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TTT: Literarisches Sentiment versus blasser Theaterseele Nr. 8 b I:

28.08.2023 | Allgemein, Themen Kultur

TTT: Literarisches Sentiment versus blasser Theaterseele Nr. 8 b I:

Opernlibretti: Musik / Text – Synthese bestimmt Identiät, Dekonstruktion / Überschreibung entseelte Synthetik!

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Generisches Maskulinum gilt elementar geschlechtsneutral, ohne Diskriminierung Abinärer.

Synthesen kultivieren singulär reinstofflich Elementares zu Komplexem, Musik / Text – Synthese zur Oper, also künstlerischer Komplexität i.d.R. von Komponist und Literat.                                                              

Synthetik gilt als unnatürlich, anormal, oberflächlich, naturwidrig, künstlich, bedingt Austrocknung, Verlust lebenswichtiger Grundlagen, Aufnahme von  Giftstoffen, Nährboden für Bakterien, hat Theater erreicht. (s. Wikipedia)

Libretti sind musikdramatische Texte, kreieren Handlung, zugrundeliegende Dialoge gesungener Worte zur dichten Synthese mit komponierter Musik, formen i.d.R. rational irrationalen Kontext und Atmosphäre einer vom Komponisten und Literaten intendierten Parallelwelt in Sentiment und Ratio – in Emotionen und Bedeutungen, bedingen einander in der Gesamtkomposition, niedergelegt in der Partitur.

Ohne dieses Zusammenwirken schwindet, erodiert i. d. R. die Metaebene, die übergeordnete Empfindungsgebung dieses Ganzen aus Text und Musik, einem Organismus in verfeinert strukturierter Vielfalt von Buchstaben und Noten, div. Zeichen zu universal vitaler Weltsicht und Verästelungen menschlichen Seins aller Schattierungen, zu Gefühlen, Empfindungen. In Dekonstruktionen / Überschreibungen habe ich noch keine Nachschöpfung in Komplexität der Vorlagen erlebt. In der Fauna nennt man die Zerstörung / Dekonstruktion von vitalen Organismen Schlachtung, Tötung.                                                                                                    

Auch bei loser Hinwendung können bei Befrachtung mit aufgesattelt Theaterfremdem (aktuell diverse virtuelle “Realitäten”) multiple Wahrnehmungsebenen verengt bis aufgelöst werden (Sehen, Hören, Empfinden, unbewusst, unterbewusst, bewusst, überbewusst, s. „Der Glaube lebt, die Taube schwebt?“ hier im Oneline Merker: “Was bedeutet in Wagners Parsifal die Unendlichkeit vom Mikro- Makro- Kosmos?”).

 Beispiel aktueller “Parsifal”, Bayreuth – übrig blieb eine schön bunte, nur noch unterhaltungswertige Aufführung, dem Theaterwollen in arangiert eindimensionalem, bloßem Amüsement / Unterhaltung entschwunden, ein netter Zeitvertreib. 

“Die Presse”, 25.8.2023: “Theater muss …aufrütteln in unseren täglichen Gewohnheiten, unserem Konformismus und in unseren Gefühlen, wo sich diese auf bloße Sentimentalität beschränken. Auf diese Art kann das Theater zum Keim unseres Handelns in der Welt werden, weil es uns im wahren Sinn des Wortes erschüttert und weil die aus dieser Erschütterung hervorgehenden Emotionen die Kreativität sprudeln lassen, welche die existentielle Kraft des Menschlichen ist.“ Psychosoziales (Er-) Leben könnte differenziert gespiegelt werden.                                                   

Den 3  ”Aristotelischen” Einheiten von Ort, Zeit und Handlung als grundlegende Dramen – Prinzipien widmet man heute i.d.R. im Musiktheater völlige Ignoranz. Das ist zulässig, man zerbricht Synthesen, sattelt musikalischen Kostbarkeiten oft Trivialitäten ohne Feinschliff auf, die es zu diskutieren gilt.

Man müsste sich zumindest der Handlung gem. Libretto verpflichten, um Werke in ihrer Immanenz zu bewahren, Ort und Zeit durchaus vernachlässigend.

