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WIEN / Albertina: ARNULF RAINER

29.09.2019 | Ausstellungen, KRITIKEN

WIEN / Albertina / Pfeilerhalle:
ARNULF RAINER –
EINE HOMMAGE
Vom 27. September 2019 bis zum 19. Jänner 2020

Eine Ikone
auch des Hauses

Fast entschuldigend meinte Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder, dass sein Haus Arnulf Rainer ja bereits vor fünf Jahren, zum „85er“, eine Großausstellung (damals mit 150 Werken) gewidmet habe. Dennoch sei Rainer wichtig genug nicht nur für die österreichische Kunst, sondern für die Weltkunst, dass man seinen 90. Geburtstag nicht ungewürdigt vorbeigehen lässt. Zumal in der Albertina, die von dem Künstler so reich beschenkt wurde, dass man derzeit an die 250 Arbeiten von ihm besitzt. Der Direktor bekam zu seinem eigenen 50. Geburtstag von Rainer seine übermalten „Mona Lisa“-Hände überreicht, sicher ein besonders charakteristisches Werk. Und Dankbarkeit ist eine Stärke von Klaus Albrecht Schröder.

Von Renate Wagner

Arnulf Rainer Rainer wurde am 8. Dezember 1929 in Baden bei Wien geboren, wo man ihm längst ein eigenes Museum im Zentrum der Stadt eingerichtet hat. Akademische Studien bedeuteten ihm nichts, mit seinen „wilden“ Zeitgenossen schloß er sich früh zusammen, darunter mit Maria Lassnig, mit der er eine zeitlang auch privat verbunden war – nach drei, vier gemeinsamen Jahren scheiterte die Beziehung nicht zuletzt an der Konkurrenz zweier zu starker Persönlichkeiten. Dass Rainer zu seinem 90er und die Lassnig zu ihrem 100er zeitgleich nun mit Ausstellungen unter dem Dach der Albertina vereint sind, wirkt wie höhere historische Gerechtigkeit… Rainer durchlief in seiner Kunst zahlreiche, auch genau zu unterscheidende Entwicklungsphasen, die dennoch seine urpersönliche Handschrift tragen. „Übermalungen“ allerdings wurden zu seiner Charakteristik, quasi zu seinem weltweiten Signet.

Die Ausstellung Die drei Räume der Pfeilerhalle beinhalten „nur“ an die 40 Werke, davon viele großformatig. Kuratorin Antonia Hoerschelmann ist es allerdings gelungen, die vielen Gesichter des Arnulf Rainer (im konkreten Wortsinn und im übertragenen Sinn) in jeweils charakteristischen Werken aus verschiedenen Phasen zu zeigen. Als Überblick wird man hier hervorragend dazu informiert, was Rainer in seiner Vielfalt ausmacht. Dass man dergleichen ausschließlich aus den Besitztümern des eigenen Hauses bestücken kann, stellt der Sammlung das allerbeste Zeugnis aus.

Von Schwarz zu Bunt Von Schwarz zu bunt, von abstrakt zu konkret, von biographischer Körperkunst zu symbolistischer Kreuzesgestaltung – alles da. Die Farbe Schwarz, die Rainer in Variationen die meiste Zeit seines Lebens begleitete, steht in entschlossenen, harten Strichen am Anfang der Ausstellung. Es ist dramaturgisch einsichtig, dass danach die „Schleierbilder“ aus den letzten Jahrzehnten seines Lebens folgen, in denen er Farbe – in ähnlicher Ungegenständlichkeit – verfließen lässt.

Die Übermalungen Wenn Künstler ein „Markenzeichen“ brauchen, der Erkennbarkeit und der Vermarktung wegen, dann sind es bei Arnulf Rainer die Übermalungen, die ihm auch viel Feindseligkeit eingetragen haben. Sehr zu seiner persönlichen Betroffenheit, weil er ja damit nicht Zerstörung, sondern künstlerische Erhöhung beabsichtig, wenn er sich und andere, Gemälde und Fotos mit Farbe, mit Kohle, mit Stift „übermalt“. Dazu kommen als wesentliches Element die Fotoüberarbeitungen, die Rainer – er selbst als Modell und Körper, der bemalt und gestaltet werden kann – ins Zentrum stellen. Der Aktionismus seiner Jugend wetterleuchtet nach.

Die Kreuze Geht man in den „Kapellen“-Raum der Ausstellung hinab, würde man einen Augenblick an Hermann Nitsch denken, aber nur die Form von Kreuzen und einer entfernten Art von Messgewändern ist ähnlich, die Farben sind es nicht. Zwar „schüttet“ auch Rainer gelegentlich, aber er hat nie die Farbigkeit und den sakralen Touch von Nitsch, er bleibt konstitutionell dunkel und düster. Seit den 50er Jahren hat Rainer diese Form gesucht, ohne je den religiösen Kontext herzustellen. Gewissermaßen im Zeitraffer geht die Ausstellung durch Rainers Schaffen, und das in höchster Qualität.

Albertina:
ARNULF RAINER – EINE HOMMAGE
Bis zum 19. Jänner 2020,
täglich 10 bis 18 Uhr, Mittwoch und Freitag bis 21 Uhr

 

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