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WIEN / Akademietheater. BUMM TSCHAK ODER DER LETZTE HENKER

Mehr Show als Polit-Parabel

08.09.2025 | KRITIKEN, Theater

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Fotos: Tommy-hetzel

WIEN / Akademietheater des Burgtheaters.
BUMM TSCHAK ODER DER LETZTE HENKER
EIN RICHTSPIEL
von Ferdinand Schmalz
Eine Koproduktion mit den Bregenzer Festspielen
Wiener Premiere: 4. September 2025,
besucht wurde die zweite Vorstellung am 7.September 2025 

Mehr Show als Polit-Parabel

Bumm Tschak, Kopf ab. Darum geht es im Großen und Ganzen in dem jüngsten Stück von Ferdinand Schmalz, vom Burgtheater im Sommer bei den Bregenzer Festspielen uraufgeführt, nun als erste Premiere Saisoneröffnung im Akademietheater. Und was ist das Stück eigentlich? Eine politische Parabel in einer Art Märchengewand? Oder nur ein bunt-glitzernder Bilderboden, den Regisseur Stefan Bachmann daraus macht`?

Im Grunde gibt es drei zentrale Figuren des Stücks, das in einer dystopischen österreichischen Zukunft spielt und in kurzen Einzelszenen abläuft. Da ist Josef, Nachtclubbesitzer des Clubs Schafott, („Wir haben eine Guillotine“) – er ist eigentlich auch der letzte Henker der vorigen Regierung. Da ist Flo, seine politisch aktive, gegen die Obrigkeit agierende Freundin. Und da ist die neue Kanzlerin, die sofort ins Totalitäre umschwenken will und  es sinnvoll findet, die Todesstrafe wieder einzuführen.

„bumm tschak oder der letzte henker“, wie der komplette Titel lautet, trägt vom Autor her die Gattungsbezeichnung „ein Richtspiel“. Gerichtet, abgerechnet wird natürlich mit der Politik, über die man – wenn man Gelegenheit findet, bei so vielen optischen Reizen genau bei der nicht einfach Sprache von Schmalz  hinzuhören – viele aktuelle Anspielungen findet. Darüber vor allem, wie die Politik sich vornimmt, den Bürger zu knechten…

Doch ist nichts an der Geschichte, so wie sie da in pausenlosen eindreiviertel Stunden vorüber zieht, realistisch. Außer den zentralen Figuren, die man als Menschen durchgehen lassen könnte, gibt es hauptsächlich „Systemschergen“, die in total verfremdeten Wurstel / Clown / Grand Guignol-Gewändern unkenntlich sind und chorisch und choreographisch agieren.

Wenn Stefan Bachmann ein enges Verhältnis zu Ferdinand Schmalz hat (er hat 2018 die Uraufführung von dessen Stück „Jedermann (stirbt)“ am Burgtheater inszeniert), zeigte er eigentlich wenig Vertrauen in den Autor. Sonst hätte er die politische Parabel klarer, böser und vor allem spartanischer auf die Bühne gebracht, statt vor allem mit Hilfe der Kostüme von Adriana Braga Peretzki eine wahre Glitzer-Show aus dem Ganzen zu machen. Vieles wirkt solcherart zusammenhanglos, keinesfalls sprachlich und szenisch auf den Punkt gebracht.

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Max Simonischek als der aktivierte Henker (man erpresst ihn mit seiner Freundin), der dann am Ende tatsächlich einen abgeschlagenen Kopf präsentieren darf, sieht mit fettigem, langem Schwarzhaar aus wie eine Mischung aus Jochanaan und Räuber Hotzenplotz, aber seine Figur ist zu wenig scharf umrissen. Da hat es Maresi Riegner als seine Freundin leichter, ihr glaubt man die haßerfüllte politische Aktivistin. Als Kanzlerin lässt Melanie Kretschmann jegliche Gefährlichkeit vermissen, ihr fehlt das Entschlossene der Rolle, sie tänzelt einfach durch die Szene.

Sarah Viktoria Frick und Mehmet Ateşçi̇ sind Clowns, die unheimlich werden, ohne ihre genaue Funktion preis zu geben,  Thiemo Strutzenberger. Stefanie Dvorak und Stefan Wieland funktionieren weitgehend als Dekoration und Tanzgruppe. Am Ende weiß man nicht genau, was der Autor eigentlich wirklich sagen wollte. Und man ist auch nicht sicher, dass sich diese zirkusartige Show gelohnt hat.

Renate Wagner

 

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