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WEIMAR/Nationaltheater: TANNHÄUSER

19.05.2019 | Allgemein, Oper

Weimar:  TANNHÄUSER – 18.5.2019

 

Diese Inszenierung von April ’18 wird in der Wiener Fassung von 1875 gespielt, wohl eine Mischung aus großteils Elementen der Pariser Fassung und der frühen Dresdener Fassung, die heute ja nur noch selten gespielt wird. Regisseur Maximilian von Mayenburg wollte wohl Extravaganz und Exotik in herkömmliche Tannhäuser-Aufführungen hineinbringen, m.E. aber nur mit mäßigem Erfolg. 

Beim Venusberg ist die ganze Bühne mit roten Decken ausdrapiert, und auch Venus mit einem riesigen rot drapiertem Kleid, das immer in Bewegung erscheint, wo auch Statisten mal raus- und reinkrabbeln. Venus ist eine junge Japanerin mit schwarzen Zöpfen, und ihr Lächeln erstarrt erst, wenn Tannhäuser sie wirklich zu verlassen droht. Vorher hat auch er versucht, sich an ihrem enormen Unterkörper hochzuarbeiten und die Umarmung zu suchen. Dann wendet sich das Bühnenbild in weiße Drapierung, der Hirt erscheint in weißem eng anliegendem Anzug, blond geföhnter Kurzfrisur und runder Sonnenbrille. Auch der Landgraf und seine Sänger sind in schwarz-weiße Dressen gesteckt (Ursula Kudma). Dann taucht eine Riesentreppe auf, die bis an die Decke reicht und das Bühnenbild weitgehend bestimmt (Stephan Prattes), nicht sehr breit, aber auf der Bühne drehbar. Dazu gibt es das Wiedersehen mit Elisabeth am Konzertflügel, der beim Sängerwettstreit später in sich zusammenbricht und sich dabei martialisch in seine Einzelteile dekomponiert. Vorher sind die Festgäste wie ein Heer einmarschiert und vielleicht wie bei Dschingis Khan eingekleidet worden. Tannhäuser reißt sie mit seinen Gesängen zur Liebe untereinander hin, was von Aufsehern, die die Leute hart angehen und wegtragen, z.T. verhindert wird. Auf Tannhäusers Stichwort „im Venusberg“ wird aber alles wieder normal, nur dass die Damen dableiben und auch auf den Verräter losgehen. Im 3.Akt wird Wolfram bei seinem Abendsternlied vom Hirten auf dem kaputten herausgenommenen Saitenteil des Flügels ‚begleitet‘. Die Romerzählung, wo Wolfram schon mal auf Heinrich losgeht, ist wieder normal inszeniert. Bei Heinrichs Tod, wenn der Chor den wieder ergrünten Stab besingt, wird dieser von einer jungen Männergruppe in Körperbemalung emporgetragen wie sein Namensvetter in Goethes Faust II.

Das DNT-Orchester spielt eine aufrüttelnde spannungsvoll dramatische Venusbergmusik unter seinem guten Dirigenten Dominik Beykirch, der in diesen Passagen auch den unermüdlichen Antreiber gibt. Musikalisch kommt auch die Festgesellschaft der Chöre unter Markus Oppeneiger wuchtig zur Geltung. Für deren Choreographie zeichnet Kira Juliane Senkpiel. Die zurückgenommenen Holzbläser im 3.Akt wirken fast stoisch statisch in ihrer feinen Begleitung.   Die von Wagner oft sehr virtuos eingesetzten Violinen kommen brillant aufjubelnd herüber. Das Finale ist eine einzige (Chor)Apotheose. 

Den Hirt singt SuJin Bae (Thüringer Opernstudio) fast schon mit zu großer lyrischer Stimme. Die Sänger sind Henry Neill (Reinmar), Jörn Eichler (Heinrich der Schreiber), Andreas Koch mit starkem Baß als Biterolf und Artjom Korotkov mit sonorem Tenor als Walther. Den Landgraf gibt Daeyoung Kim mit angenehm artikuliertem Baß(bariton). Die Venus singt Sayaka Shigeshima mit frischem unverbrauchtem guttimbriertem Sopran. Die Elisabeth ist von der Regie wie ein It-Girl gezeichnet mit abstehendem halblangem Rock und gemusterten Strümpfen. Camila Ribero-Souza hat die Partie gut im Griff, manches wirkt aber gesanglich, bei angenehmer Stimme, etwas gekünstelt. Der Wolfram von Uwe Schenker-Primus mit später nur noch umgehängter Fliege und Weste singt einen bemerkenswerten Part mit warmem gut prononciertem Bariton. Sein Konkurrent um Elisabeth ist Corby Welch mit starkem jugendlich dramatischen bisweilen prächtig rauem Tenor.                                 

Friedeon Rosén

 

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