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WANDERER HEISST MICH DIE WELT

27.11.2019 | buch, CD/DVD/BUCH/Apps

Markus Kiesel, Joachim Mildner, Dietmar Schuth
Wanderer heißt mich die Welt
Verlag ConBrio 2019

„Ein Reiseführer nicht nur für Wagnerianer“

Nach den auf dem neusten Stand sich befindlichen Publikationen des ConBrio-Verlags mit „Wahnfried“ (2016) und „Das Richard Wagner Festspielhaus Bayreuth“ (leider vergriffen) wird nun eine umfassende Arbeit über den „Unruhe-Geist“ Wagner aufgelegt. Dieser 272 Seiten starke Band besticht erstens mal durch den reinen Umfang der Kapitel und dann auch – blättert man sich durch die vielen Seiten – durch die Sorgfalt in der Aufbereitung der Recherchen-Arbeit der Autoren, die wohl an die gut zehn Jahre in Anspruch genommen hat. Da ging es darum, die von Wagner erwähnten Örtlichkeiten ausfindig zu machen, was nicht einfach war, da viele der Häuser, die Wagner benennt, in ihrer damaligen Form nicht mehr zu finden waren. Hotels wurden privatisiert, umgebaut, abgerissen, so auch die Häuser, die Wagner einst betrat.  

Geordnet nach den Orten, fundiert mit ausgesuchten Passagen aus verschiedenen Schriften von und über Wagner, erfährt man einen „Reiseführer“, an Hand dessen man sich auf die Spuren des „Meisters“ machen kann und manchmal ganz nahe an den „Spiritus loci“ herankommen kann. Bebildert mit Fotografien, alten Stichen und ähnlichem kann sich der „Wagner-Reisende“ besser orientieren. Dies ist auch „im Geiste möglich“, sind doch die Beschreibungen derart lebendig, dass man es (fast) nicht vermisst, gerade selbst nicht vor Ort sein zu können. Die „Belohnung“ aber, wenn man sich selbst an einem beschriebenen Orte einfindet, ist äusserst reizvoll. Das „hier also war Wagner“ ist doch ein manchmal sehr berührendes Motiv, diese Orte nicht nur im Geiste aufzusuchen.

Dies ist ein Buch, weniger zum Durchlesen – das kann man natürlich auch tun –  es ist vor allem eines zum „Stöbern“. Fällt einem eine Ortschaft ein, beispielsweise Tribschen oder Graupa, dann findet man sicher die entsprechenden Beschreibungen Wagners und dazu einiges Bildmaterial. Leider ist dieses mitunter nur in „Briefmarken-Grösse“ zu betrachten, aber – das werden die Autoren und Herausgeber mit Recht anführen – war dies in Anbetracht des Umfangs gar nicht anders möglich.

Also eine äußerst wertvolle Publikation ist nicht nur für sog. „Wagnerianer“ ein Cicerone, sondern auch eine sympathische Anleitung für Interessenten aus allen Geistes-Richtungen, die etwas mehr vom „Unruhe-Geist Wagner“ erfahren wollen. Sei es auch nur zu erfahren, wo er sich wohl aufgehalten hat. Und sein Radius war doch von ganz beachtlichem Umfang und europäischer Spannweite, wenn man bedenkt, wie mühsam damals die Distanzen zu überwinden waren.   

John H. Mueller

 

 

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