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TTT: Reflexion zu sämtlichen bisherigen Rezensionen/Kritiken zur „Cosi fan tutte“ Neuinszenierung der Bayerischen  Staatsoper

29.10.2022 | Themen Kultur

TTT: Reflexion zu sämtlichen bisherigen Rezensionen/Kritiken zur „Cosi fan tutte“ Neuinszenierung der Bayerischen  Staatsoper

Die Schriften  verwundern bzw. bieten handwerklich Unvollständigkeit, sind alle lückenhaft, fragmentarisch. Man geht ausführlich auf einen weitgehend unbekannten Inszenator ein, betrachtet singulär dessen Ideen, das Resultat nur der einen Gemütslage, alleingültig ohne zu reflektieren.

Wie will man substanzielle Inhalte erörtern, wenn der basale Urgrund – die Intentionen Mozarts, seine Gemütslage, egal ob erfüllt oder nicht, ob in Verklärung, Überhöhung, Immanenz, Dekonstruktion, Konsenswelt oder trashig usw. inszeniert, vergessen werden?

Eine Rezension muss immer Spiegel bzw. Entspiegelung einer Vorgabe sein, wesentlich muss immer Vergleich mit der dramatischen Vorlage sein, mit dem was mal als emotionaler / intellektueller Wert kreiert in unsere Welt kam und dann nach Generationen ggf. neu zu bewerten ist.

Es gibt genügend Essays zur darstellenden Kunst (z. B. Oper). Eine aufgeführte Interpretation als alleinigen Gegenstand zu betrachten, qualifiziert keine Rezension. Es bleiben Fragmente, die auch als Essay nicht genügen – eigentlich substanzlose Lautmalereien, oft in Selbstbepinselung eigenen erhofften Intellekts, leider auch in Andienungen an … ! Mozart wird ignoriert.

Das ist halt der Unterschied Drama zur Dramaturgie. Mozarts Musikdrama in neuer Dramaturgie von Benedict Andrews muss abgeglichen werden! Das kann positiv oder negativ ausfallen.

Bisher widmet sich nur meine Einlassung, nach Bewertung der Inszenierung, Mozarts Universum, seinem sensitiven Kosmos. Das ist schade, da so keine unterschiedlichen Bewertungen gültig werden können. Nur Neues ohne Reflexion auf Grundlagen sind undifferenzierte Betrachtungen, einseitig intolerant.

,Nettes szenisches Geplätscher – Gesang / musikalisches Plateau gut bis sehr gut

https://onlinemerker.com/muenchen-bayerische-staatsoper-cosi-fan-tutte-premiere-nettes-szenisches-geplaetscher-gesang-musikalisches-plateau-gut-bis-sehr-gut/

Ca. 50 % meines Textes geht zu Mozarts Urgrund des Musikdramas „Cosi fan tutte“, auf dessen Basis die Nachschöpfung bewertet wird, mit Hinweis auf Goethes dbzgl. Poesie von Herz und Seele.

Obwohl Mozarts Kosmos universal als genial anerkannt, wird tatsächlich seine Gemütslage zum Gehalt seiner Komposition von Kritikern verschwiegen, möglicherweise auch nicht erkannt. Ist behauptete Kritik ohne Bezug auf die Basis einer Ausprägung (das ist hier nun mal die Komposition) noch Kritik oder lediglich Kommentar einer beliebigen Kreation, wenn der Bezug zum Ursprung fehlt?

Wie sollen solche meinungsbildenden Schriften den Gehalt einer nachschöpfenden Musiktheater-Inszenierung spiegeln? Kann zukünftiges, bisheriges Publikum u.a. damit angemessen reflektieren? Nahezu alle Online Merker Autoren erfüllen diese Wichtigkeit.

Zur Erinnerung: diesem musikdramatischen Werk, dieser Oper liegt eine Dichtung in Musik und Text von Wolfgang Amadeus Mozart zugrunde.

Handwerklich bedeutet also die Erörterung zu einer Nachschöpfung (Bühnen-Inszenierung), dass die Atmosphäre der Urschöpfung (auch in der Synthese zum Text) Bedeutung hat – ggf. unbedingt zur Maßgabe einer kontrapunktischen Sichtung (nennt man oft Regietheater), wenn man da also Gegensätzliches als Dekonstruktion in einer Inszenierung erlebt oder beim werkimmanenten, vom Komponisten empfundenen, erschaffenen Inhalt im Gehalt (Zeit und Ort bleiben untergeordnet) bleibt. 

Die aktuelle Cosi bleibt in szenischer Dramaturgie einigermaßen bei Mozarts dramatischer Vorlage – in der Wucht der emotionalen Kosmen, in Mozarts intendierter Gefühlswelt allerdings klamme Dekonstruktion. Klamauk und Knall-Chargen mit sexistischen Trash – Plattitüden sind bei Mozarts Cosi  nicht verwoben, aber auch nicht verboten – erlebt man dann noch Mozart?

Tim Theo Tinn 29.10.2022

 

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