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WIEN / 21er Haus: OSWALD OBERHUBER

12.03.2016 | Ausstellungen, KRITIKEN

21Haus  Oberhuber  21er Haus~1

21Haus  Oberhuber  Oberhuber Name~1
Fotos: Wesemann

WIEN / 21er Haus:
OSWALD OBERHUBER
Vom 9. März 2016 bis zum 26. Juni 2016

Die vielen Anläufe

Oswald Oberhuber ist am 1. Februar 85 geworden und wohnte in erstaunlicher Frische und Fröhlichkeit der Pressekonferenz zu der Ausstellung bei, die Agnes Husslein-Arco ihm (den liebevoll „Ossi“ Genannten) ausrichtete. Nicht zum Geburtstag, wie die Belvedere-Direktorin betonte, die auch das 21er Haus verantwortet. In dessen herrlich luftigen, Licht durchfluteten, viele Durchblicke gewährenden Ausstellungsräumen wird nun „der ganze Oberhuber“ gezeigt. Die Würdigung sei nicht zuletzt deshalb nötig und überfällig, meinte sie, weil Oberhuber in seinem langen Leben so viel gearbeitet und gemacht habe, dass der Künstler manchmal in den Hintergrund trat und möglicherweise zu wenig Beachtung fand.

Von Heiner Wesemann

21Haus  Oberhuber er sitzend PK~1 21Haus  Oberhuber  Eer Kopf x~1

Owald Oberhuber Geboren am 1. Februar 1931 in Meran, studierte er nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nur Bildhauerei in Innsbruck, sondern zeigte schon damals seine umfassenden Interessen. In der französisch besetzten Zone Tirols knüpfte er Beziehungen zur neuen Kunst, die aus Paris kam, und er hat später sein Leben lang als Galerist und Ausstellungsgestalter, als Kunsttheoretiker und vor allem als Lehrer, den seine Schüler liebten und bewunderten, gewirkt. Er selbst hat junge Künstler stets unterstützt und gesammelt.
Die Hochschule für angewandte Kunst in Wien, an die man ihn 1973 geholt hatte, leitete er als Rektor von 1979 bis 1987 und von 1991 bis 1995. Erstaunlich, dass er noch Zeit für eigenes künstlerisches Schaffen fand. Bei der Biennale von Venedig war der 1972 der Vertreter Österreichs.

21Haus  Oberhuber  Raum 1~1

Gegen die Langeweile Die Ausstellung im 21er Haus reflektiert die Vielfalt von Oberhubers Schaffen, wobei er selbst nie geleugnet hat, dass er sich von Vorbildern inspirieren ließ. Er pflegte sich so lange mit gewissen Formen zu beschäftigen, bis er – so führte Agnes Husslein aus – das Gefühl bekam, er „könne“ etwas schon. Dann wandte er sich, um der künstlerischen Gleichförmigkeit und Langeweile zu entgehen, etwas Neuem, möglichst Konträrem zu früher zu. Die rund 300 Arbeiten, die man in lockerer Weise fließend nebeneinander stellte, datieren von den frühen 40er Jahre an. Das sind zu Beginn – hier war er Pionier – seine „informellen“ Arbeiten in Plastik, Zeichnungen und Malerei. In den fünfziger Jahren fand Oberhuber gar nichts dabei, plötzlich zum Figurativen umzuschwenken. Wobei er nicht nur Bilder malte – hier finden sich auch die großen bemalten Tücher aufgehängt, die er für die Biennale schuf. Wie ironisch wirken seine Modeschöpfungen, die auf Kleiderpuppen präsentiert werden. Skulpturen können aus allem gemacht sein, aus Draht ebenso wie aus Gips. Ebenso amüsant sind seine Collage, Assemblage, Schrift- und Zahlenbilder, seine künstlerischen „Bücherstapel“.

21Haus  Oberhuber  Tücher Biennale~1 21Haus  Oberhuber  Am Laufsteg~1

Das Oberhuber’sche Ich Fotografien aus allen Lebenszeiten zeigen das charakteristische, überaus „runde“ Gesichte von Oswald Oberhuber, und das hat er zahllose Male konterfeit – immer wieder „Ich als Kind“, das Ich in toller Vervielfältigung, aber dann auch andere (Wotruba, Breicha, Urteil) mit ähnlich runden Gesichtern porträtiert… Wenngleich er immer dem Prinzip der „permanenten Veränderung“ huldigte, so beschäftigen ihn Themen doch in zyklischer Form: In den sechziger Jahren schuf er bunte, grelle, geradezu schreckliche, aber umwerfend komische „Zahn-Bilder“, die ihre aggressive Kraft nicht verloren haben.

21Haus  Oberhuber  Zähne~1

Die Schlüssel zum Atelier Zwei leidenschaftliche Oberhuber-Bewunderer, Luisa Ziaja und Alfred Weidinger, haben die Ausstellung kuratiert und erhielten als Zeichen höchsten Vertrauens die Schlüssel zum Atelier des Künstlers, um aus seinen Werken auszuwählen. Sie traten aber auch den Weg zu Sammlern an, um wirklich Werke aus allen Epochen zeigen zu können und der „Vernachlässigung“ durch die Öffentlichkeit, die man diagnostiziert, entgegen zu wirken. Der Katalog zur Ausstellung ist voluminös. Und dennoch wäre er, meinte der Künstler selbst, wollte man sein Gesamtwerk dokumentieren, wohl nur das erste von 20 Büchern, die noch folgen müssten…
Jedenfalls ist mit dieser Ausstellung schon viel geschehen, weil sie zeigt, wie ein sehr, sehr Begabter immer wieder neue Anläufe zu seinem Künstlertum genommen hat. Das ist nicht Stillosigkeit, wie oft gesagt wurde. Das ist schlechtweg Vielfalt. „Wir bedanken uns“, sagte Agnes Husslein-Arco. Besser spät als nie.

21Haus  Oberhuber  Er in seiner Halle~1

21er Haus: OSWALD OBERHUBER. Bis 26. Juni 2016, geöffnet Mittwoch 11 bis 21 Uhr, Donnerstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Geöffnet auch an Feiertagen

 

 

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