Charles III.“) So sind nun, vom Direktor selbst und den Kuratoren Achim Gnann und Christof Metzger zusammen getragen,  jeweils 16 Leonardos und 16 Dürer zu sehen, flankiert von eine Menge ihrer hochrangigen Zeitgenossen (Altdorfer, Holbein, Grien im Norden, Raffael, Tizian, Parmigianino u.a. im Süden). Im Ganzen sind 146 Werke zu sehen. Die meisten davon sind klein, um die Möglichkeiten des Hell-Dunkel durch die Künstler auszuschöpfen, muss man oft nahe herangehen und sich Zeit nehmen.

000 leodü händer 2 vv2 img 7490~1 albrecht duerer betende haende 1508 albertina c foto albertin cca 3113.1200x0~1

Der Süden und der Norden   Abgesehen davon, dass man persönliche Studien betreiben kann, welche Art von Hintergrund (hellblau, rot usw.) die Künstler für ihre jeweiligen Werke gewählt haben und wie sie mit Feder, Pinsel, Kreide, Kohle oder vielfach auch Metallstiften das Papier bearbeitet haben, ist die Vorgangsweise thematischer Art verschieden. Bei Leonardo und seinen Zeitgenossen stellen diese Zeichnungen meist Vorstudien für Gemälde dar, wo man mit Formen und Schattierungen gleicherweise experimentierte. Für Dürer und die Deutschen ist diese Art von Zeichnung ein Kunstwerk für sich, das auch als solches gewertet (und verkauft) wurde.

leonardo da vinci brustbild eines aelteren mannes um 1508 1510 windsor castel c royal collection 91 cc2556 r.1200x0~1 00 alter mann img x ccx7504~1

Fromme Frauen und Hexen    Die Ausstellung ist dezidiert nicht nur für Fachleute gedacht, und so wird sich das Publikum, das einfach nur Freude an der Kunst hat, oft an die Thematiken der Bilder halten. Interessant sind gelegentliche Themenähnlichkeiten – bei Dürer sind die berühmten „Betenden Hände“ eine Variation (die vollendetste) von Hände-Studien (und in diesem Fall Vorarbeiten für Altarbilder). Der Kopf eines 93jährigen  zählt zu seinen weltweit berühmten Meisterstücken, aber auch von Leonardo findet sich der Kopf eines älteren Mannes – und der rote Grund verändert gewissermaßen „von Grund auf“ den  Charakter…

leonardo da vinci frauenkopf im profil um 1478 1481 louvre c bpk paris 2376 c bpk grandpalaisr ccmn michel urtado.1200x0~1

Auch Frauenköpfe sind ein Thema: Dürers Kopf eines laute-spielenden Engels wurde gar zum Signet für Plakat und Katalog, Leonardos Frauenkopf im Profil ist von atemberaubender  Schönheit. Hat er sich übrigens immer wieder Naturstudien (der Bewegung von Pferden) zugewandt, so liefert Hans Baldung Grien eine Hexendarstellung in Rot. Es gibt viel zu sehen, in jeder Hinsicht.

WIEN / Albertina / Propter Homines Halle:
LEONARDO – DÜRER
MEISTERZEICHNUNGEN DER RENAISSANCE AUF FARBIGEM GRUND
Vom
März 2025 bis 9. Juni 2025
Täglich. 10 bis18 Uhr, Mittwoch und Freitag 10 bus 21

 

Diese Seite drucken