Dido und Aeneas. Blick aus der Königsloge während der Proben am Nachmittag vor der Vorstellung. Foto: Andrea Matzker
Dido und Aeneas am Gran Teatro La Fenice von Venedig
Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger
Henry Purcell, zu seiner Zeit bedeutendster Musiker Englands, komponierte diese Oper während der Jahre 1687 und 1688, woraufhin sie höchstwahrscheinlich 1688 oder 1689 in London von jungen aristokratischen Künstlerinnen unter der Choreografie von Josias Priest uraufgeführt wurde. Nahum Tate, der vielfach ausgezeichnete Dichter, schrieb das Libretto dazu in Anlehnung an das Epos Aeneis von Virgil nach dem Fall von Troja. Die tragische Liebesgeschichte zwischen Dido, der Königin von Karthago, und Aeneas, dem Prinzen von Troja, ist das einzige Werk des Komponisten, in dem durchgehend gesungen wird. Es war von Anfang an für Musik und Ballett konzipiert. Die Oper gehört zu den wichtigsten musikdramatischen Werken des Barock. Ihre allgemein bekannteste Melodie ist die Klage von Dido „When I am laid in earth“, eine Arie über einem Lamento-Basso ostinato. Die Handlung spielt in Karthago.
Dido und Aeneas. Foto: Andrea Matzker
Das Werk dauert insgesamt nur etwa 1 Stunde. Damit geht eine Aufführung desselben mit sämtlichen Corona-Regeln konform, da keine Pause eingelegt werden muss oder kann. Bühne, Orchestergraben und Parkett waren zu einem einzigen Podium vereint und bildeten einen großflächigen, gemeinsamen Raum, wie zum Beispiel auch beim Wiener Opernball. Das Orchester mit den historischen Instrumenten befand sich in der einen Hälfte des ursprünglichen Parketts direkt unter der Königsloge, Sänger, Darsteller und Tänzer agierten in der anderen Hälfte, und auf der eigentlichen Bühne saßen vereinzelt verteilt weitere Zuschauer. Ein konventionelles italienisches Theater mit vielen Einzellogen ist natürlicherweise die beste Voraussetzung, einen Opernabend in Corona-Zeiten unter möglichst sicheren Voraussetzungen genießen zu können.
Die sämtlich ausverkauften drei Vorstellungen boten die Möglichkeit, dass lediglich Verwandte oder zueinander gehörende Personen in einer Loge Platz nehmen durften, wohin sie, ohne mit anderen in Berührung zu kommen, geleitet wurden. In der Loge selbst konnte man die Masken abnehmen. Den unfreiwilligen Luxus, eine ganze Loge für sich allein oder zu zweit innehaben und genießen zu dürfen, gab es schon seit langem nicht mehr. Aber die Gäste, die seit vielen Wochen ihre Plätze vorbestellt hatten und sich bereits vorab ordnungsgemäß ausweisen mussten, wussten dies auch zu schätzen.
Dido und Aeneas in einer Aufnahme während der Aufführung aus der Corona sicheren Loge: Foto: Andrea Matzker
Die Aufführung war unter vielen Aspekten einzigartig. Die Bühne, auf der nun Zuschauer saßen, war andeutungsweise aber unverkennbar als Arche mit den dafür typischen Bootsplanken eingerichtet und jeweils sehr wirkungs- und stimmungsvoll beleuchtet. Die Sänger, die allesamt von auffallend schönen Plissé-Kostümen von Carlos Tieppo ausgestattet waren, wurden begleitet von Tänzerinnen und Tänzern der Associazione Deos Danse Ensemble Opera Studio. Tito Ceccherini dirigierte, und der klassisch, stilvoll und einheitlich gewandete und frisierte Chor wandelte zeitweilig frei im Raum. Dido war Giuseppina Bridelli, und Antonio Poli gab den Aeneas. Ein für Ohren und Augen hoher Genuss, gekrönt vom unvergleichlichen Charme, der einzigartigen Akustik und der bestechenden Schönheit des wieder erstandenen Gran Teatro La Fenice.
Giuseppina Bridelli. Foto: Andrea Matzker
Szene aus der Aufführung. Foto: Andrea Matzker
FENICE: Dido und Aeneas beim frenetischen Schlussapplaus. Foto: Andrea Matzker