Waiblingen: „SIMONE KERMES“ 03.12.2013
In der schwäbischen Kreisstadt Waiblingen vor den Toren Stuttgarts gelegen, gaben sich im Bürgerzentrum zwei Echo-Preisträger die Ehre und zwar die Barock-Spezialistin Simone Kermes sowie das Alliage-Quintett. Der Name übersetzt aus dem Französischen, der wohl charmantesten Legierung von vier Saxophon-Solisten und einer Pianistin. In neuem Outfit, das Blondhaar offen und in kupferroter Robe präsentierte die Sopranistin in ungewöhnlicher Instrumental-Begleitung einen Lieder-Arien-Abend der besonderen Art und eröffnete das interessante Programm mit Villanelle aus „Les nuit d´été“ (Berlioz) in lyrischer Süsse, trefflich akzentuiert folgten À Chloris (Hahn) und bestens pointiert, sehr rhythmisch Les Filles de Cadix (Delibes). Stilsicher im Dreivierteltakt erklangen die Chansons Je te veux und mit sinnlichem Schmelz Elegie (Satie) sowie ausdrucksstark Les chemins de l´amour (Poulenc). Parodiert in virtuoser Koloraturakrobatik brachte sodann Frau Kermes mit der Olympia-Arie Les oiseaux de la charmille (Offenbach) das Publikum in Verzückung.
Melodisch und zugleich expressiv, doch in der Begleitung stets untergeordnet, erzeugten die Saxophone von Daniel Gauthier (Sopran-S.), Eva Barthas (Alt-S.), Koryun Asatryan (Tenor-S.), Sebastian Pottmeier (Bass-S.) mit der einfühlsamen Pianistin Jang Eun Bae ein völlig neues, unglaubliches Hörerlebnis, in der suggestiven Illusion eines vollen Orchesterklangs. Zum wahren, umjubelten Ohrenschmaus gerieten somit die solistischen Beiträge dieses hervorragenden Ensembles mit der Ouvertüre zu „Il Barbiere di Siviglia“ (Rossini) sowie dem Eigenarrangement An American in Paris (Gershwin).
Im Tangoschritt kam die wandlungsfähige Stimme der Kermes bei Youkali (Weill) in lasziver Tongebung daher, adelte das Piaf-Chanson Non je ne regrette rien in variablem Dekor und brachte schließlich in unvergleichlicher Interpretation von Glitter and be gay (Bernstein) die begeisterten Zuhörer zum Trampeln. Mit drei Zugaben bedankten sich die Künstler zunächst mit dem Farinelli-Abräumer-Schmankerl (Broschi), Lili Marleen schlicht und ergreifend wie ein Kunstlied vorgetragen sowie sehr bewegend Lascia ch´io pianga (Händel).
Gerhard Hoffmann