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VAIANA

21.12.2016 | Allgemein, FILM/TV, KRITIKEN

FilmPlakat   Vaiana~1

Filmstart: 22. Dezember 2016
VAIANA
Moana / USA / 2016
Regie: Ron Clements, John Musker
Animation

Gar keine Frage, dass man bei Disney – aller großer Konkurrenz zum Trotz – das Animationsgeschäft immer noch am besten versteht. Wenn der Zuschauer da mit seiner Heldin, dem Prinzesschen Vaiana (im Original heißt sie Moana), in eine Südsee-Idylle hineingezogen wird, wo man mit dem Wasser singt und tanzt und die Menschen glücklich und bescheiden sind… dann wird schon der Ton des computeranimierten Musicals angeschlagen, das die Herzen von Kindern, aber auch Kind gebliebenen Erwachsenen entzücken soll.

So schwebte einst Arielle, die Meeresjungfrau, durch die Wogen, und man meint, die Zeit sei still gestanden… Und da schwappen im Laufe des Films auch so unendlich viele gefällige Melodien über den Zuschauer, dass man sich nicht wunderte, wenn man „Vaiana“ einmal (wie „König der Löwen“) auf der Musical-Bühne begegnen würde… (Musik: Opetaia Foa’i, Mark Mancina, Lin-Manuel Miranda).

Hier gibt es nun nach und nach Jungmädchen-Action, die sich mit Mythos verbindet – ein bisschen synthetisch, hat man den Disney-Leuten vorgeworfen (die allerdings seit Generationen über Vorwürfe hinweggehen und das große Geld machen). Denn die Insel, auf der die 16-jährige Häuptlingstochter Vaiana lebt (man nennt sie Motunui, und sie soll in Polynesien sein), ist erfunden, und so sehr sich die Disney-Leute (Regie: Ron Clements und John Musker) auch bemüht haben, Südsee- und Maori-Kultur „richtig“ einzubringen, so sind sie doch dem Vorwurf der „Disney-fizierung“ (sprich: süßlich, künstlich) nicht entgangen. Und natürlich muss man einsehen, dass Einheimische das anders sehen als ein unmittelbar nicht betroffenes Publikum, das sich übrt Authentizität nicht weiter den Kopf zerbricht, wenn es bunt und pittoresk unterhalten werden will… (Die Vorwürfe lauten dann u.a. „Kolonialismus“.)

Vaiana wird also als kluges Mädchen gezeigt, das Bücher mag, das sich von Papa, dem Häuptling, die Ritualplätze ihres Dorfes zeigen lässt. Und ein paar komische Tiere gibt es auch (wenn auch nichts hier an Klopfer oder Pumbaa heranreicht, so viel Persönlichkeit bekommen die Viecherln nicht). Wichtig ist, dass immer das bescheidene Zuhausebleiben gepredigt wird – denn draußen, jenseits des Riffs, lauern die Gefahren. Das muss man nur oft genug betonen, um jeden jungen Menschen dazu zu animieren, sich auf die Reise zu begeben. Klar, auch Vaiana tut es natürlich, denn sie ahnt „There is more beyond“, und begreiflicherweise will sie das selbst wissen.

Sie hat auch einen besonderen Plan: Da hat doch vor langer Zeit der böse Halbgott Maui einen herzförmigen Stein gestohlen, der das magische Zentrum des Dorfes war. Den will sie zurückholen. Die Großmama ist ganz dafür, was Vaiana durchaus erstaunt. Warum willst Du mich nicht davon abhalten? Ach, meint Oma, sie sei die „crazy lady“ des Dorfs, ihr Job sei es, alle zu schockieren… (Diese Disney-Filme sind immer wieder so echt komisch – und natürlich auch in ihren Sprüchen so penetrant lebensweise.)

Moana e79

Man muss nun nicht nacherzählen, wie gefährlich der Ozean ist, wie man gar nicht glauben kann, dass der singende, tanzende und irre komische Riese, den sie trifft und der sich als „Demigod“ (Halbgott) vorstellt, der gesuchte Bösewicht ist, das Herz nicht hergibt und seinerseits seinen „Haken“ (wie Captain Hook!) sucht… Wie sich die beiden zusammen tun (auch in Hinblick auf das finale Happyend), wie jetzt doch noch echte Hindernisse gefunden werden müssen (böse „Coconuts“ mit spitzen Zähnen oder auch echte Seeräuber), wie am Ende eine große grüne Göttin aus dem Meer emportaucht und alles in Ordnung bringt…

Wieder glücklich zuhause angelangt, heißt es: „Ich bin ein bisschen über das Riff hinaus gegangen“. So untertreibt unsere Heldin, die man widerstandslos ins Herz geschlossen hat. Natürlich muss man Disney mögen, um dergleichen auszuhalten. Aber den wenigen Skeptikern stehen die Millionen gegenüber, die zu den Kinokassen pilgern, nicht nur in den USA, auch bei uns…

Renate Wagner

 

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