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VERBIER/ Festival: FIDELIO. Konzertant

26.07.2014 | KRITIKEN, Oper

Vebier-Festival: Fidelio konzertant vom 26. Juli 2014

Das Festival in Verbier leistet sich hochkarätige konzertante Opernabende mit den Superlativen der Opernszene und wartet nicht nur mit bekannten Namen auf sondern disponiert Sängern die hervorragend singen können.

Das Festival gibt es nun schon seit 21 Jahren und noch nie wurden so viele Opern gegeben wie in diesem Jahr. Es begann mit Berliozs „La Damnation de Faust“, mit Beethovens Fidelio, mit einem Opernabend an dem Puccinis „Il Tabarro“ und Verdis „Don Carlo“ (dritter und vierter Akt) gegeben wird. Und zum Schluss gibt es noch „Il re pastore“ von Mozart mit Rolando Villazon.

Die Zusammenstellung der Opern macht durchaus Sinn. Die fünf ausgewählten Werke für die vier Opernabende bedienen verschiedene Epochen und Genres und lassen sich trotzdem thematisch fassen; der Mensch, der sich gegen Ungerechtigkeit oder eine ihm unerträgliche Lage auflehnt.

Faust versucht der Begrenzung seines Menschseins zu entkommen, indem er einen Bund mit dem Teufel eingeht. Leonore greift zu einer List um ihren Florestan aus den Fängen eines willkürlichen Machtsystems zu befreien. Michel verliert unter der Last des Elends seinen Kampf gegen die Eifersucht. Don Carlo schwankt zwischen privaten und öffentlichen Sphären, zwischen politischer und religiöser Macht hin und her und stellt sich auf die Seite der Unterdrückten. Alessandro dagegen, der gute König, lässt schliesslich zu, dass die Liebe über die Staatsraison siegt.

Nun zu Fidelio. Mit heldentenoraler Kraft stürzte sich Florestan Brandon Jovanovich in das Rezitativ. Gott! Welch Dunkel hier war ein herzzerreissender, letzter Klagegesang eines sich dem Tode nahe Wähnenden. Grandios dann auch die nachfolgende Arie mit dem visionären Schluss.

Ingela Brimberg  als Leonore sang vortrefflich. Sie begeisterte mit einer warmen Stimme, einfühlsamem Spiel, einer tollen Diktion, auch in den gesprochenen Passagen. Sie ist eine heroische Leonore, eine liebende Frau voller Selbstzweifel, die am Ende Zeit braucht, um ihr Glück zu fassen.

Erregt von den unbeschreiblichen Emotionen steigern sich Florestan und seine unerschrockene Gemahlin Leonore in ihr ekstatisches Duett „O namenlose Freude“. Ohne dem Zuhörer eine Atempause zu gönnen attackieren danach Dirigent Marc Minkowski und das ihm aufmerksam folgende und traumhaft schön spielende Verbier Festival Chamber Orchestra und loten dabei nochmals das ganze Spektrum der Gefühle aus, welches die Protagonisten dieses Meisterwerks durchlaufen.

Ganz unglücklich ist Marzelline Sylvia Schwart über den unerwarteten Ausgang. Sie fasziniert mit ihrer glockenreinen Stimme. Jaquino wird von Bernard Richter wunderschön gestaltet, Rocco von Robert Gleadow mit einer herausragenden Leistung belegt und verfügt über eine wunderschöne gutturale Stimme, Don Pizarro Evgen Nikitin lebt seine diabolisches Wesen mit Kraft und Verachtung seinen Mitmenschen gegenüber aus.

Männer und Frauen des Chors The Collegiate Chorale waren hervorragend vorbereitet, stimmgewaltig sangen sie „Wer ein solches Weib errungen“ atmosphärisch schön und äusserst gepflegt.

Marcel Paolino

 

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