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WELS/ Wagner-Festival: LOHENGRIN

08.06.2014 | KRITIKEN, Oper

WELS WAGNERFESTIVAL  25 JÄHRIGES JUBILÄUM: 8. 6. 2014 „LOHENGRIN“

Lohengrin-0261_25.Richard Wagner Festival 2014_(c) Christian Herzenberger
Petra Maria Schnitzer, Jon Ketilsson. Foto: Christian Herzenberger

 Und  wieder ist eine Super-Aufführung in „Klein-Bayreuth“ gelungen. Eine Umsetzung voll Romantik im Stil der konservativen, sehr schönen Ausstattung und mit einer ganz großartigen Personenführung. Absolut kein Rampensingen – und auch der Chor stand nicht nur in der Gegend herum. Das gelang dem langzeitig bewährten Team Herbert Adler und Dietmar Solt. Und alles wahrscheinlich in etwas kürzerer Zeit als an den großen Häusern, die dann womöglich noch mit ewigen Einheitsbühnenbild Wochen daran „arbeiten“.  Der zum Teil wenig informierte Besucher fragt sich dann, „was taten diese Leute sechs Wochen lang? In Wels  geht auch ein ganz großes Lob an die Herren der Umbautechnik, bemerkenswert ist, wie gut und wie rasch im zweiten Akt von Burgwand zu Münster gewechselt wurde, ebenso auch im dritten auf Brautgemach und Schlussbild, das natürlich mit dem ersten Bild ident ist. Und eines ist klar, mit Schwan! Dieser ist in dieser Umsetzung sehr schön projeziert, aus Wolken bildet sich langsam ein freundlicher Schwan.

In der Titelrolle war Jon Ketilsson zu hören. Eine schöne, auch sehr helle Stimme, gut geführt, sicher in den Höhen, sehr tragfähig das Piano, also ein sehr guter stimmlicher Lohengrin, der auch sehr gut spielt und blendend aussieht. Eine kleine Sensation war für mich die  Elsa von Petra Maria Schnitzer. Ein schöner leuchtender Sopran, keine Unsicherheit und weder im Forte, in extremen Höhen oder im Piano auch nur der geringste Wackler. Wirklich eine sehr erfreuliche Leistung. Eine Art Lokalmatador – obwohl in Berlin im Engagement – ist Reinhard Hagen als König Heinrich. Eine hervorragende schöne Stimme, ich hörte ihn auch schon in der Parsifal-Produktion und war sehr angetan. Schade, dass man den Namen in unseren Breiten kaum hört.

Eine große Leistung bot auch das Intrigantenpaar „Er und Sie von Telramund“.  Beide erinnern  an „Macbeth“, nur das hier von Ortrud doch mehr Gefühl für den armen Friedrich, der sich so umgaukeln lässt, ausgeht. Clemens Unterreiner „bestand“ seinen ersten Telramund mit Auszeichnung. Er ist ein sehr belkantesker Vertreter der Rolle, die Stimme ist aber auch sehr durchschlagskräftig, dies weiß er gut einzusetzen –  und das Ergebnis ist beachtlich gut. Dass er ein starker Schauspieler ist,  weiß man, und so blieb er aber auch gar nichts schuldig. Seine angetraute „Wilde“ Ortrud singt Lioba Braun mit allen Facetten sehr gut, „entweihte Götter“ fulminant, hätte einen Applaus verdient, (wie so manch anderes auch, aber wir sind nun nur mit den Temperaturen im Süden). Sehr ordentlich ist auch der Heerrufer von Thomas Berau. Die vier Brabantischen Edlen waren die Tenöre Franz Gürtelschmied und Iurie Ciobanu sowie die Bässe Marco Di Sapia und Nicolas Legoux mit klangschönen Stimmen. Die stumme Rolle des Gottfried wurde von Felix Mayer gespielt.

Ralf Weikert, auch zum harten Kern der Belegschaft gehörend, leitete mit sicherer Hand und Schwung die Slowakische Philharmonie und der Slowakische Philharmonische Chor unter der Leitung von Josef Chabron sang sehr stimmschön und sehr wortdeutlich. Ja,  Wortdeutlichkeit war an diesen Abend unbedingt angesagt, man konnte alle Künstler wunderbar verstehen, auch wenn man den Text nicht auswendig kann.

Das Haus war wie jeden Abend zum Bersten voll, die Vorstellung hätte man wohl noch viel öfter verkaufen können ! Die Leistung von Intendantin Renate Doppler kann man nicht genug loben und bewundern.

 Und nun kommt der traurige bittere Nachgeschmack dieser so schönen Jahre: Das nächste Jahr 2015 wird mit „Tristan“ und „Tannhäuser“ das letzte sein! So lässt das Land Oberösterreich eine tolle Eigeninitiative verkommen! Eine Schande, ist Herr Dr. Josef Pühringer der Landeshauptmann von Linz oder doch von ganz Oberösterreich?  Nur weil Linz mit ordentlicher Verspätung von  ca. 50Jahren ein eigenes Opernhaus bekommen hat, muss doch ein Unternehmen, das so gar kein Konkurrenzunternehmen ist, weil es einen anderen Stil bevorzugt, der durchaus sein Publikum anspricht,  nicht ruiniert werden!  Ist Österreich schon eine Bananenrepublik, weil ein Operettenstaat würde das nicht machen!

Elena Habermann

 

     

 

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