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WIEN / Albertina: JAKOB, FRANZ UND RUDOLF VON ALT

11.11.2022 | Ausstellungen, KRITIKEN

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WIEN /  Albertina / Tietze Galleries:
JAKOB, FRANZ UND RUDOLF VON ALT
Von 9. November 2022 bis zum 29. Jänner 2023  

Bilder, die Schönheit atmen

Wer „Alt“ sagt, meint Rudolf (oder „Rudolf von“) und weiß, dass er von einem der größten Künstler Österreichs spricht, dem unerreichten Meister des Aquarells. Aber es gab immer Künstlerfamilien, in der Malerei (die Breughels), auch in der Musik (die Sträuße), und auch die Alts waren eine solche. In der Albertina wendet man sich neben Rudolf von Alt als Zentralfigur auch seinem Vater Jakob und seinem Bruder Franz zu, zwei durchaus bemerkenswerten Persönlichkeiten in Österreichs Kunstgeschichte.

Von Renate Wagner

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Die Ausstellung     Schnell und außer Programm von Kurator Christof  Metzger aus eigenen Albertina-Beständen zusammen getragen, hat die Ausstellung auch einen logistischen Grund für das Haus, wie Direktor Klaus Albrecht Schröder bei der Pressekonferenz erwähnte. Während die geradezu überraschend erfolgreiche Basquiat-Präsentation offenbar vor allem das allseits ersehnte „junge“ Publikum anzieht, schien es sinnvoll, ein kleines Gegengewicht für das „klassische“ Albertina-Publikum zu bieten. Und an den Werken der Alts kann man sich bekanntlich nicht satt sehen.

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Der Vater Jakob      Geboren 1789 in Frankfurt, kam Jakob Alt schon als junger Mann von 21 Jahren nach Wien. Mit Lithographien und Wiener Veduten, die von den Verlagen zunehmend angeboten wurden, gab es ein breites Betätigungsfeld für einen Künstler. Von den acht Kindern, die seine Wiener Gattin ihm schenkte, traten zwei Söhne erfolgreich in die Fußstapfen des Vaters. Was der „Guckkastenauftrag“ des späteren Kaisers Ferdinand I., noch als Kronprinz erteilt,  bedeutete (er wollte die Schönheiten seines Reichs in für den „Guckkasten“ hergestellten Bildern betrachten), ermisst man erst am Ergebnis. Jakob Alt war dafür viel mit Sohn Rudolf, später auch mit Sohn Franz unterwegs, vor allem in den österreichischen Ländern, Italien und Dalmatien. Es entstanden die denkbar schönsten Landschafts- und Städteansichten. Dass Vater Jakob zwar als Auftragnehmer der Guckkastenbilder und damit auch als ihr „Hersteller“ galt, aber die Söhne mitarbeiteten, kann die Ausstellung beweisen –  nebeneinander hängen das Aquarell, das Rudolf Alt in Rom vom Pantheon malte und die exakte, aber größere und aufgehellte Version, die Jakob Alt für die „Guckkastenbilder“ herstellte. Vermutlich hatte man in der Familie keine Probleme mit dieser Zusammenarbeit.

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Von Jakob Alt, der sich später zurückzog, das Feld den Söhnen überließ und 1772 starb, gibt es in der Ausstellung einige bemerkenswerte Werke – eine Panorama-Ansicht von Wien, ein „Blick aus dem Fenster“, wie er als klassisches Motiv existierte, und vor allem jenes Aquarell von 1816, das das „Palais Herzog Alberts auf der Augustinerbastei“ zeigt – nichts anderes als die Albertina, in der diese Ausstellung stattfindet.

 

Rudolf der Große   Rudolf, der ältere Sohn, geboren 1812, gestorben1905, umfasst mit seinem Leben und auch seinem Schaffen nahezu das gesamte 19. Jahrhundert. Da wetterleuchtete die Romantik durch das Biedermeier, und am Ende war er den Stimmungsimpressionisten ebenso nahe wie Adolf Menzel, dem er als alter Mann, als er (Alt) Ehrenpräsident der Wiener Secession (!) war, noch begegnete. Inhaltlich war Rudolf von Alt der ideale Landschaftsmaler, gleicherweise der ideale Vedutenmaler, dessen Stadtansichten von Wien aus dem Geiste Canaletto / Belottos kamen – die Dinge zu zeigen, wie sie sind, aber dennoch getaucht in einen Geist der Schönheit.

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Seine Ansichten von Städten und Sehenswürdigkeiten sind durch seine Reisetätigkeit über die Maßen reichhaltig, auch er malte jene Ansicht der Thermen des Diocletian in Split, die jeder kennt, und doch zeichnet seine Bilder mehr als das „Abbild“ aus –  er liefert die Atmosphäre dazu, seine Aquarelle „atmen“. Tragisch mag es heute anmuten, dass Alt (populär genug, um von der russischen Zarenfamilie  eingeladen zu werden, die Schlösser der Krim zu malen) herrliche, unberührte Wälder der Krim einfing – ein Bild des Friedens, wie es verloren gegangen ist.

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Vom Palais zur Eisenfabrik    Obwohl bei Rudolf von Alt die Schönheit in seinem Auge lag, war er doch nicht blind für die Realität. Gewiß, wenn in Zeiten, wo es noch keine „Homestories“ in Hochglanzillustrierten gab, Adelige und Reiche die Innenräume ihrer Paläste und Palais abgebildet haben wollten, wandte man sich an Rudolf von Alt und die Genauigkeit seines Pinsels. Er zeigte, wie die Liechtensteins, die Rasumofsky, die Harrach und sogar der Kaiser lebte. Aber der alte Mann, der in der Wiener Skodagasse vis a vis von der Eisengießerei Kitschelt wohnte, wusste auch, dass der Anblick von Arbeit und tätigen Menschen ein genau so wertvolles Motiv war – der Blick aus dem Fenster (vom Vater einst im Stil der deutschen Romantik festgehalten) war bei Rudolf von Alt nicht rückbezüglich auf ihn selbst, sondern zeigte das, was er sah, und gerade dieses Bild ist eines seiner singulären Meisterwerke. Der Nachwelt sind diese späten Bilder besonders kostbar – vom Inhalt und in der unglaublichen Detailfülle, die von einer ungebremsten Meisterschaft des alten Mannes, dessen Hände zitterten, erzählen.

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Franz Alt     Der jüngere Sohn, geboren 1821, gestorben 1914, knapp neu Jahre nach dem Bruder, war, wie man hört, zu Lebzeiten manchmal berühmter als der große Rudolf, ist in der Nachwelt aber mehr oder minder unter gegangen.

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Die Ausstellung, die ihm einen eigenen Raum widmet, zeigt ihn in seiner Eigenschaft als Vedutenmaler als gewissenhaften Chronisten, der vor allem das neu erstehende Wien der Ringstraße dokumentierte – und auch einiges, was verloren gegangen ist wie etwa das Kärntnertortheater (der erste Bau 1761 abgebrannt, der Neubau 1874 demoliert). Und daneben dann die neue Hofoper, wobei Franz Alt sich später auch dem Historismus zuneigte. Zu seinem 90. Geburtstag 1911 stellte sich die Stadt Wien mit vielen Ehrungen ein.

WIEN /  Albertina / Tietze Galleries:
JAKOB, FRANZ UND RUDOLF VON ALT
Von 9. November 2022 bis zum 29. Jänner 2023  
Täglich 10 – 18 Uhr, Dienstag und Freitag bis 21 Uhr

 

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