Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

VERBIER-Festival: LA DAMNATION DE FAUST – konzertant

22.07.2014 | KRITIKEN, Oper

La Damnation de Faust, konzertante Version am Festival in Verbier vom 21. Juli 2014

 Das Verbier Festival setzt stark auf Opernaufführungen in konzertanter oder halbszenischer Form. Dies ermöglicht eine herausragende Form der Musikalität ohne lästiges Regietheater.

 Wer kennt die Geschichte nicht? Einer in die Jahre gekommener Mann sucht den neuen Kick. Dank der Vermittlung des Teufels findet er eine attraktive junge Frau. Doch zum Genuss bleibt wenig Zeit. Um die Frau zu retten, die zur Ermöglichung eines heimlichen Liebenstreffens ihre Mutter getötet hat, liefert sich der Mann dem Teufel aus. So endet er in der Hölle, während sie im Himmel von den Serafinen, auch Engel genannt, empfangen und begrüsst wird.

 Der Méphistophélès von Willard White ist eine eindrückliche und dämonische Persönlichkeit die tief beeindruckt. Ausdrucksstark und mit der nötigen Tiefe stellt er einen tiefgründigen, gefürchteten und allzeit präsenten Teufel dar. Stark im Ausdruck, schön in der Stimme und gerecht in der Diktion überzeugt er auf der ganzen Länge. Sein Bariton klingt für diese Rolle diabolisch, mit entsprechend ungnädig teuflischer Kälte.

 Eine Topbesetzung ist der Faust von Charles Castronovo der für den erkrankten  Ramon Vargas eingesprungen ist. Mit seinem leuchtenden, aber nie forcierten Tenor und seiner strahlenden Erscheinung wird er für das Publikum zu einer Identifikationsfigur. Hervorragend disponiert mit wunderbar differenzierter Stimme, der seine Zerrissenheit und seinen Schmerz förmlich spürbar macht überzeugt er vollends. Seine Stimme hat sich in den letzten Jahren wunderbar weiterentwickelt und er verfügt in der Zwischenzeit nicht nur über einen Schmelz der gefällt sondern durch seine einmalige Differenziertheit begeistert. Seine Piani lassen aufhorchen und seine höhe begeistert.

 Mit warmem, sinnlichem Timbre gestaltet Roxana Donose die Mezzopartie wundervoll. Die Ausnahmesängerin mit der lyrischen Stimme punktet zumal mit ihren Arien «Le roi de Thulé» und «Romance». Ihre Stimme ist von eindringlicher Wärme und eindrücklicher Gestaltungskraft.

 Ein starker Kontrastpunkt ist der gut zusammengestellte Chor der aus „the collegiate chorale, choeur de concert de la Singschule Oberwallis, Choeur de filles de la schola de Sion und dem Ensemble evocale de St-Maurice besteht und das von Charles Dutoit  glänzend und eindringlich wie auch sehr differenziert geleitete Verbier Orchestra welches den Klangzauber von Berlioz‘ Partitur gekonnt umsetzt.

Die melancholischen und die lyrischen Partien gelingen hervorragend, das Turbulente wird das stark Geschärfte und das Diabolisch exzentrische werden stark hervorgehoben.

 Die Aufführung ist eine wahre Sternstunde wie man sie nur selten zu erleben bekommt. Auf folgendem Link kann man die Aufführung als Aufzeichnung nochmals erleben: http://www.medici.tv/#!/charles-dutoit-damnation-of-faust-verbier-festival

 Marcel Paolino

 

 

 

Diese Seite drucken