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TRIEST: TOSCA

14.05.2013 | KRITIKEN, Oper

Triest: TOSCA – 14.5.2013


Alexia Voulgaridou, Alejandro Roy. Foto: Parenzan

„Vittoria, vittoria!“: Mühelos, kraftvoll, strahlend und in einer außergewöhnlich langen Dauer, wie man sie selten hört, schmettert er die extremen Spitzentöne und die Freude über den Sieg Napoleons bei der Schlacht von Marengo hinaus, bevor er von den Schergen des immer wütender werdenden Polizeichefs in die Todeszelle weggeschleppt wird. Dieser Cavaradossi von ALEJANDRO ROY ist ganz große Klasse. Der jüngere Spanier weiß auch sonst mit seinem schlanken Tenor und feiner Legatokultur viel Gefühl zu versprühen und wie beim Ohrwurm „E lucevan le stelle“ („Es blitzen die Sterne“) das Publikum zu großem Beifall hinzureißen.

Aber auch sonst wartet diese „TOSCA“  im Teatro Verdi in Triest mit hoher Qualität (ebenso wie bei den kleineren Rollen und beim Chor des Hauses) auf: ALEXIA VOULGARIDOU singt die Titelheldin sehr leidenschaftlich, wunderbar phrasierend, reich an Farben und Emotionen. Allerdings wirkt gerade ihre Paradearie „Vissi d’arte“ viel zu wenig innig sondern geradezu spröde. ROBERTO FRONTALI ist ein zynischer, böser Scarpia mit Potenzial zur Gewalttätigkeit und mit einem für diese Rolle fast zu edlem Timbre. GABRIELE SAGONA als Angelotti gefällt mit seinem kernigen Organ außerordentlich gut.


Roberto Frontali, Alexia Voulgaridou. Foto: Parenzan

Aus dem ORCHESTER DES TEATRO VERDI ließe sich wohl noch mehr Leidenschaft und Dramatik herausholen, wenn DONATO RENZETTI nicht so sehr auf Routine setzen würde. Dass es anders geht, merkt man speziell bei gewissen Schlüsselmomenten, wo dann doch spannende Ausbrüche aber auch zarteste, feinste Töne  aus dem Graben ertönen.
Auf die Ausstattung und die Inszenierung muss man sich einlassen. Puristen werden dabei zweifellos auf ihr Kosten kommen. Denn aus Anlass des Jubiläums der Erstaufführung des Verismo-Edelreißers vor genau 110 Jahren am Teatro Verdi wählte man die ziemlich naturgetreu nachgebaute Ausstattung der Uraufführung von Rom aus dem Jahre 1900, die von ADOLF HOHENSTEIN stammt und jetzt von ETTORE RONDELLI wiederum realisiert wurde, als Kulisse: Sie beeindruckt mit großem Realismus, wie mit dem wuchtigen Inneren der römischen Kirche Sant’ Andrea della Valle, dem prunkvollen Zimmer Scarpias samt schwerem Mobiliar im Palazzo Farnese sowie mit der Plattform der Engelsburg mit einem weiten Blick auf das alte Rom samt Petersdom und Vatikan. Man zeigt und sieht einfach alles so, wie es in den Anweisungen im Libretto gewünscht wird.
Dieses historische Umfeld erfüllt nun GIULIO CIABBATI mit einer ganz traditionellen, librettokonformen Inszenierung mit Leben: Es ist keine Regiegroßtat aber man erlebt doch eine klare und gerade dann, wenn notwendig, spannend erzählte Geschichte. In ausgesprochen prächtigen Kostümen der damaligen Zeit entstehen auch immer wieder Bilder der gefeierten Sängerin, die Hohenstein zudem auf seinen berühmten Plakaten über diese Figur geschaffen hat.

Insgesamt trifft man damit genau den Geschmack des Publikums, denn die Italiener lieben konservative, traditionelle Oper, weswegen zum Finale auch heftigst applaudiert und gejubelt wurde.  

Helmut Christian Mayer

 

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