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WARSCHAU/ Großes Theater: RECITAL NADIA MICHAEL

 

Warschau, Großes Theater – Nationaloper –  RECITAL von NADJA MICHAEL

 
Foto: Krzysztof Bielinski

 Am 26. November 2014, auf der Bühne Großen Theaters – Nationaloper,  präsentierte Nadja Michael das Recital eigener Autorschaft.

 Diese deutsche Sopranistin, die auf den wichtigsten Weltbühnen der Opernmusik auftritt (La  Scala, La Monnaie, Royal Opera House, MET, Wiener Staatsoper) sowie die Anerkennung unter den Kritikern und seitens des Publikums im Ausland genießt, entwarf für die Warschauer Bühne ein sehr schwieriges, ambitioniertes und für sie selbst sowie für das Orchester der Warschauer Nationaloper anspruchsvolles Konzert. Es war eigentlich das „Ein-Frau-Theater von Nadja Michael“.

 Die Entscheidung, an diesem musikalischen Ereignis teilzunehmen, mit dem Vorwissen, wie Nadja Michael die Figur von Judith aus  „Herzog Blubarts Burg“  von Béla Bartók im Dezember 2013 in demselben Theater schuf, ließ annehmen, dass das Publikum kein Konzert bekommen wird, das aus bekannten und allgemein beliebten Arien besteht. Man sollte eher etwas erwarten, was den Stil der Vokalistin wiedergibt und ihrem künstlerischen Niveau entspricht.

Wie war also dieses  „Theater‘ ? Gewiss und schon mit den ersten Klängen war es aufregend. Das ganze Schauspiel begann mit dem Teil eines Musikstücks, das Anna Champert speziell für diesen Anlass komponierte. 


Nadia Michael. Copyright: Krzysztof Bielinski

Die Musik ertönte aus den im ganzen Raum verteilten Instrumenten und sie sorgte dafür, dass die Aufmerksamkeit sich zentral auf Bühne konzentrierte, auf der sich ein Hocker mit einer phantasievollen Komposition aus rosa Serviette befand. Rosa war die Leitfarbe dieses Kunstereignisses. Überraschenderweise schien dieser Riesenraum nicht leer zu sein, er wurde vom Licht und eben von der Musik gefüllt.

 Während wir auf das Erscheinen der Künstlerin warteten, wurden wir durch das Orchester unter der Leitung von Bassem Akiki in solch eine Stimmung versetzt, die uns bis zum Abendsende begleitete, und zwar dank der Komposition von Anna Champert. Die Teile dieser Komposition bildeten immer Support für jede von Nadja Michael gesungene Arie. Wir hörten u.a. folgende Musikstücke: die Arie „Ombra mai fu“ aus „Xerxes“ von Georg Friedrich Händel, die Arie aus „Eugen Onegin“ von Peter Tschaikowski – die Szene, wenn Tatiana einen Brief schreibt, den Monolog von Kundry aus „Parsifal“ von Richard Wagner sowie „Medea“ von Johann Simon Mayr oder einen Teil aus der Oper „Die Eroberung von Mexico“ von Wolfgang Rihm. Meiner Ansicht nach erhielten diese allen Musikstücke durch die Verflechtung mit der zeitgenössischen Musik ein neues Klanggewandt in der Rezeption. Solch eine Kombination und stilistische Mischung waren für die Musiker und für den Dirigenten bestimmt ein tollkühnes Vorhaben, deswegen verdienten sie einen großen Applaus für die Bewältigung dieser Aufgabe.

 Vom ersten Moment als Nadja Michael auf der Bühne erschien, fesselte sie die Aufmerksamkeit, was ungewöhnlich ist, wenn man diese sparsame und sehr präzise erarbeitete Bühnenbewegung bedenkt. Die Begeisterung erregten auch die von der Modedesignerin Lessja Verlingieri speziell für diesen Abend entworfenen Kostüme. Sie ergänzten wundervoll das Ganze, indem sie die Körperschönheit der Hauptfigur dieses besonderen Abends hervorhoben. Die Idee, die Kostüme auf der Bühne zu wechseln, gab noch mehr theatralischen Geschmack hinzu.

 In den Konzertankündigungen konnte man hören, dass seine Konzeption, durch die bestimmte Auswahl der Arien unterschiedliche Schattierungen der Liebe zeigen sollte. Meiner Meinung nach, durch die übermäßige Dominante und an manchen Stellen beunruhigend klingende Töne der Komposition zwischen einzelnen Arien wurde der Effekt erreicht, „die dunkle Seite der Liebe“ zu zeigen.

Besonderen Dank möchte ich für die Arie der Lady “ Nel di della vittoria … Vieni t’affretta!“ aus „Macbeth“ von Giuseppe Verdi aussprechen –  die schöne, starke Stimme von Nadja Michael sowie im entsprechenden Tempo geleitetes Orchester belebte zum Schluss das Warschauer Publikum, das noch als Geschenk eine zusätzliche Perle erhielt  –  die Arie „Měsíčku na nebi Hlubkom“ aus der Oper „Rusalka“ von Antonín Dvořák.

 Iwona Karpińska/ Wrocław

 

FOTO:  Nadja Michael

 

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