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VERONA/ Arena: CARMEN – Wiederaufnahme der de Ana-Inszenierung

Carmen im Bürgerkrieg

07.07.2019 | Allgemein, Oper

Georges Bizet: Carmen, Arena di Verona, Vorstellung/Wiederaufnahme: 06.07.2019

 

Carmen im Bürgerkrieg

 Premiere von Hugo de Anas (Regie, Bühnenbild und Kostüme) Sicht der Carmen war im vergangen Jahr. Nun wurde sie wiederaufgenommen.

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Foto: Arena Opera Festival 2019.

Den ganzen Abend finden sich Dutzende von Holzkisten und immer mindestens ein alter Lastwagen auf der Bühne, so dass der Eindruck der Schmuddelecke einer demnächst insolvent werdenden Transportfirma erweckt wird. Das Bestreben Carmen aus dem Kitschkontext zu lösen, ist ja beileibe nicht neu und durchaus löblich, aber die Bühne als Schrottplatz zu zeigen und dann mit ein paar Plakaten aus den 1920ern zu dekorieren, zeigt weder die Kneipe des Lilias Pastia noch stellt es einen sinnvollen Bezug zum spanischen Bürgerkrieg her. Die Schmugglerszene im dritten Akt wirkt eher wie ein Grenzzaun in einer städtischen No go-Area. Das Gewusel auf der jeweils masslos überladenen Bühne (Aida zeigt, dass es auch anders geht) trägt nicht wesentlich zum Verständnis der Oper bei.

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Foto: Arena Oper Festival 2019.

Musikalisch ist der Abend wesentlich besser. Ksenia Dudnikova ist eine Carmen, die keine Wünsche offen lässt. Grosse Bühnenpräsenz, wirkliche Durchdringung der Rolle gepaart mit einer phantastischen Stimme (diese Tiefe!) macht die «femme fatale» nachvollziehbar wie selten. Martin Muehle ist ihr ein ebenbürtiger Partner, auch wenn im Verlauf des späteren Abends die Anstrengung ab und zu hörbar wird. Mit gaumiger Tongebung, fahlem Klang und grosser Textunverständlichkeit hat Erwin Schrott einen schlechten Abend erwischt. Das Aussehen ist halt nur die halbe Miete. Ruth Iniesta harmoniert als Micaëla aufs Beste mit Don José. Karen Gardeazabal (Frasquita) und Clarissa Leonardi (Mercédès) sowie Nicolò Ceriani (Dancairo) und Roberto Covatta (Remendado) als auch Gianluca Breda (Zuniga) und Italo Proferisce (Moralès) ergänzen das Ensemble auf hohem Niveau.

Daniel Oren treibt das Orchester der Arena di Verona mit wild rudernden Armen und bis auf die Steine hinauf hörbaren, akustischen Äusserungen zu sehr guter Leistung.

Musikalisch sehr gut, szenisch hätte man weitaus mehr draus machen können.

Weitere Aufführungen: 10.07.2019, 13.07.2019, 18.07.2019, 23.07.2019, 27.07.2019, 02.08.2019, 24.08.2019., 27.08.2019, 04.09.2019.

 

07.07.2019, Jan Krobot/Zürich

 

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