Mit Abkehr von  der Musik / Text – Synthese im Gesamtkunstwerk Oper wird in Dekonstruktionen (noch wird i.d.R nur das Libretto zerlegt) der immanente künstlerische Nährboden entzogen, vital Gewachsenes wird rational auf desolate (nicht zuordbare) Ebenen gebracht, auf künstliche (= synthetische), oft vom musikalischen Impetus isoliert (sogen. Rübenrausch-Theater,  was so durch die “Rüben” rauscht ), augenfällig durch eingeschränkte / untergegangene emotionale Vertiefungen über rationales eindimensionales Erleben hinaus. Musikalischer Ausdruck, Emphase wird untergraben.                                                          

Synthesen vereinigten Elemente (Text + Musik), zu einem neuen höheren Ganzen, zur  übergeordneten Einheit. Aus diversen singulären Reinstoffen entstehen neue Kenneigenschaften, aus Einfachem entsteht Komplexes, aus Libretto und Musik untrennbare Musikdramatik.                  

Dieser Text kann leider kein Veto gegen derzeitigen Überschuss an unbeliebten Inszenierungsstilen sein, aber ein Wunsch Kenneigenschaften zu finden, die eindeutige Identifizierungen zulassen. Wenn derzeitige Einseitigkeit verlassen wird, werden sich naturgemäß “richtige” Inszenierung durchsetzen.

Gem. obigen Definitionen von Synthese / Synthetik kann man vieles nur als konträr zu Naturgesetzen beschreiben, die nun mal nicht künstlich sind. Wenn Verirrungen im Sackgassen – Theater nicht mit der Zeit gehen,  gehen die Theater mit der Zeit (unter). Heute beharrt man noch  auf 50 Jahre Sackgassen – Dramatik.

Zur theaterimmanenten Praxis, Entwicklung, Fortschreibung mit Kenneigenschaften in zeitgemäßer Musikdramatik sei hingewiesen auf: 10 x “Kraft werkimmanent surrealer Inszenierungen” + 6 x “TTT – Dramaturgische Schriften” + div. „Wertewandel und Theaterreform“ hier im Online Merker.

Zeitgemäßes Theater wird nur mit gegebenen Handlungsstrukturen Zukunft haben, jenseits nur unterhaltungswertiger, entfremdender Inszenierungen, dazu gehört auch der “Kratzer – Tannhäuser” in Bayreuth. Wie beim “Neuenfels – Lohengrin mit den Ratten 2010” verdeutlicht Publikumszuspruch Entwöhnung von Qualität als Folge allseitiger Verballhornungen in sonstigen Medien – hier könnte Theater ein Alleinstellungmerkmal reaktivieren.

Man sollte Ernstzunehmendes Ernst nehmen! Dazu wird auch die fortscheitende Virtualisierung durch konservierte Aufführungsanteile zu theaterfremdem Ballast, egal wie die ganzen virtuellen Realitiy – Formate auch betitelt werden (s. o. Überfrachtung)

Also jetzt Parsifal, kürzlich Tannhäuser, davor Lohengrin usw.  –  so torpediert sich Bayreuth zur  “Tamm Tamm – Bude”! Außerhalb aller Kultur – Dimensionen zählt dann nur noch platte Unterhaltung. Zählt? In welche Richtung?

 “Von festem Geiste sei Substanz, die spendet was man fühlen kann. Entweihet nicht die heilige Schwelle, Theater Besudelung zur Hölle!” (frei nach Zauberflöte, Mozart, Schikaneder)

Fortsetzung folgt!

Tim Theo Tinn 27.8.2023

TTT ‘s Musiktheaterverständnis vermeidet Reduktion auf heutige Konsens – Realitäten, Trash-Welten, Wirklichkeiten in Auflösung aller konkreten Umstände von Ort, Zeit und Handlung. Es geht um Parallelwelten, die einen neuen Blick auf unserer Welt werfen, um visionäre Utopien, die über der alltäglichen Wirklichkeit stehen – also surreal (sur la réalité) sind. Menschenbilder sind im psychosozialen Sein zu belassen. Musikalisch determinierte Charaktere sind irreversibel.

Profil: 1,5 Jahrzehnte Festengagement Regie, Dramaturgie, Gesang, Schauspiel, auch international. Dann wirtsch./jurist. Tätigkeit, nun freiberuflich: Publizist, Inszenierung/Regie, Dramaturgie etc. Kernkompetenz: Eingrenzung Feinstoffliches aus Archaischem, Metaphysik, Quantentheorie u. Fraktalem. Metaphysik befragt sinnlich Erfahrbares als philosophische Grundlage schlüssiger Gedanken. Quantenphysik öffnet Fakten zur Funktion des Universums, auch zu bisher Unfassbarem.

 

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